Ein positiver SARS-CoV-2 Rapid Ag Antigen Schnelltest liegt auf einem Impfbuch.
Die psychische Gesundheit hat laut US-Forschern einen großen Einfluss auf das Risiko, einen Corona-Impfdurchbruch zu erleiden. Bildrechte: IMAGO / photothek

Covid-19 Corona: Mentales Wohlbefinden verringert das Risiko eines Impfdurchbruchs

19. April 2022, 16:17 Uhr

Daten aus den USA zeigen: Wer an psychischen Erkrankungen leidet, hatte schon vor Omikron ein stark erhöhtes Risiko, einen Impfdurchbruch zu erleiden. Eine Drogenabhängigkeit wiegt etwa so schwer wie ein Nierenschaden.

Welche Vorerkrankungen erhöhen das Risiko, trotz Impfung eine Covid-19 zu bekommen? Bislang haben Forschende hier vor allem auf körperliche Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Schäden oder chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) geschaut. Ein Team der Universität von Kalifornien in San Franzisco hat nun Gesundheitsdaten von Veteranen des US-Militärs analysiert und festgestellt: Auch psychische Erkrankungen können das Immunsystem deutlich schwächen und zwar ungefähr genauso wie körperliche Faktoren. Das gilt vor allem für ältere Menschen über 65 Jahren.

Impfdurchbruch bei 14,8 Prozent von einer Viertelmillion Untersuchungspersonen

Erstautorin Kristen Nishimi und ihr Team haben die Datenbanken der Gesundheitsversorgung für Veteranen des US-Militärs durchsucht und dabei Personen herausgefiltert, die vollständig geimpft, zuvor nicht an Corona erkrankt waren und deren Akten mindestens ein nach der Impfung eingetragenes Covid-19-Testergebnis enthielten. Dabei konzentrierten sich die Forschenden auf die Zeit vor Omikron, also auf den Zeitraum Februar 2020 bis 16. November 2021.

Insgesamt fand das Team 263.697 Personen, die zu 90,8 Prozent Männer waren. Bei rund 51,4 Prozent war innerhalb der vergangenen fünf Jahre mindestens eine psychische Störung diagnostiziert worden. Dazu zählten die Forschenden unter anderem Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen, Angststörungen, Missbrauch von Alkohol und anderen Substanzen, bipolare Persönlichkeitsstörungen sowie Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen. 14,8 Prozent der Untersuchten hatte einen Impfdurchbruch erlitten.

Psychische Erkrankungen steigern das Risiko eines Impfdurchbruchs

Unter Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, sozialer Herkunft, Vorerkrankungen und Rauchen zeigte sich: Personen mit einer diagnostizierten Störung hatten im Vergleich mit Menschen ohne psychische Erkrankungen ein stark erhöhtes Risiko, trotz vollständiger Impfung an Corona zu erkranken. Besonders ausgeprägt war dies bei den älteren Veteranen über 65 Jahren. Missbrauchten solche Personen Substanzen, hatten sie ein um 24 Prozent höheres Risiko, einen Impfdurchbruch zu erleiden.

Bei einer Psychose war das Risiko um 23 Prozent, bei einer bipolaren Störung um 16 Prozent und bei Angststörungen um 12 Prozent erhöht. Zum Vergleich: Unter den körperlichen Ursachen führten Nierenstörungen mit 23 Prozent höherem Risiko die Liste an, also sogar etwas weniger, als eine Drogenabhängigkeit.

Psychisch Erkrankte handeln impulsiver und dadurch risikoreicher

In der Gruppe der unter 65-Jährigen wogen psychische Faktoren zwar weit weniger schwer, im Schnitt lag das Risiko dort etwa zehn Prozent unter dem der älteren Untersuchten. Doch auch bei den Jüngeren zeigte sich, dass eine psychische Erkrankung das Risiko eines Impfdurchbruchs steigerte. Kristen Nishimi glaubt, dass der Grund dafür neben einem schwächeren Immunsystem auch darin liegen könnte, dass ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen "häufiger persönliche Betreuung benötigten und dass das die Zahl ihrer Interaktionen mit dem Gesundheitssystem erhöhen könnte".

Grundsätzlich schätzen die Forscher aber ein, dass "die Immunität nach einer Impfung bei psychisch erkrankten Menschen rascher nachlässt und sie könnten auch gegen neue Varianten schlechter geschützt sein", so Aoife O'Donovan, Senior-Autor des Papers. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass psychisch Erkrankte aufgrund von impulsivem Verhalten höhere Ansteckungsrisiken eingehen. So hatte das Team in einer vorangegangenen Studie gezeigt, dass Menschen mit PTSB oder Angststörungen impulsiver und dadurch riskanter handeln.

(ens)

5 Kommentare

Reuter4774 am 21.04.2022

Das ist keine neue Erkenntnis. Vorsicht und Sorge in allen Ehren aber wenn die Angst chronisch wird und überhand nimmt, belastet sie Körper und Immunsystem genauso wie eine Infektion oder körperliche Erkrankung. Deshalb ist es so wichtig eben nicht die Angst regieren zu lassen und die Grenze zwischen gesunder Vorsicht und krankhafter Paranoia zu erkennen. Gerade deshalb konnte und kann ich den Überbietungswettbewerb der Politik und Medien/ Presse nicht nachvollziehen. Was soll mit diesem unterirdischen Kommunikationsniveau (Killervariante...) erreicht werden? Das frage ich mich so langsam auch, als geboosterte Nicht- Querdenkerin ( aber Selbst- Denkende).

MDR-Team am 20.04.2022

Hallo Brigitte Schmidt,
Impfversagen und Impfdurchbruch sind unterschiedliche Dinge. Impfversagen ist der medizinische Fachbegriff, der das Schicksal von Menschen beschreibt, bei denen die Impfung keine Wirkung zeigt. Der Körper bildet keine Antikörper, der erhoffte Immunschutz bleibt aus. Das kommt nur selten vor, doch es gibt Personengruppen, bei denen es häufiger auftritt. Das sind zum Beispiel Patientinnen und Patienten, die an einer Autoimmun- oder chronisch-entzündlichen Erkrankung leiden.
Als Impfdurchbruch dagegen wird der Fall bezeichnet, bei der eine vollständig geimpften Person dennoch eine Infektion mit Symptomatik erleidet, obwohl sie Antikörper entwickelt hat.
Beide Fälle gab es bereits bei früheren Impfungen, wie auch bei modernen Impfstoffen. Denn wohl kaum eine Impfung schützt zu 100%. https://www.swr.de/wissen/drittimpfung-macht-hoffnung-fuer-menschen-mit-impfversagen-100.html

DER Beobachter am 20.04.2022

Was bezwecken Sie mit der themenfremden unsinnigen Frage?