Neuer Podcast "Die Medizin von morgen" "Die mRNA-Impfung gegen Krebs ist ein großer Hoffnungsschimmer"

19. April 2024, 10:33 Uhr

Im Podcast "Die Medizin von morgen" widmen sich Eckart von Hirschhausen und Katharina Adick der Frage, wie die Medizin der Zukunft aussieht. In der aktuellen Folge geht es um Krebs und eine mögliche Impfung dagegen. Die gute Nachricht: Es gibt schon solche Impfungen.

Ab dem 9. April 2024 geht die ARD-Erfolgsserie "Charité" in die vierte Staffel. Die Geschichte über das renommierte Berliner Krankenhaus wird weitererzählt – nun über die Medizin der Zukunft im Jahr 2049. Wie der Titel schon verrät, beschäftigt sich auch der neue Podcast, in dem der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen und die Journalistin Katharina Adick gemeinsam in die Zukunft blicken, mit der "Medizin von morgen".

Herr von Hirschhausen, warum ist Krebs trotz aller Forschung noch immer so gefährlich?

Eckart von Hirschhausen: Krebs ist ein Arschloch. Er ist ein Spielverderber. Er hält sich nicht an Regeln und Grenzen. Er nimmt alles für sich in Anspruch, streut und versteckt sich. Er ist auch nicht schön im Sinne von Symmetrie.

Wie meinen Sie das?

Wir haben ja so ein Grundgefühl für Ästhetik, für Schönheit. Das ist zum Beispiel Symmetrie und Krebszellen halten sich einfach nicht an Grenzen. Das ist ja dieses Invasive, das Grenzüberschreitende. Eine Krebszelle kümmert sich nicht darum, dass da eine andere Zelle, zum Beispiel ein Blutgefäß darstellt und wächst einfach weiter. Die Regel beim Krebs ist: Er hält sich nicht an Regeln.

Auf der ganzen Welt arbeiten unzählige Forschungsteams daran, die Überlebenschancen bei verschiedenen Krebserkrankungen zu erhöhen. Und es gibt eine Technologie, die wir aus Coronazeiten kennen: die Messenger-RNA (mRNA). Diese stellt mittlerweile einen großen Hoffnungsträger dar.

Da ist es ja kurioserweise genau andersherum gewesen, dass wir die Impfung gegen Covid-19 deswegen so schnell gekriegt haben, weil es ganz viel Grundlagenforschung dafür gab. Und die war überhaupt nicht für infektiöse Krankheiten gedacht, sondern für Krebszellen.

Eckhart von Hirschhausen... ...wurde 1967 in Frankfurt (Main) geboren. Der promovierte Arzt und Journalist bringt seit Jahren gesundheitliche Themen einem breiten Publikum auf allgemein verständlich und auch amüsante Art bei.

Katharina Adick arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin für verschiedene Formate wie "Quarks" im WDR oder "TerraX" im ZDF

Ein Podcast mit Hirschhausen und Adick
Katharina Adick und Eckart von Hirschhausen. Bildrechte: Karsten Möbius

Was ist eigentlich das Besondere an der Krebs-Impfung mit der mRNA?

Es ist nicht so wie bei den typischen Impfungen, dass man Eiweiß, gegen das man impfen möchte, direkt verwendet. Bei der mRNA hat man wirklich den Bauplan für die Struktur, gegen die geimpft werden soll. Diese Struktur wird in den Arm injiziert und der Körper kann selbst aus dem Bauplan die Zellstruktur nachbauen, damit das Immunsystem diese Struktur erkennt und dagegen vorgeht. Das heißt, das Immunsystem wird direkt auf die Krebszellen angesetzt. Das ist ein entscheidender Unterschied zu allen anderen Behandlungsmethoden und Impfungen vorher. 

Also wir haben jetzt mit der mRNA ein neues Werkzeug. Wie ist denn die Studienlage? Wo können mRNA-Impfstoffe eingesetzt werden? Und wo stehen wir denn heute in der Wirksamkeit?

Man muss dazu sagen, dass die Krebs-Impfung mit mRNA etwas ist, was in Kombination mit anderen Therapieformen eingesetzt werden sollte. Es gibt bei aller Skepsis, die ja geboten ist, recht vielversprechende Ergebnisse aus ersten Studien, und zwar zum Beispiel in Bezug auf schwarzen Hautkrebs, dem sogenannten malignen Melanom. Auch beim Magenkrebs sieht man, dass mit einer Kombination mithilfe der Messenger-Technik die Sterblichkeit deutlich zurückgeht. Eine Krebsart, die besonders tückisch und hartnäckig ist, ist der Bauchspeicheldrüsenkrebs. Auch da ist die mRNA-Impfung ein großer Hoffnungsschimmer.

Wie lange dauert es noch bis zu einer Anwendung in der Praxis?

Die Entwicklungen bei der mRNA sind wirklich bahnbrechend und es dauert wohl nicht mehr lange bis zu einer praktischen Anwendung. Da sprechen wir nicht erst vom Jahr 2049, sondern es ist durchaus denkbar, dass diese Therapieform in den nächsten zwei bis vier Jahren schon den ersten Patienten wirklich helfen wird.

cdi

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