Dauerkarten von RB Leipzig
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Fußball | Bundesliga RB Leipzig erhöht Ticketpreise - und frustriert die Fans

12. April 2024, 19:40 Uhr

Es rumort hinter den Kulissen von RB Leipzig. Wobei – genau genommen brodelt es in den Kulissen, bei den Zuschauern, und das auch noch bei den treuesten. Denn der Bundesligist ändert seine Dauerkarten-Strategie, was natürlich auch mit saftigen Preissteigerungen verbunden ist. Und diese wiederum mit Protesten.

"Wir sind Schweine, Rote-Bullen-Schweine, wir zahlen keinen Eintritt und trinken Champagner statt Bier!" Dieser selbstironische Gesang wird manchen Fans von RB Leipzig künftig wohl schwerer über die Lippen gehen. Vor allem die Stelle mit dem "Eintritt". Den müssen die Anhänger zwar seit jeher zahlen, die Preissteigerungen für die kommende Saison sind für einige allerdings beträchtlich.

Besonders hart trifft es die Stadiongänger, die in Sektor D "zu Hause" sind. Dieses "Viertel" des Stadionrunds befindet sich hinter dem Tor und gegenüber Sektor B, wo die aktive Fanszene ihren Platz hat. In D sitzen, wenn man so will, die gemäßigten der treuen Fans. Der Bereich hat sich als Familienblock etabliert, gilt laut Stadionordnung (noch) als zweiter reiner Heimfanbereich, wo Trikots der gegnerischen Mannschaft nichts zu suchen haben.

Viele Lücken auf den Rängen

Allerdings hat die Vereinsführung Sektor D als den Bereich mit der höchsten No-Show-Rate im Stadion ausgemacht. Das heißt, hier bleiben bei vermeintlich unattraktiven Spielen wie gegen Bochum oder Darmstadt überproportional viele Plätze unbesetzt – obwohl der gesamte Heimbereich der Arena ausverkauft ist. Grund sind Dauerkartenbesitzer, die bei manchen Spielen dann doch lieber daheim bleiben und ihren Platz in der Ticketbörse nicht weiterverkaufen wollen oder können.

Im Bild: Viele leere Plätze im frostigen RB Stadion.
Viele Plätze sind frei, obwohl das Stadion eigentlich ausverkauft ist. Bildrechte: IMAGO/Picture Point LE

Ausverkauftes Haus und trotzdem viele Lücken auf den Tribünen, das ärgert nicht zuletzt die anwesenden Fans. Zum Beispiel Christian Förtsch. "Vor mir in der Reihe sind mindestens fünf Plätze, die entweder leer sind oder ständig wechselnd besetzt sind. Zu Topspielen sind die immer voll", berichtet er: "Ein Platz gehört einem Typen, den sehe ich in der Saison nur bei zwei Spielen: gegen Bayern und gegen Dortmund."

Konsequenzen und Anpassungen

Um die No-Show-Rate wieder nach unten zu drücken, hat RB Leipzig jedenfalls seine Strategie geändert. So soll der Dauerkarten-Anteil (bislang 32.000) des 47.069 Zuschauer fassenden Stadions gesenkt werden. Das geschieht auch, indem man eine Mindestnutzung einführt: Wer nicht mindestens 10 der 17 Bundesliga-Heimspiele besucht, ist seine Dauerkarte los.

Leipzigs Fans
Die Erhöhung der Ticketpreise trifft besonders Familien. Bildrechte: IMAGO / motivio

Für RB-Fan Christian Förtsch ist das nachvollziehbar und richtig. Ihn ärgert viel mehr, dass RB zugleich noch die Ticketpreise für den Sektor deutlich angehoben hat. Der Klub beteuert, dass es sich um eine Anpassung an die Preise anderer Bereiche im Stadion handele. Mit der No-Show-Rate habe das nichts zu tun. Im Gegenzug erweitere man den Fanblock auf der gegenüberliegenden Stadionseite, was die Plätze in einigen Bereichen wiederum billiger mache.

Für den 44-jährigen Christian Förtsch allerdings kommt das Verlassen seines Stammplatzes "aus gesundheitlichen Gründen" nicht in Frage. Und so trifft ihn die Preisanpassung dreifach, denn RB-Spiele besucht er immer mit seinem Vater und seinem kleinen Sohn. "Statt 753 Euro muss ich jetzt 1.285 Euro bezahlen", rechnet er seinen Fall mit drei Dauerkarten vor. Diese Kröte werde er wohl oder übel schlucken müssen. "Ich gehe aber davon aus, dass das nicht alle können. Die werden dann sagen: Das war‘s jetzt für mich!" Der Ärger ist groß. In den Sozialen Medien geht es entsprechend heiß her.

Schaden für das "Produkt"

Ein häufiges "Das war’s jetzt für mich!" befürchtet derweil auch der Leipziger Fanverband. "Die kommende Saison wird zeigen, ob die Leidensfähigkeit der Fans mit der neuerlichen Anpassung erreicht oder überschritten ist", schreibt die Interessensvertretung der RB-Anhänger in einer Mitteilung. Sie mahnt den Club an, "den Stadionbesucher nicht nur als BusinessCase zu betrachten" und endet mit dem süffisant formulierten Hinweis: "Unter einem leeren Stadion leidet perspektivisch auch die Attraktivität des gesamten Produktes."

Das kommende "Produkt" ist das Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen den VfL Wolfsburg. Da wollen einige Fans, nach Erstellen einer Online-Petition (2.100 Unterschriften bis Freitagabend), ihren Unmut mit Bannern auch ins Stadion tragen. Besonders Frustrierte schlugen sogar einen 15-minütigen Stimmungsboykott vor. Das wäre dann aber auch eine groteske Situation: Stimmungsboykotte kannte man in der RB-Arena bislang nur durch gegnerische Fans, die RB ablehnen.

Sven Kups

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 13. April 2024 | 14:00 Uhr

85 Kommentare

SitBull vor 2 Wochen

Die Preisanpassung scheint ja den Großteil der RB Fans nicht zu jucken, außer Sektor D. Von Solidarisierung außer ein kleines Plakat habe ich jetzt im übrigen Stadion nichts gesehen. Wurde denn Herrn Förtsch kein anderer Stammplatz mit einer etwas moderateren Preiserhöhung angeboten? Also aus meiner Sicht hätte man dies über mehrere Jahre staffeln können. Mal schauen, wie sich dies nächste Saison auswirkt.

Simmerl vor 2 Wochen

Das ganze Stadion ist Familienblock. Wenn man nicht ein Großteil der Spiele kann, kauft man keine Dauerkarte. Die günstigsten Karten im Stadion bei Nichtnutzung nicht in die Ticketbörse zu stellen sondern zu blockieren, ist asozial. Es kann sich ja jemand von den Betroffenen äußern. Hier geben ja nur Ubeteiligte/Unwissende ihren Senf dazu.

Schnibbler vor 2 Wochen

Warst Du jemals beim Fussball und nicht nur beim Event, Voice?
Bierwagen beim Dorfverein mit Spielerfrauen, sicher dat... Auf den Dörfern gibt's noch richtige Sportlerheime. Wirklich jetzt...

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