Neue Riesen-Teleskope: ELT, GMT und TNT
Nichts weniger als das größte optische Teleskop der Welt baut derzeit die Europäische Südsternwarte (ESO) in Südamerika. Ganze 39 Meter soll der vom deutschen Hersteller Schott gebaute Hauptspiegel des Extremely Large Telscope (ELT) groß sein. Zum Vergleich: Das Very Large Telescope, bisheriges Flagschiff der europäischen Astronomie, misst 8,2 Meter. Insgesamt sollen mindestens 1,1 Milliarden Euro in das ELT investiert werden.
Dass die Standortentscheidung für Chile fiel und nicht für einen Ort in Europa, liegt an den praktisch idealen Bedingungen in der Atacama Wüste. Dort, in 3.060 Metern Höhe auf dem Gipfel des Cerro Armazones, ist der Himmel fast immer wolkenfrei und die Atmosphäre besonders ruhig. Unter anderem soll das ELT Exoplaneten beobachten und Daten über deren Atmosphären sammeln. So könnten Planeten gefunden werden, die in der bewohnbaren Zone um ihren Stern kreisen, etwa die Größe der Erde haben und deren Atmosphäre einen großen Anteil Sauerstoff enthält. Das wäre ein möglicher Hinweis auf außerirdisches Leben, das Photosynthese betreibt.
Das ELT ist nicht das einzige neue Großteleskop in Planung. Ebenfalls in Chile soll bis 2029 das Giant Magelan Telescope (GMT) gebaut werden. Standort ist das Las-Campas-Observatorium auf 2.380 Metern Höhe. Sein Hauptspiegel wird aus sieben Primärspiegeln bestehen und einen effektiven Durchmesser von 21,4 Metern haben. Zu den Partnern im Projekt gehören die Harvard University und das Smithsonian Astrophysical Observatory, zwei Institutionen der Spitzenforschung in den USA. Auch das GMT soll mehr Daten liefern zu Exoplaneten, schwarzen Löchern und den ersten Sternen des Universums.
Das dritte neue Riesenteleskop im Bund soll das Thirty-Meter-Telescope (TMT) werden. Wie sein Name schon sagt, sollen die einzelnen Spiegelelemente zusammen einen Durchmesser von 30 Metern erreichen. Mit ihm wollen Wissenschaftler mehr erfahren über das Wesen dunkler Materie und dunkler Energie. Neben Studien zu sehr weit entfernten Sternen und den ersten Galaxien des Universums soll das TMT neues Wissen über unser Sonnensystem enthüllen.
So sind Beobachtungen einzelner Objekte des Kuipergürtels geplant. Derzeit kämpft das Projekt jedoch mit einem großen Problem: Standort des TNT sollte eigentlich der Vulkan Mauna Kea auf Hawaii werden. Allerdings ist der Berg auch ein Heiligtum der polynesischen Ureinwohner. Deren Nachfahren leisten deshalb heftigen Widerstand gegen das Projekt. Unterstützt werden sie dabei von Umweltschützern, die den Bau des TNTs aus ökologischen Gründen für falsch halten. Als alternativer Standort ist deshalb die Kanaren-Insel La Palma im Gespräch, wo die Bedingungen für die Astronomen aber ungünstiger sind.
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