Covid-19 Corona: Wie Antikörper Omikron neutralisieren könnten

28. Dezember 2021, 14:59 Uhr

Omikron ist besonders infektiös und weicht der Immunantwort aus. Das macht die Sars-CoV-2-Variante so gefährlich. Forscher haben jetzt Antikörper wiederentdeckt, die Omikron neutralisieren können.

Omikron-Symbol
Omikron wird in Kürze die vorherrschende Coronavirus-Variante in Deutschland sein. Bildrechte: imago images/Bihlmayerfotografie

  • Ein internationales Wissenschaftlerteam hat untersucht, wie Omikron der Immunantwort ausweicht.
  • Dabei entdeckten sie Antikörper, die Omikron neutralisieren können.
  • Diese könnten auch ihre Wirksamkeit behalten, wenn das Virus weiter mutiert.

Das Forscherteam um den Schweizer David Corti (Humabs BioMed SA) und den US-Amerikaner David Veesler (Howard Hughes Medical Institute) hat untersucht, wie die neue Corona-Variante Omikron auf Antikörperbehandlungen reagiert und Antikörpern, die nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung oder Impfungen gebildet wurden. Laut der in Nature erschienenen Studie entdeckten sie vier Klassen von Antikörpern, die ihre Wirksamkeit gegen Omikron behielten.

Omikron-Spikeprotein bindet 2,4-mal besser als Wildtyp

Für ihre Experimente nutzten sie sogenannte Pseudoviren. Das sind im Labor hergestellte Viren, die sich nicht replizieren können, aber die Spike-Proteine ​​mit den Omikron-Mutationen aufweisen und auch solche, die auf den frühesten bei der Pandemie identifizierten Varianten gefunden wurden. Damit konnten die Forscher die Wirksamkeit unter Laborbedingungen kontrolliert vergleichen. So fanden sie heraus, dass das Spike-Protein der Omikron-Variante 2,4-mal besser binden konnte als das Spike-Protein, das in dem zu Beginn der Pandemie isolierten Virus gefunden wurde.

Die dritte Impfung hilft gegen Omikron

Die Impfdurchbrüche und die Ansteckung nach überstandener Krankheit, die wir jetzt erleben, konnten die Forscher mit diesen Untersuchungen ebenfalls bestätigen. Dazu nutzten sie Proben von geimpften Personen sieben bis zehn Monate nach der letzten Dosis (insgesamt zwei Dosen außer bei Johnson & Johnson). Es zeigte sich: Seren von genesenen Patienten oder Personen, die mit Johnson & Johnson (Einzeldosis), Sputnik V- oder Sinopharm-Impfstoffen geimpft wurden, hatte keine oder nur geringe neutralisierende Wirkung gegen Omikron. Mit Moderna-, Biontech- und Astrazeneca-Impfstoffen geimpfte Personen zeigten eine 33-, 44- bzw. 36-fache Verringerung der Neutralisationsaktivität gegenüber Omikron im Vergleich zur Wuhan-Variante.

Erst eine dritte Impfung hob das Antikörperniveau wieder um das bis zu Zehnfache an. "Dies zeigt, dass eine dritte Dosis wirklich sehr hilfreich gegen Omikron ist", so Veesler. Professor für Biochemie an der University of Washington School of Medicine in Seattle.

Monoklonale Antikörper: Sotrovimab teilweise wirksam gegen Omikron

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung war die Wirkung der Antikörperbehandlungen, die derzeit für die Anwendung bei Patienten zugelassen sind oder entwickelt werden. Alle, bis auf eine, wiesen im Labor keine oder eine deutlich reduzierte Aktivität gegen Omikron auf. Die Ausnahme war laut der Studie ein Antikörper namens Sotrovimab, der eine zwei- bis dreifache Verringerung der neutralisierenden Aktivität aufwies.

Ein Antikörper gegen alle Corona-Varianten

Bei den Untersuchungen testeten die Forscher allerdings auch eine größere Gruppe von Antikörpern, die gegen frühere Versionen des Virus erzeugt wurden. Und dabei stießen sie auf insgesamt vier Klassen von Antikörpern, die ihre Fähigkeit zur Neutralisierung von Omikron behielten. Das Besondere an ihnen: sie zielen auf einen von vier spezifischen Bereichen des Spike-Proteins ab, der in allen Sars-Viren zu finden ist, also nicht nur dem aktuellen Sars-CoV-2. Die Forscher sprechen dabei von sogenannten konservierten Bereichen des Virus, die sich nicht so leicht ändern.

Damit könnte es möglich sein, Impfstoffe und Antikörperbehandlungen zu entwickeln, die nicht nur gegen die Omikron-Variante wirksam sind, sondern auch gegen andere Varianten, die in Zukunft auftreten könnten, so Biochemiker Veesler. "Dieser Befund sagt uns, dass es einen Weg gibt, die kontinuierliche Evolution des Virus zu überwinden, indem man sich auf Antikörper konzentriert, die auf diese hochkonservierten Stellen des Spike-Proteins abzielen."

gp

Link zur Studie

Elisabetta Cameroni,  John E. Bowen,  Davide Corti: Broadly neutralizing antibodies overcome SARS-CoV-2 Omicron antigenic shift, nature

1 Kommentar

DermbacherIn am 29.12.2021

Eigentlich scheint viel darauf hinzudeuten, dass spätestens mit „Omikron“ die Epidemie Corona für beendet erklärt werden kann.
Aus Ländern wie Südafrika und Großbritannien gab es früh Hinweise, dass eine Ansteckung in der Regel „mild“ verläuft.
In USA gab es schon Anfang Dezember Meldungen (CNN), dass der Verlauf meist „mild or moderate“ zu nennen sei. Das hat sich offenbar in den Folgewochen verstetigt, bei über 73 % Omikron-Verbreitung:
Am 22. Dezember wurden in USA dann folglich auch – trotz oder wegen „Omikron“ – keine Lockdowns verfügt.