Eine Hand hebt ein kleines Fläschchen mit Impfstoff von einem Tablett mit vielen Impfstofffläschchen hoch.
Der Impfstoff von Valneva, der auf abgetöteten Coronaviren beruht, könnte die bereits zugelassenen Impfstoffe ergänzen. Bildrechte: imago images/TT

Covid-19 Valneva: Erste positive Phase-3-Ergebnisse für europäischen Tot-Virus-Impfstoff

18. Oktober 2021, 12:25 Uhr

Der österreichisch-französische Impfstoffhersteller Valneva gibt erste positive Ergebnisse seiner klinischen Phase-3-Studie in Großbritannien bekannt. Sein auf abgetöteten Viren basierendes Vakzin habe höhere Titer ausgelöst als der Vektorimpfstoff von Astrazeneca.

Es könnte ein weiteres erfolgreiches Impfstoffprojekt aus Europa werden, bislang sind die Ergebnisse aber nur vorläufig. Das österreichisch-französische Impfstoffunternehmen Valneva hat am Montag per Pressemitteilung erste positive Ergebnisse seiner klinischen Phase-3 Studie in Großbritannien bekanntgegeben. Zwei Dosen mit dem auf abgetöteten Sars-CoV-2-Viren beruhenden Impfstoffkandidaten VLA2001 hätten bei den Versuchsteilnehmern höhere geometrische Mittelwert-Titer für neutralisierende Antikörper ausgelöst, als die Vergleichsgruppe, die mit dem Vektorimpfstoff von Astrazeneca behandelt worden war. Die Daten wurden bislang aber noch nicht unabhängig überprüft, auch eine vollständige Veröffentlichung der Studienergebnisse steht noch aus.

Etwas geringere Impfreaktionen als bei Astrazeneca

An der Zulassungsstudie nehmen insgesamt 4.012 Versuchspersonen teil, die jeweils zur Hälfte der Versuchs- beziehungsweise der Kontrollgruppe zugelost wurden. Alle waren Erwachsene im Alter von 30 Jahren oder älter. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe bekamen den bereits zugelassenen Vektor-Impfstoff von Astrazeneca und Uni Oxford, bei dem genetisch veränderte Adenoviren gespritzt werden, die die Erbinformation für das Corona-Spikeprotein enthalten. Die Versuchsgruppe wiederum bekam den Impfstoffkandidaten von Valneva, bei dem Sars-Coronaviren-2 in Zellkulturen gezüchtet und anschließend chemisch abgetötet werden. Diese kompletten Viren werden dann zusammen mit Impfstoffverstärkern gespritzt. Das Verfahren kommt bereits seit langem bei Impfstoffen zum Einsatz und gilt als gut erforscht und etabliert.

Laut der Mitteilung von Valneva sei sein Tot-Virus-Impfstoff zudem etwas besser vertragen worden als das Astrazeneca-Vakzin. Nur etwa 70 Prozent der Empfänger von VLA-2001 meldeten systemische Reaktionen wie Kopfschmerzen oder Fieber. Bei Astrazeneca betrafen solche Effekte 91 Prozent der Kontrollgruppe. Wie bei den bereits zugelassenen Impfstoffen sind auch bei VLA-2001 zwei Dosen notwendig. Sie werden im Abstand von 28 Tagen gegeben.

Wie stark der Schutz vor einer symptomatischen Erkrankung war, teilte Valneva allerdings nicht. Das ist aber auch schwierig zu ermitteln beim derzeitigen Stand der Pandemie, in der ein Großteil der Bevölkerung bereits geimpft ist und die Ausbreitung des Virus damit zumindest stark behindert ist.

Unklar ob Valneva-Impfstoff eingekauft wird

In Großbritannien habe das rollierende Zulassungsverfahren für den Impfstoff bereits begonnen. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA will Valneva das Verfahren demnächst anstoßen. Unklar ist allerdings nach wie vor, wie viel Impfstoff die Regierungen tatsächlich einkaufen wollen. Das Vereinigte Königreich hatte seine Bestellung vor kurzem storniert. Ein Liefervertrag mit der EU wurde zwar verhandelt, ist aber immer noch nicht abgeschlossen.

Als Vorteil eines Ganzvirusimpfstoffs gilt zum einen seine sehr gute Lagerbarkeit. Im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen bleibt VLA-2001 auch bei einfachen Kühlschranktemperaturen über Monate haltbar. Außerdem fällt die Immunantwort auf das Virus insgesamt breiter aus. Während die bisher zugelassenen Impfstoffe nur gegen das Spikeprotein wirken, zeigten die mit dem Valneva-Impfstoff behandelten Versuchsteilnehmer auch T-Zellantworten gegen das N- und das M-Protein des Virus. Unklar ist aber, ob das ein Vor- oder ein Nachteil ist.

Chinesische Ganzvirus-Impfstoffe: Schutz lässt relativ schnell nach

Bei den zwei von China hergestellten Ganzvirus-Impfstoffen zeigt sich inzwischen, dass sie insgesamt etwas weniger Schutz bieten und den auch nur eine vergleichsweise kurze Zeit. Das berichtet das Magazin nature. CoronaVac bietet laut WHO einen Schutz von 51 Prozent vor symptomatischer Erkrankung, Sinopharm 79 Prozent. Doch bereits nach wenige Monaten lasse die Immunität nach, vor allem bei Personen über 60 Jahren, warnen Forscher jetzt. Empfohlen wird daher eine weitere Auffrischungsimpfung. Sowohl CoronaVac als auch Sinopharm stellen mir über 3 Milliarden ausgelieferten Dosen inzwischen den Großteil der außerhalb Europa, der USA und China eingesetzten Impfstoffe.

(ens)

2 Kommentare

MDR-Team am 19.10.2021

@Tacitus,
Ihre Ausführungen stimmen leider nicht. Die mRNA-Technologie ist seit etwa 30 Jahren bekannt. Bereits vor über 10 Jahren wurden erste klinische Studien für die Krebstherapie beim Menschen durchgeführt. Lediglich der zugelassene Einsatz von mRNA-Impfstoffen ist neu.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von RNA-Impfstoffen werden seit mehreren Jahren in klinischen Studien am Menschen in anderen Anwendungsgebieten (verschiedene Krebsarten und Infektionskrankheiten) untersucht. Bei den mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 wurde die Sicherheit bereits vor der Zulassung durch eine klinischen Phase-3-Studie an mehreren zehntausend Probanden und mit dem weltweiten millionenfachen Einsatz nachgewiesen.
Langzeit-Nebenwirkungen gibt es bei Impfstoffen generell nicht, auch nicht bei mRNA-Impfstoffen. Die Inhaltstoffe werden in wenigen Tagen abgebaut und lagern sich nicht im Körper ein. https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-impfstoff-langzeitschaeden-100.html

MDR-Team am 19.10.2021

Hallo Tacitus,
noch ist doch überhaupt nicht klar, ob der Impfstoff gekauft wird oder nicht. Ein Liefervertrag mit der EU wurde verhandelt, ist aber noch nicht abgeschlossen.
Was genau soll denn ein "echter" Impfstoff sein? Alle bisher zugelassenen Impfstoffe sind doch auch echt, also real, sicher und wirksam. Und von welchen "Unwägbarkeiten" sprechen Sie?