Wegen Flugverkehr 1,5 Grad Ziel: Globales CO2-Budget in neun Jahren erschöpft
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11. November 2022, 02:00 Uhr
40,6 Milliarden Tonnen: Im laufenden Jahr hat die Menschheit wieder beinahe so viel CO2 in die Atmosphäre entlassen wie vor der Pandemie. Soll das 1,5 Grad Ziel erreichbar bleiben, müssen die Emissionen drastisch sinken.
36,6 Milliarden Tonnen CO2 wird die Menschheit im laufenden Jahr durch Verbrennung fossiler Brennstoffe ausstoßen und damit etwas mehr als 2019 vor der Pandemie. Das ist eines der Ergebnisse des neuen Berichts des Global Carbon Projects. Vor allem Erdöl wurde 2022 wieder deutlich mehr genutzt als während der Pandemiejahre. Die Autoren des Berichts, unter ihnen die Münchner Klimaforscherin Julia Pongratz und die Bremerhavener Meereswissenschaftlerin Judith Hauck, führen das vor allem auf den wieder gewachsenen weltweiten Luftverkehr zurück. Nach zwei Jahren durch die Pandemie erzwungener Flaute fliegen die meisten Airlines nun wieder so viel oder sogar mehr als zuvor.
Nur noch neun Jahre bis das 1,5 Grad Ziel endgültig aus der Reichweite gerät
Zusammen mit den Effekten veränderter Landnutzung – Stichwort Abholzung von besonders wertvollem tropischen Regenwald – erreicht der gesamte menschliche CO2-Ausstoß nun 40,6 Milliarden Tonnen. Dieser Wert liegt minimal unter den 40,9 Milliarden Tonnen von 2019. Zu beobachten seien laut Autoren regionale Unterschiede. In China sei nach wie vor ein Rückgang der Emissionen zu beobachten in Folge der weiter durchgesetzten Lockdowns. In Europa wiederum zeige sich der Stopp der russischen Gaslieferungen. Das habe zu einem Rückgang der Emissionen um zehn Prozent geführt, werde aber durch ein Plus bei Kohle (6,7 Prozent) und Öl (0,9 Prozent) wieder wettgemacht.
Durch die hohen Emissionen entfernt sich die Menschheit weiter vom angestrebten Pfad zur Klimaneutralität. Um zumindest eine 50-prozentige Chance zu behalten, die weltweite Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, dürfen nur noch 380 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Ausgehend vom diesjährigen Ausstoß wäre diese Grenze bereits in neun Jahren, also 2031, erreicht.
Klimaschutzmaßnahmen haben Erfolg, reichen aber noch nicht aus
Der Bericht zeigt allerdings auch, dass die Nutzung der fossilen Energien in einigen Weltregionen bereits seit einigen Jahren sinkt. So können etwa Europa und die USA ihre Emissionen senken, obwohl ihre Volkswirtschaften weiterwachsen. Das zeigt, dass Klimaschutzmaßnahmen wie die Förderung erneuerbarer Energien Erfolg haben können.
Die aktuell erreichten Effekte reichen allerdings nicht, um die Klimaziele des Paris-Abkommens zu erreichen, so der Bericht. "Um bis zum Jahr 2050 null CO2-Emissionen zu erreichen, müssten die gesamten anthropogenen CO2-Emissionen um durchschnittlich 1,4 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr gesenkt werden, vergleichbar mit dem beobachteten Rückgang der Emissionen im Jahr 2020 infolge der Covid-19-Pandemie, was das Ausmaß der erforderlichen Maßnahmen verdeutlicht."
(ens)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Radio | 10. November 2022 | 13:20 Uhr
MDR-Team am 11.11.2022
Bitte bleiben Sie sachlich und konstruktiv, denn nur so können wir den Austausch untereinander im Interesse aller Mitlesenden gestalten.
Dankeschön und liebe grüße
MDR-Team am 11.11.2022
Hallo Norbert 56 NRW,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Wir haben dazu noch folgende Artikel für Sie bei uns gefunden: https://www.mdr.de/wissen/klimawandel-uebergang-erneuerbare-energie-spart-billionen-100.html
https://www.mdr.de/wissen/klima/klima-update-vierundsechzig-klimaanpassung-klimapositiv-technologie-100.html
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/klima-klimaschutz-klimaneutral-treibhausgas-100.html
Ansonsten freuen wir uns über einen konstruktiven und objektiven Austausch hier in den Kommentaren!
Norbert 56 NRW am 11.11.2022
Diese Nachricht ist ja nicht überraschend, und ändern wird es auch nichts. Gerade bei uns haben wir den Knall doch nicht gehört, statt die Atomkraftwerke zu nutzen und neue zu entwickeln hoffen wir auf erneuerbare Energien und wissen genau, das es in der Geschwindigkeit nie geschafft werden kann. Zumindest nicht mit dieser lahmen Verwaltung, und den enormen Preisschwankungen auf den Märkten. Aber wir sind ja in Sachen AKW religiös unterwegs. Dafür fahren wir Kohle hoch und bekommen Frackinggas, das mit Schiffen die Schweröl verbrennen hierher gekarrt werden. Da nutzt es gleich null wenn hier missionarisch die E-Mobilität an jeder Ecke propagiert wird, solange wir Strom so herstellen wie es momentan passiert. Aber wir werden unsere kollektive Angst noch schmerzlich bereuen, und sollten endlich lernen pragmatisch die Sachen und mit Vollgas anzugehen. Wenn unsere Großeltern so drauf gewesen wären würden wir Heute noch Schutt wegräumen.