Ein Coronavirus-Modell liegt auf einem herbstlich verfärbten Blatt.
Wie gefährlich wird Corona in Herbst und Winter? Eine aktuelle Studie zeigt: Seit Omikron ist das Virus milder geworden. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Alexander Limbach

Sars-CoV-2 Varianten Omikron BA.2 war milder als BA.1 – Mortalität von Covid-19 nimmt weiter ab

27. Oktober 2022, 11:57 Uhr

Bei der Begutachtung zehntausender Patientendaten stellen US-Statistiker fest: Das Coronavirus ist durch seine Evolution weniger tödlich geworden. Der zweite Omikronsubtyp BA.2 war milder als BA.1.

Mit der Deltavariante erreichte Corona den Gipfel seiner Gefährlichkeit, die durch viele Impfungen aber abgefedert werden konnte. Seit dem Aufkommen von Omikron zeigt sich dagegen: Covid-19-Erkrankungen führen immer seltener zum Tod. Mit dem Aufkommen neuer Subtypen befürchteten Forschende allerdings, das Virus könnte auch wieder gefährlicher werden. Wissenschaftler aus den USA zeigen jetzt aber in einer neuen Studie: Zumindest beim Übergang von BA.1 zu BA.2 ist das nicht passiert.

Statistiker bezogen Faktoren wie Corona-Regeln ein

Das Team um Zachary Strasser vom Massachusetts General Hospital in den USA hat die Patientenakten von 102.315 bestätigten Covid-19 Patientinnen und Patienten (Durchschnittsalter 44,2 Jahre, Frauenanteil 62 Prozent, Erhebung bis Mai 2022) ausgewertet. Die Forschende nutzten den Zeitpunkt der Diagnose zur Zuordnung zu den Varianten Delta, Omikron BA.1 und Omikron BA.2. Um Verzerrungen zu vermeiden wurden Fälle aus den Phasen, in denen eine Variante die andere ablöste, ausgeklammert.

Mit einem statistischen Verfahren namens Entropy-Balancing berücksichtigten die Forschenden dann eine ganze Reihe von beeinflussenden Faktoren wie die persönliche Impfgeschichte, das Alter, die sozialen Herkunft oder auch Vorerkrankungen, aber auch gesellschaftliche Bedingungen wie geltende Coronaregeln. Um die Zahl der übersehenen Fälle zu minimieren wurden neben bestätigten PCR-Ergebnissen auch solche Personen als Covid-19 Fälle gewertet, die positive Antigenschnelltest-Ergebnisse berichtet hatten oder medizinisch wegen Covid-19 behandelt worden waren.

BA.2: Mutationen haben Variante offenbar nicht tödlicher gemacht

Bei der Analyse zeigt sich ein klarer Trend. 20.770 Personen hatten sich mit der Deltavariante infiziert, davon starben 0,7 Prozent (148 Personen). Bei BA.1 kam es mit insgesamt 52.605 Patienten zu einer deutlichen Steigerung der Fallzahlen, hier starben aber nur 0,4 Prozent (203 Personen). Bei BA.2 nahm diese sogenannte Mortalität weiter ab, hier starben von 28.940 Infizierten nur 0,3 Prozent (76 Personen).

Das Ergebnis ist insofern überraschend, als dass BA.2 einige Mutationen aufwies, die zuvor auch bei Delta vorhanden waren und als Verstärker der Infektion galten. Diese scheinen sich aber nicht negativ auf die Krankheitsverläufe bei einer Infektion ausgewirkt zu haben.

Virusvarianten wurden nicht von Laboren bestätigt

Zur Studie muss einschränkend gesagt werden, dass es sich nur um eine statistische Annäherung handelt. Ungenauigkeiten könnten dadurch entstehen, dass nicht bei allen Patienten die Varianten im Labor bestimmt wurden. Außerdem könnten Infektionen durch nachlassendes Testen übersehen worden sein. Allerdings glauben die Autoren, dass die meisten Limitationen für alle drei Phasen der Pandemie gleichermaßen zutrafen und deshalb nicht für die beobachteten Unterschiede verantwortlich sein sollten.

(ens)