Eine Biene bei der Bestäubung einer Kirschblüte. Wenn auf einer Plantage Honigbienen aus dem Bienenstock und wilde Mauerbienen im Einsatz sind, dann wachsen laut einer Studie deutlich mehr Kirschen, als wenn nur eine Bienenart bestäubt.
Eine Biene bei der Bestäubung einer Kirschblüte. Wenn auf einer Plantage Honigbienen aus dem Bienenstock und wilde Mauerbienen im Einsatz sind, dann wachsen laut einer Studie deutlich mehr Kirschen, als wenn nur eine Bienenart bestäubt. Bildrechte: Julia Osterman

Wissen News Synergie-Effekt: Zwei bestäubende Bienenarten sorgen für größere Süßkirschen-Ernte

14. September 2023, 12:19 Uhr

Wenn Honigbienen und wilde Mauerbienen gemeinsam auf einer Süßkirschen-Plantage für die Bestäubung sorgen, dann wachsen deutlich mehr Früchte, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Um die größte Kirschernte zu erzielen, sollten die Bäume sowohl von Honigbienen als auch von wilden Mauerbienen bestäubt werden. Das zeigt eine Studie, die auf Anbauflächen in Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt wurde. Die Forschungsgruppe von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und vom Landesverband Gartenbau Thüringen beobachtete Bienen in insgesamt 17 Kirschplantagen. Einige Erzeuger setzten Honigbienen aus Bienenstöcken als Bestäuber ein, während andere wilde Mauerbienen nutzten. In einigen Obstplantagen wurden beide Arten in unterschiedlichem Umfang eingesetzt. Die Forscher stellten einen Synergieeffekt in den Obstgärten fest, in denen beide Bienenarten vertreten waren.

"Auf den Plantagen mit Honigbienen und vielen Mauerbienen konnten bis zu 70 Prozent der Blüten Kirschen tragen. Auf Plantagen mit nur Honigbienen oder nur Mauerbienen als Bestäuber lag die Rate bei nur 20 Prozent", fasst Julia Osterman, die Leiterin der Studie, zusammen. Heraus kam das, weil viele Züchter zwei Bienenarten einsetzen, oft die Mauerbienen als Reserve, falls es während der Kirschblüte noch zu kalt für die Honigbienen ist. Die deutlich besten Ergebnisse wurden jedoch erreicht, wenn beide Bienenarten gleichzeitig aktiv waren.

Das Anbringen von Bambusrohren oder Holz mit Bohrlöchern lockt Mauerbienen in die Obstgärten.
Das Anbringen von Bambusrohren oder Holz mit Bohrlöchern lockt Mauerbienen in die Obstgärten. Bildrechte: Julia Osterman

Über die genauen Gründe spekulieren die Forscher noch. Laut Julia Osterman ist eine Theorie, dass die Anwesenheit von Mauerbienen das Futtersuchverhalten der Honigbienen beeinflusst. "Dadurch werden sie gestört und wechseln häufiger die Reihen, was zu mehr Fremdbestäubung führt. Aber im Moment wissen wir nur, dass die Interaktion zwischen den Bienen einen Synergieeffekt hat." Ähnliche Ergebnisse wurden bereits in Mandelplantagen beobachtet. Julia Osterman will als Nächstes untersuchen, ob dieser Synergieeffekt auch für andere Obstbäume gilt.

(rr)

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