Androidin „Erica“ sieht aus wie eine junge Frau. Sie spricht und gestikuliert dabei. Von hinten ist ihr Gesprächspartner zu sehen.
Androidin "Erica" kann sich schon mit Menschen unterhalten. Nun soll sie auch Humor lernen. Bildrechte: IMAGO / AFLO

Androidin lernt zu lachen Ein Roboter mit Sinn für Humor

11. April 2024, 13:13 Uhr

Wie bringt man jemandem Humor bei? Schwierige Sache, schließlich findet jeder Mensch unterschiedliche Sachen lustig. Forscher in Kyoto haben sich nun vorgenommen, einem Roboter Sinn für Humor beizubringen und diesen im Dialog mit Menschen einzusetzen.

Lachen registriert. Analysiere … …. … Output: Hihi

Roboter können inzwischen vieles, was Menschen auch können: gehen, sprechen, hören, Handtücher zusammenfalten… aber verstehen sie auch Humor? In der Science Fiction-Welt ist es ein beliebter Running Gag, dass Roboter keinen Humor haben. Star Trek-Fans kennen die Momente, in denen der Androide Data Witze seiner menschlichen Kolleginnen und Kollegen nicht versteht, selbst erfolglos versucht, welche zu machen oder einfach loslacht, ganz ohne Grund.

Forschende in Kyoto arbeiten nun daran, einem besonderen Roboter eine Art Humor-Datensatz zu verleihen. "Erica" soll lernen, an den richtigen Stellen im Gespräch mit einem Menschen zu lachen.

Erica ist ein Roboter mit menschlichem Aussehen. Die Androidin versteht Sprache, beherrscht einige Gesichtsausdrücke und kann sprechen. Im Gespräch mit einem Menschen kann sie selbstständig antworten und von sich aus Fragen stellen.

Nun soll Erica eine weitere Fähigkeit erlernen, die die menschliche Kommunikation ausmacht: Humor. Das Problem ist aber, dass jeder Mensch einen etwas anderen Humor hat. Erica soll daher nicht lernen, selbst Witze zu reißen. Sie soll vielmehr lernen, Lachen im Dialog mit Menschen empathisch einzusetzen.

Konversation hat viele Ebenen

Empathie ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, ihre Empfindungen zu verstehen und entsprechend zu reagieren. Empathisch reagiert zum Beispiel ein Elternteil, der sein Kind tröstet, nachdem es sich das Knie aufgeschlagen hat. Genauso ist es ein Zeichen von Empathie, wenn die Freundin eine witzige Geschichte erzählt, sich dabei selbst vor Lachen kugelt und man mitlacht.

Ein Weg, durch den sich ein Roboter in die Benutzer einfühlen kann, ist, indem er ihr Lachen teilt.

Studienautor Dr. Koji Inoue

Auch das gehört zu einer Unterhaltung, sagt Studien-Autor Koji Inoue: „Konversation enthält viele Ebenen der Kommunikation und besteht nicht nur aus einer korrekten Antwort. Deshalb haben wir beschlossen: Ein Weg, durch den sich ein Roboter in die Benutzer einfühlen kann, ist, indem er ihr Lachen teilt.“

Die meisten Menschen lachen in einem Gespräch instinktiv. Androidin Erica muss das erst lernen. Die Forscher nähern sich der Lösung an, in dem sie das Problem dreiteilen:

  1. Erkennen, ob das Gegenüber lacht
  2. Entscheiden, ob man auch lacht
  3. Auswählen, welche Art von Lachen eine angemessene Antwort ist

Datensatz: Speed-Dating

„Trainiert“ hat Erica mit über 80 Speed-Dating Dialogen. Studierende der Kyoto Universität unterhielten sich mit der Androidin, die von einer Amateurschauspielerin ferngesteuert wurde.

Die Forschenden standen nun vor der Herausforderung, die Lacher aus dem Speed-Dating zu kategorisieren, sagt Koji Inoue: „Wir mussten genau überlegen, welche Lacher wir für unsere Analyse verwenden konnten. Wir durften nicht einfach davon ausgehen, dass auf jeden Lacher reagiert werden kann.“

Außerdem war die Art des Lachens wichtig. Ein höfliches Kichern mag in manchen Fällen die angemessene Antwort sein, in anderen Fällen ist ein fröhlich-schallendes Lachen passender.

Lachen im Test

Die Forschenden testeten, wie Ericas Lacher bei einem Test-Publikum ankommen. Dazu erstellten sie verschiedene Dialoge mit der Androidin, in denen sie ihr Lachen unterschiedlich einsetzte. Mal antwortete sie nur mit höflichem Kichern, mal lachte sie ausschließlich schallend. In einem dritten Szenario setzte sie beide Arten von Lachen ein. Mal lachte Erica jedesmal, wenn ihr Gegenüber auch lachte. Mal entschied sie, ob und welcher Lacher eine angemessene Reaktion wäre.

Das Testpublikum sollte Ericas Reaktionen nach verschiedenen Kriterien (Empathie, Natürlichkeit, Menschenähnlichkeit und Nachvollziehbarkeit) bewerten. Am besten Schnitt Erica ab, wenn sie abwägte, ob ein Lachen angebracht ist und dann die Art von Lachen der Situation angepasst wählte.

Roboter sollten einen eigenen Charakter haben.

Dr. Koji Inoue

Die Forschenden wollen Erica noch mehr Lach-Arten beibringen. Doch Lachen sei nur ein Aspekt einer natürlichen Konversation, sagt Koji Inoue: „Roboter sollten einen eigenen Charakter haben. Wir denken, dass sie dies durch ihr Gesprächsverhalten, ihr Lachen, Blicke, Gesten und ihre Sprechweise zeigen können.“ Doch bis wir uns mit einem Roboter wie mit einem Freund unterhalten können, würden noch mindestens zehn bis zwanzig Jahre vergehen, so der Forscher aus Kyoto.

cn

Link zur Studie:

Die Studie Can a robot laugh with you?: Shared laughter generation for empathetic spoken dialogue erschien im September 2022 in Frontiers.

DOI: 10.3389/frobt.2022.933261