Um zu testen, wie robust und wie reproduzierbar der Funkfingerabdruck ist, haben die Forschenden ihre Technik in einem Container aufgebaut. Bewegungen des blauen Fasses lassen sich mit der Funkwellenüberwachung detektieren.
Um zu testen, wie robust und wie reproduzierbar der Funkfingerabdruck ist, haben die Forschenden ihre Technik in einem Container aufgebaut. Bewegungen des blauen Fasses lassen sich mit der Funkwellenüberwachung detektieren. Bildrechte: RUB, Marquard

Wissen News So kann man Atomwaffenbestände mit Funkwellen überwachen

01. November 2023, 13:18 Uhr

Rund 9.000 Nuklearwaffen können aktuell nicht regelmäßig erfasst werden, weil die Überwachung durch Satelliten kaum möglich ist. Ein internationales Team hat nun eine neue Möglichkeit dafür gefunden: Funkwellen.

Die Kontrolle von Atomwaffenbeständen gehört zu den zentralen Maßnahmen, die die internationale Sicherheit bestätigen sollen. Allerdings sind Vor-Ort-Kontrollen nicht immer möglich. Ein Team von Experten, unter anderem von der Ruhr-Universität Bochum, und dem Bochumer Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre, schlägt nun eine Alternative vor.

Winzige Veränderungen verändern den Funkabdruck eines Raums

Die Forschenden um Johannes Tobisch haben technische Möglichkeiten für ein Szenario untersucht, bei dem Staat A sicherstellen möchte, dass es im Atomwaffenlager von Staat B keine Veränderungen gibt – und zwar ohne permanent vor Ort zu kontrollieren. Denn wenn eingelagerte Nuklearsprengköpfe verschwinden, droht höchste Gefahr.

"Unser System nutzt zwei Antennen, um einen Funkfingerabdruck des Raums zu messen", erklärt Tobisch. Eine der Antennen sendet ein Funksignal aus, das an den Wänden und Gegenständen des Raums reflektiert wird. Die andere Antenne zeichnet das Signal auf. Das gemessene Signal ist charakteristisch: Würde man die Gegenstände nur minimal verschieben, würde das den Funkfingerabdruck merklich verändern. Größere Änderungen wie das Entfernen eines eingelagerten Nuklearsprengkopfes können so zuverlässig erkannt werden.

20 drehbare Spiegel sollen Manipulation des Systems verhindern

Dazu darf allerdings Staat B den Funkfingerabdruck nicht aufzeichnen und die Aufzeichnung anstelle eines frisch gemessenen Signals schicken. "Das wäre sonst so, als ob jemand ein Bild vor eine Überwachungskamera kleben würde", erläutert Tobisch. Daher wird zu Beginn einmalig ein Aufbau mit 20 drehbaren Spiegeln in dem zu überwachenden Raum installiert. Verändern sich die Positionen der Spiegel, verändert sich auch der Funkfingerabdruck.

Staat A würde bei einem einmaligen Vor-Ort-Termin die Funkfingerabdrücke für verschiedene Spiegelstellungen aufzeichnen und in einer geheimen Datenbank speichern. In regelmäßigen Abständen würden diese Stellungen dann überprüft werden – wenn sie nicht übereinstimmen, gibt es offenbar Veränderungen im Raum.

cdi/pm

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