Raumsonde BepiColombo: Vorbeiflug an der Venus
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Am 10. August passiert die europäisch-japanische Raumsonde BepiColombus unseren Nachbarplaneten Venus. Dieser Vorbeiflug dient als Abbremsmanöver auf ihrem Weg zu ihrem eigentlichen Ziel, dem Merkur. Mehr dazu finden Sie hier:
Die Raumsonde BepiColombo ist auf ihrem Weg zum Merkur. Doch am 10. August macht sie einen Abstecher bei unserem Nachbarplaneten Venus. Dort wird sie ein Swing-by Manöver durchführen, wodurch sie ihre Geschwindigkeit weiter drosseln kann. Das ist wichtig, denn ansonsten wird sie wahrscheinlich am Merkur vorbeifliegen oder auf ihm zerschellen. Außerdem benötigt die Raumsonde dank dieses Manövers weniger Treibstoff.
Bereits zwei Swing-by Manöver hat die Sonde seit ihrem Launch am 20. Oktober 2018 vollzogen: Das Manöver an der Erde fand im Mai 2020 statt und im Oktober 2020 wurde eines an der Venus absolviert. Sechs weitere dieser Manöver sind bis zu ihrer Ankunft Ende 2025 geplant. In die Merkurumlaufbahn soll die Sonde am 5. Dezember 2025 einschwenken und dort ungefähr eineinhalb Jahre verweilen. Bis dahin soll die Sonde ihre Geschwindigkeit der Rotationsgeschwindigkeit des Merkurs angepasst haben.
Warum Merkur? Da ist doch kein Leben
Mit dieser Mission hat die Europäische Raumfahrtbehörde ESA zum ersten Mal den Planeten Merkur angesteuert, den sonnennächsten Gesteinsplaneten in unserem Sonnensystem. Bisher waren Missionen zu unbewohnbaren Planeten eher wenig interessant für Wissenschaftler und Raumfahrtagenturen. Deshalb wissen wir auch nicht besonders viel über Merkur. Dennoch hält ihn der ehemalige ESA-Direktor für Wissenschaft und robotische Exploration, Alvaro Giménez, für einen verrückten Planeten:
Das liegt vielleicht zum einen an seiner Lage, weil er so nahe an der Sonne ist und weil er da auch extremen Bedingungen ausgesetzt ist, wie Temperaturen, die bei 450°C liegen an der Oberfläche.
Zusammen mit der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA will die ESA den Planeten besser erforschen. Bisher hatten Forscher ein schwaches Magnetfeld gemessen, das von Merkur ausgeht. Deshalb vermuten sie auch, dass der terrestrische Planet einen flüssigen Eisenkern besitzt. Dieser soll ungefähr 80 Prozent der Gesamtgröße des Planeten ausmachen – wobei das nur Theorie ist. Dafür würde die Rotation des Planeten sprechen, erörtert Roger Förstner, der Leiter des Instituts für Raumfahrttechnik und Weltraumnutzung an der Universität der Bundeswehr in München. Außerdem erklärt Förstner:
Wenn er einen flüssigen Kern hat, rotiert er anders, wackelt sozusagen ein bisschen mehr, als wenn er einen festen Kern hätte. Und dieses Wackeln in der Rotation kann man über diesen europäischen Orbiter so genau bestimmen, dass man wirklich sagen kann, ob der Kern flüssig ist oder nicht.
Mit an Bord: Technik aus Jena
BepiColombo wird während seiner Reise und nach seiner Ankunft etliche Fotos von Merkur machen und den Planeten genauestens vermessen und untersuchen. Ein Teil der benötigten Technik kommt dafür aus Thüringen. Am Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena hat man einen speziellen Thermosensor entwickelt. Dieser Sensor kann kontaktlos die Strahlung an der Oberfläche des Planeten messen. Und diese reicht von 430 Grad Celsius am Tag bis minus 180 Grad in der Nacht. Verbaut wurde der Sensor aus Jena im thermalen Infrarot-Spektrometers MERTIS (Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer).