Mexikanisches Insektengericht - gebratenen Heuschrecken auf Maiscremsuppe, Zophobas auf Ruccolasalat
Welche Zelle steuert bei diesem Gericht den Appetit? Bildrechte: imago/Steve Bauerschmidt

WISSEN-NEWS Schaltkreis im Gehirn verdirbt unseren Appetit

02. April 2024, 11:52 Uhr

Sind wir gesättigt, sagt unser Gehirn uns: Stopp. Doch auch, wenn wir krank sind oder uns schlecht ist, bekommen wir dieses Signal. Jedoch ist eine andere Zelle dafür verantwortlich. Ein Forschungsteam hat herausgefunden, welche Zelle dies ist.

Eine Forschungsgruppe vom Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz hat untersucht, wie unser Gehirn unseren Appetit dämpft, wenn es uns schlecht geht. Dafür hat sich das Team auf die Amygdala bei Mäusen konzentriert – eine Gehirnregion, die auch für Emotionen rund ums Essen verantwortlich ist.

In dieser Region befinden sich Nervenzellen, die das Essen fördern und solche, die den Appetit zügeln. Ein bekannter, hemmender Zelltyp wird etwa bei Sättigung aktiviert – doch wie das bei anderen Gründen für ausbleibenden Hunger aussieht, war bisher nur unzureichend untersucht. Die Erstautorin der Studie, Wenyu Ding, hat nun in der Amygdala eine weitere Zellgruppe mit negativem Einfluss auf den Appetit entdeckt.

Labortest an Mäusen

Anders als bei dem bereits bekannten Zelltyp werden diese Zellen nicht bei Sättigung, sondern durch Übelkeit aktiviert. Schalteten die Forschenden die Zellen künstlich an, hörten selbst hungrige Mäuse auf zu essen. Im Gegenzug führte das Ausschalten der Zellen dazu, dass die Mäuse sogar aßen, wenn ihnen übel war.

Ist der Maus schlecht, erreicht diese Information das Gehirn und schließlich die Amygdala. Dort wird der bislang unbekannte Zelltyp aktiviert und sendet seine hemmenden Signale in weit entfernte Gehirnregionen wie dem parabrachialen Nucleus. In dieser Hirnstammregion laufen viele Informationen über den aktuellen Zustand des Körpers zusammen. Der bisher bekannte Zelltyp steuerte jedoch hauptsächlich benachbarte Zellen innerhalb der Amygdala an.

Erkenntnis für die künftige Behandlung von Krankheiten

Appetitlosigkeit bei Sättigung ist demnach nicht gleich Appetitlosigkeit bei Übelkeit. Im Gehirn sind dafür unterschiedliche Zellen verantwortlich. Diese Erkenntnis ist die Voraussetzung, um zukünftig die zahlreichen Krankheiten in Verbindung mit fehlgeleitetem Essverhalten im Menschen besser zu verstehen.

Links/Studien

Die Studie erschien am 27. März 2024 in der Fachzeitschrift Cell Reports: Nausea-induced suppression of feeding is mediated by central amygdala Dlk1-expressing neurons (Die durch Übelkeit ausgelöste Unterdrückung der Nahrungsaufnahme wird durch Dlk1-exprimierende Neuronen der zentralen Amygdala vermittelt).

Die Pressemitteilung vom 28. März 2024: Ein Schaltkreis im Gehirn, der uns den Appetit verdirbt.

pk

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