Ein Wels frisst einen Flusskrebs.
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Artensterben Ein Viertel aller Süßwassertiere weltweit vom Aussterben bedroht

08. Januar 2025, 17:00 Uhr

Beim Stichwort Artensterben haben wir meistens Insekten oder die schwindende Vogelvielfalt vor Augen. Dabei liegt es auch ganz anderswo im Argen: Nämlich in Flüssen und Seen, wo wir es nicht direkt merken, wenn Arten fehlen.

Weltweit ist fast ein Viertel aller Süßwassertiere vom Aussterben bedroht. Das ist das Ergebnis einer Daten-Analyse von mehr als 23.500 Arten. Der Bericht der Forschungsgruppe unter Leitung der Weltnaturschutzunion (IUCN) wurde im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht. Eine internationale Forschungsgruppe um Catherine Sayer (International Union for Conservation of Nature/IUCN) warnt angesichts dieser Ergebnisse vor einem massiven Verlust der Süßwassertierwelt. 

Stark gefährdet sind demnach besondere Zehnfußkrebse, zu denen zum Beispiel Krabben, Krebse und Garnelen gehören. Von diesen sind 30 Prozent der untersuchten Arten vom Aussterben bedroht. Bei den Süßwasserfischen sind demnach 26 Prozent gefährdet. Bei Libellen und Libellenfliegen sind es 16 Prozent. Hier hat die Insektenforscherin und Libellenspezialistin Viola Clausnitzer vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz ihre Expertise in die Studie eingebracht.

Dem Bericht zufolge sind seit 89 Arten seit dem Jahr 1500 nachweislich und 178 Arten vermutlich ausgestorben. Elf Arten kommen demnach nicht mehr in freier Wildbahn vor und nur noch in Gefangenschaft. Catherine Sayer und ihr Team mahnen deshalb, dass unbedingt gehandelt werden müsse, um weitere Artenrückgänge und Verluste zu verhindern. Sie sagen: "Der Mangel an Daten über den Zustand und die Verbreitung der biologischen Vielfalt in Süßwasser kann nicht länger als Entschuldigung für Untätigkeit dienen".

Was zerstört die Artenvielfalt im Süßwasser?

Hintergrund für die Gefährdung sind bei 54 Prozent der untersuchten bedrohten Arten Umweltverschmutzung. Bei 39 Prozent sorgen Staudämme und Wasserentnahme sowie 37 Prozent veränderte Landnutzung dafür, dass Arten im Süßwasser weniger werden. Auch invasive Arten und Krankheiten verschärfen das Unterwasser-Dilemma bei immerhin 28 Prozent der Süßwasserlebewesen. Einige Arten sind dem Forschungsbericht zufolge von mehreren Ursachen gleichzeitig bedroht. Auch Überfischung und Dämme, die Fisch-Wanderrouten blockieren, sind weitere Beeinträchtigungs-Faktoren.

Hier sieht man einen Flusskrebs in Abwehrhaltung.
Der Louisianakrebs oder Rote Amerikanische Sumpfkrebs ist ein weltweit problematischer Neozoen, der sich in Europas Gewässern stark vermehrt hat und als invasiv eingestuft wird Bildrechte: imago images/Gottfried Czepluch

Links/Studie:

Die Studie finden Sie hier im Original.

dpa/lfw

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 08. Januar 2024 | 18:00 Uhr

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