Mit wissenschaftlicher Unterstützung Invasiver Riesenbärenklau im Leipziger Oberholz unter Kontrolle

01. Juli 2021, 13:58 Uhr

Der Riesen-Bärenklau ist eine prächtige Pflanze aus dem Kaukasus: bis drei Meter hoch, mit weißen Dolden und Stängeln so dick wie Besenstiele. Weil sie so prächtig ist, wurde sie in Gärten angepflanzt, blieb da aber nicht lange. Bald wuchs die invasive Pflanze überall so erfolgreich, dass sie heimische Pflanzen verdrängte. So war es im Naherholungsgebiet Leipziger Oberholz. Nach fast zehn Jahren Arbeit und unter wissenschaftlicher Begleitung ist die Pflanze dort nun unter Kontrolle.

Riesenbärenklau 3 min
Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Ein Spaziergang im Wald ist Erholung pur. Aber es gibt dort auch unerwünschte Dinge. Müll zum Beispiel, Plastikflaschen, Bierdosen. Aber auch Pflanzen können Ärger bereiten. So genannte Neophyten. Einige, sehr, sehr wenige, sind invasiv. Das heißt, sie besiedeln große Gebiete und nehmen den Arten, die da vorher waren, den Platz zum Leben. Paradebeispiel ist der Riesenbärenklau aus dem Kaukasus. Er macht vor allem Probleme, weil man von seinem Saft Verbrennungen auf der Haut bekommen kann. Im Leipziger Oberholz, einem Naherholungsgebiet am Rand von Leipzig, hatte er sich so stark ausgebreitet, dass das Forstamt dort ungewöhnliche Maßnahmen ergreifen musste. Tausende Menschen gehen hier an den Wochenenden spazieren, beobachtet Andreas Padberg. Er ist der Leiter vom Leipziger Forst und dreht hier selbst fast jeden Tag eine Runde mit seinem Hund.

Es sind sehr viele Kindergruppen hier im Wald unterwegs und das Oberholz hat auch naturschutzfachlich eine sehr große Bedeutung.

Andreas Padberg, Leipziger Forst

Der Waldweg, auf dem er gerade läuft, sei vor ein paar Jahren noch unpassierbar gewesen. Die Pflanze Riesenbärenklau wuchs da rechts und links in den Himmel. „Sie stammt ursprünglich aus dem Kaukasus“ erklärt Padberg, ist ab dem 19. Jahrhundert erst in den Parks der Adelsgärten ausgebracht worden „und dann auch in privaten Gärten und das war wahrscheinlich auch der Ausgangspunkt für die Besiedelung des Waldes“.

Der Riesenbärenklau ist eben eine sehr prächtige Pflanze ist, bis drei Meter groß, mit sehr schön anzusehende Dolden, so Padberg. Er wächst und wächst – schneller als heimische Arten. Dadurch nimmt er ihnen die Sonne und sie gehen ein. So war es auch im Leipziger Oberholz. Allerdings sei diese Art der Ausbreitung eine Ausnahme, erläutert Detlef Metzing vom Bundesamt für Naturschutz. Über 4.000 Pflanzen gibt es in Deutschland. Zehn Prozent davon sind Neophyten, also eingewandert.

Von diesen zehn Prozent gelten wiederum ein Zehntel als invasiv, weil sie negative Folgen für die natürliche Biodiversität haben. Also ein Prozent der gesamten Flora bei uns gilt als invasiv.

Detlev Metzing, Bundesamt für Naturschutz

Das sind ca. 40 Arten. Aber selbst von denen würden die meisten nur beobachtet. Einschreiten müsse man da noch nicht, mit wenigen Ausnahmen. Eine davon ist der Riesen-Bärenklau bedauert Andreas Padberg. Denn er breitet sich nicht nur sehr stark aus, er hat auch eine toxische Wirkung auf den Menschen.

Der Pflanzensaft ist das Problem und wenn dieser Pflanzensaft auf die Haut kommt, und es da eine Lichtreaktion gibt, dann habe ich massivste Verbrennungen.

Andreas Padberg

Bis 2012 versuchte Padberg, der Situation auf herkömmliche Art Herr zu werden. Blüten abschneiden, Samen verbrennen. Das wirkte aber nicht. Deshalb gab er eine Studie in Auftrag, um den Bestand der Pflanze im Oberholz zu erfassen und Strategien zu erarbeiten, mit folgendem Ergebnis: 

Wir sind mit zweierlei Strategie rangegangen. Bei den Einzelvorkommen haben wir die Pflanzen ausgegraben, richtig tief ausgestochen, das jährlich wiederholt. Und bei den wenigen flächigen Vorkommen auch mit Herbizid-Einsatz.

Andreas Padberg

Das sei ihm und seinen Kollegen sehr schwer gefallen, da, wie er sagt, Herbizide im Wald nichts zu suchen haben. Nach mehreren kleinflächigen Versuchen entschieden sich die Forstleute für eine Herbizid Gruppe, die nur für zweikeimblättrige Pflanzen wirkt. Padberg: „Also der Bärenklau ist zweikeimblättrig, die Gräser sind einkeimblättrig, die bleiben davon unbeeinflusst und wir haben letztlich für den Wald für die Gruppe der Herbizide eine Einzelzulassung, bei der im Land zuständigen Landesbehörde beantragt.“

Die Herbizide werden einmal im Jahr ausgebracht und seien für Waldbesucher weitgehend unbedenklich. Padberg hofft außerdem, dass er die bald nicht mehr braucht. Beobachten und Pflanzen ausbuddeln sei zukünftig der Hauptaspekt. Denn die Strategie ging auf. Der Bestand vom Riesen-Bärenklau ging im Leipziger Oberholz auf drei Prozent zurück, und zwar im Laufe der letzten neun Jahre. Aber:

Wir müssen dranbleiben. Es würde sich wieder ausbreiten, wenn wir nichts tun.

Andreas Padberg

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