Covid-19 Corona-Impfung und trotzdem positiv? Das passiert im Körper

06. Januar 2021, 17:24 Uhr

Seit Ende Dezember wird in Deutschland mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech geimpft. Nach der heutigen Zulassung durch die EU folgt in Kürze auch der von Moderna. Aber es gab dennoch Fälle, in denen Geimpfte positiv auf das Virus getestet wurden? Wie kann das sein und wann wirkt der Schutz?

Die Immunisierung via mRNA funktioniert wie eine Art "Training" des körpereigenen Immunsystems. Der Impfstoff nutzt die Fähigkeit des menschlichen Immunsystems, Proteinbestandteile des Coronavirus nachzubauen.

Geimpft und sicher?

Momentan wird die Covid-19-Impfung in Deutschland in zwei Schritten durchgeführt. Auf die erste Impfung folgt im Abstand von 21 Tagen eine zweite. Direkt nach der ersten Impfung besteht lediglich ein geringer Schutz vor einer möglichen Covid-19-Erkrankung, denn eine Infektion mit dem Virus ist weiterhin möglich. Frühestens sieben Tage nach der ersten Impfung bestehe ein Teilschutz, so Prof. Alexander Dalpke vom Universitätsklinikum Dresden. Ein 95-prozentiger Schutz vor der Erkrankung bestehe wiederum erst sieben Tage nach der zweiten Impfdosis.

Bin ich weiter ansteckend?

Professor Alexander Dalpke von der TU Dresden
Prof. Alexander Dalpke: Ein positiver Corona-PCR-Test durch die Impfung ist biologisch nicht möglich. Bildrechte: IMMH, TU-Dresden

Ob sich eine vollständig geimpfte Person mit Covid-19 anstecken oder den Erreger weitergeben kann, ist derzeit noch unklar. Prof. Dalpke betont, er halte jedoch beides für unwahrscheinlich. Im Moment deute sich an, dass eine sogenannte "sterile Immunität" möglich sei. In diesem Fall würde sich die geimpfte Person nicht mit dem Virus anstecken und könnte es auch nicht weitergeben. Um eine endgültige Aussage zu treffen, fehle es jedoch noch an Daten. Dass die Impfung selbst einen positiven Corona-Test (PCR) bedingt, könne er ausschließen, sagt Prof. Alexander Dalpke: "Biologisch gesehen ist das nicht möglich".

Braucht es wirklich zwei Impfungen?

Angesichts der knappen Impfstoff-Ressourcen will das Bundesgesundheitsministerium derzeit prüfen lassen, ob auch eine einzelne Impfung möglicherweise ausreichend sein könnte. Die Idee: Schiebt man die zweite Dosis etwas hinaus, können dafür mehr Menschen zumindest eine erste Impfung bekommen.

"Boost-Effekt" für das Immunsystem

Sebastian Ulbert vom Frauenhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie betont, seiner Ansicht nach seien Menschen nach der ersten Spritze nicht gut geschützt. Erst nach der zweiten Impfung komme es zu einem "Boost-Effekt“: das Immunsystem springe dann erst richtig an und sei besser für eine spätere Corona-Infektion gerüstet. Deshalb dürfe nicht auf eine zweite Impfung verzichtet werden, es sei aber angesichts der Pandemielage vertretbar, die zweite Impfung verzögert nachzuholen. Länger als 60 Tage dürfe jedoch nicht gewartet werden.

Was passiert im Körper?

Die mRNA oder "Messenger-RNA" agiert im Körper als eine Art "Nachrichtenbote": Sie kommuniziert mit denjenigen Zellbestandteilen, die für die Produktion von Eiweißen verantwortlich sind. Diesen Zellbestandteilen teilt die mRNA mit, welche Proteine konkret hergestellt werden sollen. Im Normalfall stellt der Körper die mRNA selbst her – bei der Corona-Impfung wird allerdings künstlich hergestellte mRNA gespritzt. Diese "beauftragt" die Produktion eines Bestandteils des Coronavirus: das sogenannte "Spike-Protein".

Der Impfstoff "trainiert" das Immunsystem

Diese Produktion übernehmen die sogenannten "antigenpräsentierenden Zellen" im Muskelgewebe. Das sind Spezial-Zellen und keine normalen Muskelzellen. Sie "präsentieren" das Spike-Protein an ihrer Oberfläche. So trainieren sie das Immunsystem darauf, Teile des Virus zu erkennen und Antikörper zur Bekämpfung zu produzieren. Das Muskelgewebe wird dabei nicht beschädigt. Nach der Impfung baut sich die künstliche mRNA im Gewebe wieder ab – ähnlich wie sonst die körpereigene mRNA.

mRNA-Impfstoffe sind einfacher zu produzieren

Aus wissenschaftlicher Sicht sei diese Form der mRNA-Impfung besonders sicher, sagt Prof. Alexander Dalpke. Das läge auch daran, dass keine infektiösen Viren verwendet würden. Die mRNA sei außerdem vergleichsweise einfacher zu produzieren. "Angesichts der aktuellen Debatte um eine mangelnde Verfügbarkeit des Impfstoffes ist das ein wichtiger Punkt", betont Dalpke.

iz

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