Kind mit Schnupfen
Fast alle Kinder machen Coronaviren durch - als Erkältung. (Symbolfoto) Bildrechte: imago images / photothek

Covid-19 vs. Influenza Wird Corona bald harmloser als die Grippe?

13. Januar 2021, 14:05 Uhr

Was wird aus Covid-19, wenn das neue Coronavirus langfristig unter Menschen zirkuliert? Es könnte den bereits existierenden Corona-Erkältungen immer ähnlicher werden und damit harmloser, glauben US-Forscher.

Coronaviren bei Menschen gab es schon vor der Pandemie. Sie tragen komplizierte Abkürzungen wie HCoV-229E oder HCoV-NL63 und verursachen meist eine milde Erkältung im Kindheitsalter, können bei Menschen mit schwachem Immunsystem aber durchaus auch schwere Infektionen auslösen.

Was wird mit dem Sars-Coronavirus-2 passieren, wenn es sich langfristig bei den Menschen eingerichtet hat, endemisch geworden ist, wie die Wissenschaftler dazu sagen? Es könnte ebenfalls zu einer solchen, meist harmlos verlaufenden Kinderkrankheit werden, argumentieren Forscher aus den USA jetzt im renommierten Journal Science.

Immunität gegen Corona verhindert wahrscheinlich nur schwere Verläufe

Die vier endemischen humanen Coronaviren (daher die Abkürzung HCoV) zirkulieren bereits seit langer Zeit, sind Schätzungen zufolge etwa für jede dritte Erkältung verantwortlich, und erwischen die meisten Menschen bereits im Kindheitsalter. Wer die Infektion einmal durchgemacht habe, könne sich zwar später im Leben wieder anstecken, sei aber meist vor schweren Krankheitsverläufen geschützt, sagt Jennie Lavine, Forscherin an der Emory University und Erstautorin der neuen Studie und fügt hinzu: Für diese Viren sei der Begriff Herdenimmunität unvollständig und möglicherweise irreführend.

Eine erneute Ansteckung ist durchaus innerhalb eines Jahres möglich. Aber wenn das passiert, sind die Symptome mild und das Virus wird schneller aus dem Körper ausgeschieden. Das zeigt, dass wir verschiedene Teile einer Immunität gegen Corona unterscheiden müssen. Die Frage ist: Wie lange hält eine Immunität an, die einen schweren Verlauf verhindert und wie lange bleibt eine Immunität erhalten, die eine Weitergabe des Virus verhindert? Diese Zeitspannen können sehr unterschiedlich sein.

Dr. Jennie Lavine, Emory University

Corona bald weniger tödlich als die Grippe?

Inzwischen gebe es einige Studien zur Frage, welche Bestandteile der Immunantwort auf Corona wie lange erhalten bleiben. Geforscht werde aber noch an der Frage, was das für das Risiko der Weitergabe der Viren und einer wiederholten Infektion bedeute. Lavine: "Zusammengefasst fragen wir uns: Wie verhält sich Sars-CoV-2 langfristig im Vergleich mit der saisonalen Influenza oder dem respiratorischen Synzytial-Virus?"

Sie und ihr Team nehmen an, dass die Immunität gegen Sars-CoV-2 der gegen die anderen Coronaviren ähnlich sei. Bei denen komme es einfach nur selten vor, dass Erwachsene zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Virus konfrontiert seien, insofern erkläre das möglicherweise ihre Harmlosigkeit. Die Forscher nehmen daher an, dass die Sterberate bei Corona langfristig unter der der saisonalen Grippe liegen werde, also unter 0,1 Prozent. Lavines Kollege Ottar Bjornstad von der Penn State Universität glaubt, dass die hohe Sterblichkeit und die Notwendigkeit der Impfung bald Geschichte sein werden. "Maximale Anstrengungen sollten unternommen werden, um diese jungfräuliche Pandemie auf dem Weg zur Endemie zu überstehen."

Impfungen werden unwichtiger – Tests bleiben aber zentral

Die Forscher schließen aus ihrer Modellrechnung, dass eine Massenimpfung vor allem in den ersten beiden Jahren nach Bereitstellung von Impfstoffen von zentraler Bedeutung sei, langfristig dann aber nur noch besonders gefährdete Risikogruppen geimpft werden müssten. Bis zum Erreichen der Endemie sei aber weiterhin umfangreiches Testen notwendig, da Corona bald wahrscheinlich nicht mehr anhand seiner Symptome von anderen Infektionen unterschieden werden könne.

Bei der Studie handelt es sich allerdings nur um eine Modellrechnung. Es könne auch passieren, das Sars-CoV-2 Infektionen für Kinder bedrohlicher werden, wie das etwa bei MERS beobachtet werde, In diesem Fall seien Massenimpfungen unerlässlich.

14 Kommentare

MDR-Team am 15.01.2021

Hallo pepe79,
es stimmt, dass das Coronavirus aus den Altenheimen herausgehalten werden muss, aber das heißt nicht, dass es die jungen Leute "fast nie juckt", wie Sie schreiben. Auch wenn sie selbst nicht schwer erkranken, können sie trotzdem auch Menschen aus gefährdeten Gruppen anstecken - die auch nicht alle in Heimen wohnen. Und der Inzidenzwert schlägt sich natürlich nicht eins zu eins in der Krankenhausbelegung nieder. Wenn überhaupt, dann mit zeitlicher Verzögerung, aber daneben gibt es auch weitere Faktoren, die die Krankenhausbelegung beeinflussen.
LG, das MDR-Wissen-Team

MDR-Team am 15.01.2021

Hallo pepe79,
Sie haben recht mit der Aussage, dass die Menschen möglichst viel an die frische Luft müssen, wobei dann auch die Abstandsregeln permanent eingehalten werden müssen, was sich nicht immer so einfach bewerkstelligen lässt - wie auch beim Wintersport. Daher ist es in der aktuellen Lage mit sehr hohen Infektionszahlen auch sinnvoller, auf diesen Sport zu verzichten und dies in einigen Wochen oder im nächsten Winter nachzuholen.
LG, das MDR-Wissen-Team

pepe79 am 15.01.2021

Die 7 Tagesinzidenz bei den 18-27 jährigen In Jena steigt übrigens konntinuierlich an und liegt aktuell um die 350/ 100.000 laut Info der Stadt...sind deswegen 10% , also 35 davon im Krankenhaus oder 20% was 70 wären? Nein! GenU das ist der Punkt. Aus Heimen mzss es rausgehalten werden und die jungen Leute juckt es fast nie. In der Uniklinik Jena sind aus Jena aktuell 22 stationär behandelt.