Ein leeres Schachbrett im Vordergrund, dahinter zeigen verschiedene Medien (Zeitung, Laptop, Handy) Nachrichtenartikel mit einzelnen Schachfiguren und jeweils der Überschrift: Rettung!
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Das Altpapier am 11. September 2019 Das Drama des Journalismus

11. September 2019, 13:01 Uhr

Was gebraucht wird: möglicherweise ein "Bericht aus Brüssel" in der ARD. Was eher nicht gebraucht wird: noch mehr von "Personalisierungsfantasien" geprägte Leitartikel darüber, welcher Politiker die SPD zu "retten" vermag. Ein Altpapier von René Martens.

Erinnert sich noch jemand an Friedrich Merz? Beziehungsweise seine Rolle als - wie es in einem Altpapier vor rund zehn Monaten hieß - "Posterboy" relativ vieler Politikjournalist*innen. Es war nicht zuletzt die Berichterstattung über die Person Merz, die den Medienwissenschaftler Pörksen damals im Interview mit dem DLF-Magazin @mediasres zu der Äußerung inspirierte, es gebe einen "Personalisierungsexzess" in der Politikberichterstattung. Es würden, so Pörksen weiter, Personen "zu Erlösergestalten hochgeschrieben". Das zeige, "wie inhaltlich ausgezehrt Teile des politischen Journalismus" seien. Beziehungsweise: "Was sich hier zeigt, ist eine Entleerung politischer Berichterstattung."

Die Formulierung "Entleerung politischer Berichterstattung" greift nun Peter Unfried für die am Dienstag erschienene neue Ausgabe der Vierteljahreszeitschrift taz FUTURZWEI auf. Er geht in diesem Zusammenhang auf "schwülstige Porträts von männlichen Politikjournalisten über männliche SPD-Spitzenpolitiker" und einen "Teil der Friedrich-Merz-Berichterstattung" ein. Aber:

"Wenn es ein Drama des Journalismus geben sollte, dann spielte es sich nicht in diesen Formaten ab und auch nicht in Fiction-Reportagen Marke Relotius."  

Unfrieds "These" lautet (und nun kommt auch gleich Pörksen ins Spiel), dass dieses Drama vielmehr darin bestehe, dass

"zu viele von uns im Journalismus (…) bis heute die alles verändernde Erderhitzung nicht wirklich durchdrungen (haben) und auch Digitalisierung und Plattformkapitalismus nicht, wodurch eine wirklich zukunftsvergessene Berlin-Mitte-Fiction entstanden ist oder zumindest durchgewinkt wurde. Eine 'Entleerung politischer Berichterstattung' hat der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen diagnostiziert."

Die zweite Koryphäe aus der Medienwissenschaft, die Unfried zitiert, ist Hans-Jürgen Bucher von der Uni Trier:

"Die Klimakrise, sagt (…) Bucher, habe 'nicht in das Raster einer auf Zustimmung und Reichweite ausgerichteten Berichterstattung gepasst'. Das betrifft Qualitätsmedien genauso wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Vermutlich trifft das genauso auf den zweiten zukunftspolitischen Bereich zu, der von uns Medien genauso hartnäckig ignoriert wird oder national gesehen: Die EU. Eine Sonntagabendsendung 'Bericht aus Brüssel' wäre das Mindeste, um öffentlich-rechtlicher Informationspflicht zu genügen."

Oder "Brüssel direkt" - um noch in die Debatte zu werfen, wie das politische Sonntagabendmagazin des ZDF vielleicht irgendwann einmal heißen könnte. Ohne Pörksen noch einmal direkt zu zitieren, nimmt Unfried dann noch Bezug auf dessen Formulierung "Erlösergestalten":

"Die unverdrossene Überproduktion an Rettet-die-SPD-Leitartikeln mit Personalisierungsfantasien und ohne Bezug auf Erderhitzung, Digitalisierung, China oder EU erklärt sich auch daraus, dass eine marginalisierte SPD mit marginalisierten SPD-Experten einhergeht. Aber vor allem dadurch, dass an der untergegangenen Welt festgehalten werden soll, in der Union, SPD und Berlin-Mitte-Journalisten Themen, Relevanzen und Repräsentationen untereinander ausmachen. Erderhitzung gehörte definitiv nicht dazu. Junge Menschen unter 25 und ihre Zukunftschancen auch nicht."

Ex-Spiegel-Redakteur vs. SpOn-Kolumnist

Wer offenbar, um es mit Unfried zu sagen, "an der untergegangenen Welt" festhalten will, "in der Union, SPD und Berlin-Mitte-Journalisten Themen, Relevanzen und Repräsentationen untereinander ausmachen", ist Gerhard Spörl, der 2015 beim Spiegel in den Ruhestand ging und nun für t-online schreibt. In seiner aktuellen Kolumne kritisiert Spörl den vermeintlichen "Alarmismus", den unter anderem der am Montag auf der Seite Drei der SZ als "Welterklärer" porträtierte Sascha Lobo in der vergangenen Woche in seiner Spiegel-Online-Kolumne unters Volk gebracht habe.

"Politik (…) ist nicht seine Spezialdisziplin, wie sich zeigt, aber egal, jeder glaubt heute, er dürfe zu allem Stellung nehmen (…)",

schreibt Spörl über Lobo. Noch weniger souverän hätte man’s wohl kaum formulieren können. In dem kritisierten Artikel hatte Lobo unter anderem die Berichterstattung über die AfD attackiert:

"Teil der konservativ-mutlosen Katastrophe ist, Nazis nicht Nazis zu nennen, Rassismus nicht als Rassismus zu bezeichnen und Faschismus noch nicht einmal zu denken. Prinzipiell nicht, sondern Lull- und Nullphrasen wie 'Rechtspopulisten' oder gar 'Rechtskonservative' zu verwenden."

Spörl attestiert Lobo neben "Alarmismus" auch noch "Maßlosigkeit", denn:

"Nicht zuletzt ist in der AfD der Machtkampf zwischen Nationalkonservativen und Halbfaschisten im Gang – wie unschwer sehen kann, wer sehen will."

Tja, sehen wollen das aber vor allem Journalisten, die, um jetzt wieder auf Pörksen zu kommen, in ihren "Personalisierungsexzessen" gefangen sind und den Differenz-Inszenierungen der AfD auf den Leim gehen:

"Es geht darum, ob aus der AfD eine rechte CDU wird, das ist die Alexander-Gauland-AfD, oder eine halbfaschistische Höcke-AfD."

Spörl will in den alten Mustern verharren, er tut so, als würden Journalismus und Politik noch so funktionieren, wie sie es, zumindest aus der Sicht langjähriger Spiegel-Journalisten und ähnlicher Alphatierchen, Jahrzehnte lang getan haben - während Lobo, der nicht Teil dieses Systems ist, quasi vom Spielfeldrand aus luzide analysiert, dass diese Art des Journalismus nicht mehr zeitgemäß ist.

Ein Fan der Hufeisentheorie (vgl. dieses Altpapier) ist Spörl übrigens auch noch. Der Vorspann seiner Kolumne lautet jedenfalls:

"Ein bestimmtes Milieu reagiert auf die Wahlergebnisse der AfD mit Alarmismus. Das ist bemerkenswert. Es zeigt, wie sich bei Rechten und Linken die Extreme berühren."

Matussek-Party als künstlerische Inspiration

Die Hufeisentheorie ist wiederum ein Thema auf dem in der kommenden Woche erscheinenden neuen Album der Band Egotronic. Normalerweise würde das in einer Medienkolumne wie dieser ja eher nicht vorkommen. Der Grund dafür, dass dies nun doch geschieht: Das Artwork der Platte und immerhin zwei Videos zu Stücken des Albums sind von den öffentlich gemachten Bildern von Matthias Matusseks berüchtigter Geburtstagsparty im vergangenen Jahr inspiriert  (siehe ausführlich dieses Altpapier).

"Für mich war seine Party zum 65. eine ziemliche Zäsur. Prominente Vertreter der Mitte und sich liberal schimpfende Leute hatten kein Problem mit stramm Rechten zu feiern und sich dabei gegenseitig zu fotografieren",

sagt Egotronics Torsun Burkhardt in einem Interview mit dem aktuellen Freitag, das die Wochenzeitung nun frei online zugänglich gemacht hat. Das zweite Video zeigt eine von Action-Filmen inspirierte "Fantasie" (Burkhardt), dessen Titel "Kantholz" wiederum auf eine Fantasie des AfD-Politikers Frank Magnitz (Altpapier) Bezug nimmt. In dem Egotronic-Video ist eine nach allen Regeln der Kunst überzeichnete Scharfschützin zu sehen, die eine feucht-fröhliche Runde, die der Matussek-Party nachempfunden ist, ins Visier nimmt. "Das ist alles durch die Freiheit der Kunst gedeckt?" fragt der Freitag. Burkhardt dazu:

"Ja, da sind wir relativ entspannt. Auf der Twitter-Seite von Matussek steht zwar, das sei ein Aufruf zum Mord, aber das ist hanebüchener Unsinn. Im Video sind überhaupt keine Morde zu sehen und es fällt auch kein einziger Schuss."

Wegen des ersten Videos war übrigens bereits die Jugendorganisation der AfD auf Zinne gewesen (siehe dazu ein taz-Artikel von Mitte August).

Für den YouTube-Kanal des Medienprojekt Komm:on, das unter dem entzückenden Motto "Journalismus für die beste Zukunft, die wir je hatten" antritt, hat Markus Staiger Burkhardt interviewt. Nach 30 Minuten kommen die Reaktionen der "Faschos" (Burkhardt) auf das "Kantholz"-Video zur Sprache, und um dieses Thema geht es dann rund neuneinhalb Minuten.

Heute kommt ein Kitschroman

An diesem Mittwoch erscheint "Sebastian Kurz. Die offizielle Biografie", und wer die Berichterstattung aus Österreich in den vergangenen Tagen intensiv verfolgt hat, kann bereits runterscrollen zum heute sehr umfangreichen Altpapierkorb. Allen anderen sei eine ausführliche Zusammenfassung empfohlen, die Hasnain Kazim für Spiegel Online abliefert:

"Vor allem auf Twitter machen sich Nutzer unter dem Hashtag #50ShadesOfKurz über das Buch lustig, in Anlehnung an die schwülstige Roman-Trilogie 'Fifty Shades of Grey'. Denn 'Sebastian Kurz. Die offizielle Biografie', verfasst von der Journalistin Judith Grohmann, liest sich in Teilen eher wie eine Mischung aus Fanbuch und Kitschroman, hier und da auch wie ein Kniefall, eine Huldigung, eine Liebeserklärung (…)"

Mit anderen Worten: Es handelt sich um

"eine Biografie, wie sie sich in Ton und Stil nur Autokraten wünschen, die Unterwürfigkeit und Botmäßigkeit erwarten".

Was ja wiederum durchaus passt zu einem Politiker, der gemeinsam mit Rechtsextremen regiert hat.

Dass die Autorin des "Kitschromans" ihre eigene Berufsbiographie etwas aufgepimpt zu haben scheint, greift Kazim ebenfalls auf. Dass das Buch so minimal seriös ist, dass eigentlich nur ein nicht zwingend seriöser Verlag zugreifen konnte bzw. einer, "der reihenweise rechtsextreme Publikationen verlegt" - das rekapituliert stopptdierechten.at.

Kurz ist aber - das sei hier noch, tja, kurz vermerkt - auch jenseits von Kitsch und lustigen Tweets gerade ein großes Thema. Der Falter hat zum Finanzgebaren seiner Partei ein paar neue Enthüllungen parat. Der Artikel ist natürlich kostenpflichtig, es gibt aber zum Beispiel eine frei zugängliche Zusammenfassung beim Standard:

"Die Dokumente zeigen gemäß Falter auf, wie die schwer verschuldete Partei seit der Obmannschaft von Sebastian Kurz jede Menge Geld in ihre Wahlkämpfe, Eigenmarketing und Berater pumpt (…) Auch das Feiern ließ sich die Volkspartei einiges kosten: 160.000 Euro kostete etwa laut Falter das Sommerfest der Partei im Juni 2018. Feste in Lokalen des Kurz-Intimus Martin Ho schlugen mit rund 59.000 Euro zu Buche."

Altpapierkorb (Ehemaliger Bundesrichter Fischer gegen Journalistin Mayr; ZDF knickt vor Fußballfans ein; der vermutlich ungewöhnlichste Kuss der deutschen Fernsehfilmgeschichte)

+++ "Die publizistische und wissenschaftliche Debatte über den jüngeren Aufstieg der Rechten hierzulande (ist) durch die Wahrnehmung geprägt, dass es sich um ein neues Phänomen handele, das neuer Erklärungen und Kategorisierungen bedürfe. Diese Wahrnehmung trägt leider dazu bei, dass die bestehende Forschungsliteratur zu Rechtsparteien und Populismus in den aktuellen Debatten verhältnismäßig wenig Berücksichtigung findet – und diese Forschungsliteratur ist umfangreich", konstatiert Floris Biskamp im Blog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Angesichts dessen empfiehlt er Cas Muddes dieser Tage erscheinendes Buch "The Far Right Today", das "die Chance" biete, "einen Überblick über den Forschungsstand der Vergangenheit und Entwicklungen der Gegenwart zu erlangen, ohne hunderte Aufsätze und Bücher zu wälzen".

+++ Kersten Artus thematisiert für Menschen Machen Medien unter anderem Angriffe von Abtreibungsgegnern "auf Medien und Journalistinnen", unter anderem "gegen die Chefredakteurin des Medienmagazins Chrismon Ursula Ott. Nachdem das Blatt ein Porträt über Kristina Hänel veröffentlicht hatte, erfuhr sie heftige persönliche Attacken." Wie man auf die Idee kommen kann, dass das Zeitungs-Supplement Chrismon ein "Medienmagazin" ist, erschließt sich mir freilich nicht, aber es ist immerhin reizvoll, sich vorzustellen, 1,75 Millionen Menschen (verbreitete Auflage im 2. Quartal 2019) fiele einmal im Monat ein "Medienmagazin" in die Hand.

+++ In einem etwas anderen Kontext eine Rolle spielt das Thema Abtreibung in einer rechtlichen Auseinandersetzung, auf die Wolfgang Janisch heute in der SZ eingeht. In der taz sowie im Deutschlandfunk zog 2018 die Journalistin Gaby Mayr "gegen den umstrittenen Paragrafen 219a zu Felde, dem Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche. Den Fischer-Kommentar zum Strafgesetzbuch, ein handliches, 95 Euro teures Werk für die Praxis, das auf fast jedem Strafrichter-Schreibtisch steht, macht sie mitverantwortlich für die Strafverfahren gegen Ärztinnen, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen und darüber informieren". Mit Fischer ist der Ex-Bundesrichter mit dem Vornamen Thomas gemeint, und weil der so eine Art Nischen-Promi ist, schreibt nicht nur die SZ über dessen am Dienstag am Landgericht Karlsruhe verhandelte Klage gegen Mayr. Unter anderem ein Streitpunkt sei die Frage gewesen, "ob Mayrs Aussage, Fischers Kommentar weise 'grobe handwerkliche Mängel' auf und sei 'schlecht für die Rechtsprechung', als subjektive Wertung von der Meinungsfreiheit geschützt oder mangels tragfähiger Tatsachengrundlage rechtswidrig war", merkt Constantin van Lijnden in der FAZ an. Christian Rath berichtet für die taz und für Legal Tribune Online über die Verhandlung.

+++ Einen weiteren Nachruf auf die am 24. August verstorbene TV-Kritikerin Sybille Simon-Zülch (siehe Altpapier) findet sich in der Wochenzeitung Kontext: "Die pointierten Texte der Alfred-Polgar-Liebhaberin (waren) nicht nur Gebrauchsanweisungen fürs TV (…), sondern (konnten) als glänzende Unterhaltung für sich stehen."

+++ Joachim Huber gibt im Tagesspiegel seiner Wut darüber Ausdruck, dass das ZDF am Montag "vor Fußballfans eingeknickt" ist bzw. mit der Ausstrahlung des "Heute-Journals" bis 23.15 Uhr gewartet hat - also bis nach dem Ende der Fußball-Länderspiel-Übertragung bei RTL. "Der Umstand, dass - anders als im Ersten - auf eine Fußballübertragung im privaten Programm mit einem derartigen Schema reagiert wird, unterspült den Erfolg und die Reputation des erfolgreichsten Nachrichten-Magazins im deutschen Fernsehen", meint Huber.

+++ "Old, Educated, and Politically Diverse: The Audience of Public Service News", lautet der Titel einer neuen Studie des Reuters Institute an der Universität Oxford. Die Wissenschaftler schreiben dazu: "Our analysis suggests that many public service media, despite their wide offline reach and their often relatively more robust funding arrangements (compared with private sector peers), struggle to effectively reach beyond their ageing and educated core audience in this online environment. This problem will only grow more pronounced and consequential as the move to a more digital, mobile, and platform-dominated media environment continues." In der Welt (€) geht Christian Meier auf jenen Teil der Studie ein, der ARD und ZDF betrifft. Sie bedienten demnach "ein Publikum, das sich nach eigener Einschätzung mehrheitlich politisch links von der Mitte verortet (…) Als Gegenprobe haben die Medienwissenschaftler die politischen Positionen der Zuschauer der Nachrichtensendung 'RTL Aktuell' abgefragt, die sich demgegenüber rechts von der Mitte einordnen." Wobei natürlich interessant wäre, wo die Befragten die "Mitte" verorten. Aber das ist dann, wenn das Stichwort "Mitte" fällt, ja eigentlich immer die entscheidende Frage.

+++ Gaming-Sucht ist das Thema von Philip Kochs ARD-Mittwochs-Film "Play". Die Süchtige ist hier eine 17-jährige namens Jenny. Tilmann P. Gangloff dazu in der Stuttgarter Zeitung: "Höhepunkt von 'Play' ist die Verschmelzung beider Welten, als sich Jenny und ihr Avatar von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen und für den vermutlich ungewöhnlichsten Kuss der deutschen Fernsehfilmgeschichte sorgen." Eine vom MDR-Landesfunkhaus Thüringen organisierte Podiumsdiskussion zum Film steht in der ARD-Mediathek.

+++ Frei online steht mittlerweile ein am Samstag in der Literatur-Beilage der Welt veröffentlichter Artikel, in dem Marc Reichwein einen Bogen schlägt von der Aktion #dichterdran (siehe unter anderem dieses Altpapier) zur Entwicklung visueller Strategien im Literaturbetrieb in den vergangenen zwei Jahrzehnten: "In der medialen Aufmerksamkeit für die Aktion (…) gab es nur einen blinden Fleck (…): nämlich das Thema Autorinnenfotos (Link im Original - RM). Beziehungsweise die Wucht, mit der Schriftstellerinnen – und natürlich auch Schriftsteller – sich heute visuell inszenieren (lassen). Die Entwicklung begann Ende der 1990er-Jahre in Frauenzeitschriften und Szenemagazinen, Zeitungs-Supplements und Buchhandelsprospekten (erinnert sich noch jemand an Karen Duve im Bademantel bei Hugendubel?). Es wurde, damals noch vollkommen analog, allgemein begrüßt, dass Autorinnen und Autoren so auftraten. Man fand es gut, dass in der modernen Medienlandschaft zwischen MTV und Fit for Fun auch die Literatur cool und hip rüberkam."

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.

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