Künstlerische Darstellung von Exoplaneten
Künstlerische Darstellung: Auf manchen Exoplaneten könnten die Bedingungen für Leben noch besser sein, als auf der Erde, so eine neue Studie. Bildrechte: ESA

Astronomie Besser als die Erde: 24 lebensfreundliche Exoplaneten

04. November 2020, 14:44 Uhr

Eine neue Studie identifiziert 24 von mehr als 4000 bekannten Exoplaneten, auf denen die Bedingungen für Leben noch besser sein könnten, als auf der Erde. Neue Teleskope sollen mehr über diese Welten verraten.

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Ein Planet, der noch besser ist als die Erde? Das ist durchaus möglich, glaubt Dirk Schulze-Makuch, der an der Washington State University in den USA arbeitet. Zusammen mit René Heller vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und Edward Guinan von der Villanova University in Pennsylvania, USA, hat er Daten von den mehr als 4500 bekannten Planeten außerhalb des Sonnensystems analysiert, auf der Suche nach sogenannten superbewohnbaren Welten. 24 solcher Planeten hat das Team identifiziert und in der Fachzeitschrift „Astrobiologie“ vorgestellt.

Sterne: K-Zwerge werden mindestens doppelt so als, wie die Sonne

Superbewohnbar bedeutet nicht, dass es dort tatsächlich Leben gibt. Aber nach allem, was wir über die Bedingungen des Lebens auf der Erde wissen, erfüllen diese Welten die dafür notwendigen Kriterien.

Die Wissenschaftler konzentrierten sich zunächst auf Planeten, die in der sogenannten habitablen Zone um ihre Sterne kreisen. Das ist der Abstand, bei dem die Temperaturen auf der Oberfläche eines Planeten Wasser in flüssiger Form ermöglichen. Außerdem sollte es sich um Felsenplaneten handeln, wie Erde, Mars, Venus oder Merkur.

Allerdings glaubt das Team, dass die Bedingungen für Leben noch besser sein könnten, als auf der Erde. Beispielsweise könnte ihr Zentralstern stabiler sein und länger existieren als die Sonne, die mit 10 Milliarden Jahren eine vergleichsweise kurze Lebensspanne hat. Das Leben auf der Erde hat sich erst nach vier Milliarden Jahren entwickelt. Vielen G-Sternen wie der Sonne könnte deshalb der Treibstoff ausgehen, bevor ein Planet Leben hervorgebracht hat. Deshalb suchten die Forscher in den Daten nach kühleren G-Sternen und sogenannten K-Zwergen, die etwas kühler, weniger massereich und etwas dunkler sind, als die Sonne, aber zwischen 20 und 70 Milliarden Jahre leben.

Große, warme Planeten mit feuchten Regenwäldern

Das nächste Kriterium ist das Alter der Welt selbst: Zu alt darf sie nicht sein, sonst erkaltet ihr innerer Kern. Dadurch würde ihr die geothermische Energie ausgehen, die im Fall der Erde für das schützende Magnetfeld verantwortlich ist. Die Erde ist etwa 4,5 Milliarden Jahre alt. Aufgrund ihrer Berechnungen halten die Forscher Planeten mit einem Alter von 5 bis 8 Milliarden Jahren gut für die Entwicklung von Leben.

Gut wäre, wenn der Planet etwas größer und schwerer wäre, als die Erde. Eine 10 Prozent größere Welt hätte einerseits mehr bewohnbare Fläche. Bei 1,5 -facher Masse würde sie zudem einen Kern haben, in dem die Hitze länger erhalten bleibt und zudem eine stärkere Schwerkraft, die die Gasatmosphäre über eine längere Zeit festhalten kann. Wasser sollte nicht nur flüssig vorkommen, es wäre auch gut, wenn es mehr davon gibt. Bei einer um etwa 5 Grad höheren Durchschnittstemperatur sowie höherer Luftfeuchtigkeit wären die Bedingungen überall auf dem Planeten so wie in unseren tropischen Regenwäldern, wo die Artenvielfalt auf der Erde am größten ist.

Planeten könnten noch lebensfreundlicher sein als die Erde

Unter den 24 Planeten, die das Team ausgefiltert hat, erfüllt bislang keine Welt alle genannten Kriterien. Es gibt aber immerhin eine Welt, bei der vier der Bedingungen zutreffen. Leider sind alle gefundenen Exoplaneten recht weit entfernt. Ein Schiff mit menschlichen Kolonisten müsste in allen Fällen mehr als 100 Lichtjahre weit reisen.

Die Forscher wollen mit ihrer Studie vor allem geeignete Ziele für kommende Beobachtungskampagnen benennen. Wenn in den kommenden zehn Jahren das James Web Space Teleskop, das LUVIOR Weltraum Observatorium oder die ESA Mission Plato zur Verfügung stehen, gibt es neue Instrumente, um mehr Daten über die gefundenen Exoplaneten zu sammeln. „Wenn jetzt die nächste Generation von Teleskopen startet, ist es wichtig, gute Beobachtungsziele zu haben“, sagt  Schulze-Makuch. Er hofft, dass sich die Forscher dann nicht nur auf erdähnliche Welten konzentrieren, schließlich könnte es noch lebensfreundlichere geben.

Es ist manchmal schwierig, das Prinzip von superhabitablen Planeten zu vermitteln. Wir Menschen glauben, wir hätten den besten Planeten. Hier gibt es auch eine große Anzahl komplexer und vielfältiger Lebensformen, von denen viele in extremen Umgebungen überleben können. Aber das bedeutet nicht, dass es nicht noch bessere Bedingungen gibt.

Dirk Schulze-Makuch, Washington State University

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