Teasergrafik Altpapier vom 16. Januar 2020: Collage mit Medien-Experte Horst Röper, Volksstimme und Mitteldeutsche Zeitung.
Bildrechte: MDR/dpa/Horst Roeper

Das Altpapier am 16. Januar 2020 Der Staat und die Familie Bauer

16. Januar 2020, 11:15 Uhr

Die Mitteldeutsche Zeitung hat einen neuen Eigentümer. Das scheint zu bedeuten: Jemand glaubt an ihre Zukunft. Aber ist das wirklich eine gute Nachricht? Ein Altpapier von Ralf Heimann.

Fangen wir am besten genau da an, wo wir gestern aufgehört haben: Bauer übernimmt die Mitteldeutsche Zeitung. Und um erst gar keine großen Erwartungen aufzubauen, gleich die erste Frage an den Zeitungsforscher Horst Röper zum gestern verkündeten Verkauf des Blattes an die Bauer Media Group. Johanna Daher stellt sie für den MDR. Sie lautet: "Gibt es aus Leser-Sicht etwas Positives an dem Verkauf der MZ?“

Horst Röpers Antwort: "Nein, eigentlich kaum.“

Gnadenlose Optimisten werden jetzt vielleicht denken: "Gut, 'kaum' klingt doch immer noch besser als nichts." Aber sehr viel mehr als nichts scheint das Positive aus Röpers Sicht dann doch nicht auszumachen. Sein Zitat geht noch weiter. Er sagt:

"Für die Leser wird sich nichts ändern. Es (der Verkauf, Anm. Altpapier) wird ja nicht dazu führen, dass etwa die geringeren Stückpreise, die Bauer demnächst mit beiden Zeitungen erzielen kann, an die Leser weitergegeben werden. Also, dass die Preise der Zeitung günstiger würden. Das kann man beileibe nicht erwarten, nein. Aus Leser-Sicht ist dieser Deal ein klarer Verlust.“

Bevor wir uns das Elend genauer anschauen, fassen wir noch mal schnell zusammen, was überhaupt passiert ist:

Nachdem der DuMont-Verlag vor einem knappen Jahr angekündigt hat, seine Zeitungen verkaufen zu wollen, gab es zunächst noch die unwahrscheinliche Hoffnung, dass irgendwer den ganzen Zeitungsstapel im Paket übernehmen würde – also Stadtanzeiger und Express in Köln, Berliner Verlag (Berliner Zeitung und Berliner Kurier + "den eigentlichen Schatz" Berlin.de), die Hamburger Morgenpost und die Mitteldeutsche Zeitung. Doch daraus wurde nichts, wie Sie wissen. Die Hoffnung sowie das Zeitungspaket zerschlugen sich beziehungsweise wurden zerschlagen. Der Berliner Verlag ging an das kapriziöse Ehepaar Friedrich. Die Zeitungen in Köln wollte DuMont auf einmal doch nicht mehr loswerden. Die Mopo in Hamburg hängt weiter in der Luft (hier soll sich noch im Januar etwas tun). Na ja, und gestern dann kam die Nachricht, dass die Mitteldeutsche Zeitung an das Unternehmen verkauft wird, das man bei der MZ bislang vor allem mit einem Gedanken verband: Immerhin gehören wir nicht zu denen.

"Zwischen beiden Zeitungen und Verlagen gab es bislang eine große Rivalität. Die rührt auch daher, dass sich der Bauer-Verlag unter Alt-Verleger Heinz Bauer, dem Vater von Yvonne Bauer, nach der Wende unter anderem auch gern die MZ einverleibt hätte. Wohl auch dank der guten Beziehung zwischen dem aus Halle stammenden Politiker Hans-Dietrich Genscher und dem mit der FDP sympathisierenden Verleger Alfred Neven DuMont wanderte die Mitteldeutsche Zeitung indes nach Köln. ’Seitdem war Bauer immer Wettbewerbs- und Negativmaßstab’, sagt ein langgedienter Redakteur. 'Ich hätte nie gedacht, dass unsere 'Perle' ausgerechnet dorthin wandern könnte.‘“

Die zwei Seiten der Synergie-Effekte

Den Chef des DJV-Landesverbands in Sachsen-Anhalt zitiert Radau mit einem Satz, der ein bisschen so klingt wie Horst Röpers Antwort: "Es lässt sich an diesem Eigentümerwechsel nichts erkennen, was für die Belegschaft und für die Leserinnen und Leser von Vorteil sein könnte.

Warum das so ist, erklärt Horst Röper in dem oben erwähnten MDR-Interview noch etwas genauer. Er sagt:

"Das ist natürlich ein harter Fall in Sachen Vielfalt, weil damit die beiden großen Zeitungen in Sachsen-Anhalt in einer Hand sein werden – also in der Hand des Bauer-Verlags aus Hamburg. Ein schwerwiegender Konzentrationsfall, bei dem man nun erwarten muss, dass Bauer demnächst die sogenannten Synergieeffekte nutzen wird, also Kostenstellen abbauen wird. Und es ist zu befürchten, dass dies eben auch in der Redaktion geschehen wird.“

Das ist grundsätzlich auch richtig. Je mehr Journalisten recherchieren und kommentieren, desto besser ist es um die Pressevielfalt bestellt.

"Wer sich zum Beispiel für Landespolitik in Sachsen-Anhalt interessierte, der las jeden Morgen die Berichte und Kommentare beider Zeitungen, die unterschiedlichen Anmerkungen von Zeitungslegenden wie Hendrik Kranert, Hagen Eichler oder Michael Bock.“

Und auch das stimmt, ohne dass ich die drei Kollegen kennen würde. Allerdings muss man auch sehen: Der Alltag, vor allem in überregionalen Redaktionen von Regionalzeitungen, besteht heute für viele Journalisten nicht mehr vorwiegend aus Recherchen und dem Verfassen von Kommentaren, sondern aus dem Zusammenstückeln von Agenturmaterial. Und wenn mehrere Mantel-Redaktionen die gleichen Agenturmeldungen auf das richtige Maß zurechtschneiden, damit Abonnenten die immer gleichen Nachrichten exklusiv von ihnen bekommen, dann ist das erfreulich, wenn diese Menschen ihren Arbeitsplatz nicht verlieren, aber für die Pressevielfalt ist das kein großer Gewinn.

Verleger verstehen unter "Synergie-Effekten“, von denen in auch in der phrasenhaften Pressemitteilung des DuMont-Verlags ("Wir haben uns die Entscheidung (…) nicht leicht gemacht“) die Rede ist, vor allem: Zwei Mitarbeiter müssen nicht das Gleiche machen, also können wir da Geld sparen. Das klingt unangenehm, ist aber nicht per se schlecht.

Natürlich, das Ergebnis ist oft katastrophal, weil Verleger, wenn sie genauer hinsehen, anscheinend überall Stellen erkennen, an denen sie Geld sparen können und das dann auch machen, obwohl es vielleicht keine gute Idee ist. Diesen Sparrausch mit schlimmen Folgen konnte man in der Vergangenheit bei vielen Zeitungen beobachten.

Grundsätzlich ist der Synergie-Gedanke aber schon richtig – vor allem, wenn es um die Frage geht, wie es gelingen kann, regionale Zeitungen bei rapide fallenden Erlösen am Leben zu halten. Denn eines der zentralen Probleme ist der gewaltige Kostenberg, den der ganze Zeitungsapparat verursacht, und der zur Folge hat, dass die Abo-Preise für eine Papierausgabe teilweise bei etwa 40 Euro im Monat liegen. Bei der Mitteldeutschen Zeitung sind es 34,20 Euro. Und das bedeutet gleichzeitig: Zu billig darf das E-Paper nicht sein, denn dann kauft niemand mehr die Papierzeitung. Daher kostet es immer noch 21,95 Euro. Und auch das ist im Vergleich zu anderen Inhalte-Anbietern ein stolzer Preis.

Selbstmord auf Raten

In der Bewertung muss man das alles auseinanderhalten. Auf der einen Seite müssen regionale Verlage sparen, wenn sie ein bezahlbares Produkt herstellen und damit ihre Existenz sichern wollen. Auf der anderen Seite ist Sparen Selbstmord auf Raten, wenn die journalistische Qualität immer schlechter wird. Kurt Sagatz zitiert in seiner Analyse für den Tagesspiegel ebenfalls Horst Röper:

"Synergien sieht Röper in der Verwaltung, in der Verlagsspitze und auf längere Sicht auch bei den Druckkosten. Aber auch in den Mantelredaktionen rechnet Röper nicht damit, dass Bauer mit Blick auf die Kosten lange stillhält. 'Der Verlag ist seit Jahrzehnten auf Rendite getrimmt.'“

Auf Rendite getrimmt bedeutet einerseits, so deute ich das: Röper ist der Meinung, es wurde zu viel gespart, möglicherweise an den falschen Stellen. Andererseits kann man in der Bewertung die veränderte Ausgangslage nicht unberücksichtigt lassen. Ganz ohne Sparen geht es wahrscheinlich nicht, wenn man als Verlag im Wikipedia-Eintrag den Satz stehen hat:

"Die Mitteldeutsche Zeitung gehört zu den deutschen Tageszeitungen mit den größten Auflagenverlusten der vergangenen Jahre.“

Aber dann muss man wiederum fragen: In welchem Umfang ist der Verlag selbst für diese Entwicklung verantwortlich – und welchen Anteil daran hat das Sparen?

Auch da hilft ein etwas differenzierter Blick, der hier aber keine präzise Analyse sein soll, sondern eher eine Suche nach Hinweisen.

Wenn Röpers Einschätzung stimmt, wird sowohl für die Belegschaft als auch für die Leser mit größerer Wahrscheinlichkeit vieles schlechter.

Grundlage für seine Bewertung ist die Ausgangslage. Aber es ist durchaus möglich, dass die Ausgangslage einen Teil der Ursache ausmacht. Bislang waren in Sachsen-Anhalt im Wesentlichen zwei größere Verlage tätig: DuMont (Mitteldeutsche Zeitung) und Bauer (Magdeburger Volksstimme).

In der landesweiten Berichterstattung wird nun tatsächlich etwas verloren gehen. Auf Dauer darf man wohl nicht damit rechnen, dass Bauer aus reinem Interesse an einer vitalen Presselandschaft konkurrierende Korrespondenten beschäftigen wird. Dass das nicht zu erwarten ist, zeigen auch Entwicklungen in anderen Teilen des Landes (hier oder hier).

Vor Ort war das Monopol dagegen auch vorher vorhanden. Und ohne ein Urteil über einzelne Redaktionen abgeben zu wollen: Ein Zeitungsmonopol führt oft zu erheblichen Qualitätseinbußen – zum einen, weil aus der Perspektive von Journalisten vielleicht nicht ganz so viel Aufwand und Aktualität nötig sind, wenn nicht zu erwarten ist, später im Vergleich zur Konkurrenz blöd dazustehen. Zum anderen sinkt oft die Qualität, weil sich ein ähnlicher Anreiz für Verleger gibt: Warum vier Redakteure beschäftigen, wenn es auch mit zweien geht?

Aber genau das, das Lokale, ist das Feld, das die Stärke von regionalen Verlagen ausmacht.

Als es im Dezember hier im Altpapier zum letzten Mal um die Mitteldeutsche Zeitung ging, zitierte meine Kollegin Nora Frerichmann die Dortmunder Journalistik-Professorin Wiebke Möhring, die sagte:

"Man sollte darüber nachdenken, wie wichtig das Lokale innerhalb eines Verlagshauses ist und ob es nicht noch viel stärker im Vordergrund stehen sollte. Darüber reden wir seit 20 Jahren und es gibt immer wieder Verlage, die mit einer stärkeren Fokussierung auf lokale Themen gute Erfahrungen machen. Das würde jedoch eine radikale Veränderung der Zeitungsstruktur erfordern. Bis heute ist es beispielsweise nicht möglich, nur den Lokalteil einer Zeitung zu abonnieren. Es wäre daher wichtig für die Verlage, herauszufinden, welcher Zeitungsteil die anderen Zeitungsteile in welchem Maße mitfinanziert. Die Bedeutung des Lokalen wird tatsächlich von allen hervorgehoben, doch das Geld fließt zumeist in die anderen Ressorts. Von einer Stärkung des Lokaljournalismus kann also zumeist keine Rede sein."

Das kann man natürlich nicht dem DuMont-Verlag ankreiden. Hier muss man ergänzen, was Frank Rugullus schreibt:

"Ein überzeugendes Zukunftskonzept suchen alle Regionalzeitungen, in Deutschland und ganz Europa.“

Vielleicht muss doch der Staat helfen

Trotzdem kann man die Frage stellen, was sich verändern müsste, damit eine regionale und vor allem lokale Berichterstattung zu einem annehmbaren Preis weiterhin möglich ist.

Es gibt bislang keine zufriedenstellende Lösung für das Problem. Ein digitales Nachrichtenmedium zu annehmbaren Preisen können regionale Verlage nicht herstellen, solange sie die Kosten der Papierzeitung decken und diese gleichzeitig nicht in Gefahr bringen wollen. Die Mitteldeutsche Zeitung hat überhaupt erst gestern, am Tag ihres Verkaufs, damit angefangen, Inhalte hinter eine Bezahlschranke zu stellen, wie Frank Rugullis schreibt (was aber unabhängig vom Verkauf geplant gewesen sei).

Und wo ein Monopol herrscht, bleibt es in der Regel bei einem Monopol. Diese Situation könnte man hinterfragen und daraus Lösungen entwickeln. Warum gibt es abgesehen von wenigen Projekten kaum Beispiele für neue lokale und regionale Medien, die keine Druckerei besitzen? Eigentlich ist das ja erstaunlich. Es sind keine größeren Investitionen nötig. Drei Journalisten mit Laptops und Smartphones könnten von heute auf morgen eine Lokalredaktion gründen. Dass das sehr selten passiert, ist ein Hinweis darauf, dass sich damit schwer Geld verdienen lässt. Wenn lokale Berichterstattung aber gesellschaftlich wünschenswert ist, wäre das ein Anlass, um über eine staatliche Förderung nachzudenken, die lokale Berichterstattung subventioniert – und die es lokalen Medienprojekten leichter macht, Fuß zu fassen.

Doch gegen diese Art von Förderung wehren sich Zeitungsverleger mit Händen und Füßen – mit dem Verweis auf die Staatsferne, die dann nicht mehr vorhanden wäre. Das ist ein Argument, sicher. Man kann es aber auch so sehen: Eine Förderung, die garantiert nur ihnen zugutekommt, nehmen die Verleger sehr gern. Zuschüsse, die eventuell zu neuer Konkurrenz führen würden, lehnen sie ab. In der Vergangenheit hat das ausgereicht, um die Diskussion zu ersticken. Aus der Perspektive von Politikern sieht es wahrscheinlich so aus: Wenn die Verleger kein Geld wollen, dann müssen wir ja gar nicht drüber sprechen. Vielleicht müssen wir diese Diskussion aber trotzdem führen, auch gegen den Willen von Verlagen, einfach im Sinne der Pressevielfalt.

Dass die Zeitungsverleger eine staatliche Förderung als das Ende der freien Presse verteufeln, ist nämlich kein anerkannter Konsens. Das zeigt schon ein Blick ins nahe Ausland. Länder wie Frankreich, Schweden oder Österreich fördern ihre Presse seit Jahren. Das ist nicht unproblematisch, es ist keine Patentlösung und auch nicht immer erfolgreich, doch wir sollten es als mögliche Option in Betracht ziehen.

Aber noch einmal zurück zur Mitteldeutschen Zeitung. Wenn man all das berücksichtigt, muss man im Moment doch feststellen, was auch Horst Röper im Interview mit Johanna Daher auf die Frage, ob die publizistische Konzentration im Zeitungsmarkt eine Gefahr für die Meinungsvielfalt ist, sagt:

"Ja, sicher. Wir leben davon, dass wir eben Gewaltenteilung in allen Bereichen haben. Das heißt natürlich auch in der Publizistik.“

Publizistische Gewaltenteilung am Beispiel

Wie gut es ist, dass wir diese Gewaltenteilung auch in der Publizistik haben, wird wie durch einen Zufall genau in der gleichen Woche an einem Fall deutlich, in dem die Bauer Media Group ebenfalls eine Hauptrolle spielt.

Das NDR-Magazin "Zapp"und der Spiegel haben gemeinsam recherchiert, dass "sich der Verlag mit dem Naziregime arrangiert und davon profitiert hat“, wie Sebastian Friedrich für den NDR schreibt. Der Verlag hat unter anderem einen Roman veröffentlicht, der laut dem Medien-Historiker Karl-Christian Führer "die Diktatur legitimiert, rechtfertigt und die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten befürwortet“. Außerdem hat Alfred Bauer, damals Mitinhaber des Verlags, mindestens zwei Immobilien von jüdischen Eigentümern gekauft, was weitere Fragen aufwirft. Die Bauer Media Group hat auf die Recherche sehr konstruktiv reagiert und mitgeteilt:

"Wir werden noch im Laufe des Jahres 2020 einen Historiker damit beauftragen, die Geschichte und die Vorgeschichte des Bauer Verlags während der Zeit des Nationalsozialismus zu recherchieren und die Ergebnisse mit der Öffentlichkeit teilen."

Bauer ist natürlich nicht das erste Medienhaus, das sich mit seiner Rolle im Nationalsozialismus beschäftigen muss, wie Stefan Reinecke in seinem Beitrag für die taz bemerkt:

"Ähnlich war es bei den Gebrüdern Burda. Die hatten sich 1933 gerühmt, ein sogenannter 'judenfreier' Betrieb zu sein, und 1938 günstig eine Großdruckerei von jüdischen Deutschen gekauft. Nach 1945 einigte man sich auf einen Vergleich. Dass Firmen in Deutschland vom NS-Regime profitierten, war nicht die Ausnahme, sondern die Regel.“

Trotzdem sah das Unternehmen in den vergangenen 75 Jahren offenbar keinen Anlass, sich diesen Fragen zu stellen. In ihrem Teaser schreibt die taz: "Der Anstoß zur Aufklärung kommt mal wieder von außen." Und das ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass es immer besser ist, wenn es mindestens zwei Berichterstatter gibt.


Altpapierkorb (Chinareporter, Fehler, Claus Gennrich, Deutsche Welle, Harry und Meghan, Leyendecker, NetzDG)

+++ Der scheidende chinesische Botschafter hat vor einem Jahr offenbar bei deutschen DAX-Unternehmen für ein geplantes Portal namens "Chinareporter" geworben, das ein bisschen mehr im Sinne von China über China berichten sollte, als deutsche Medien das machen. Georg Mascolo, Stella Peters und Benedikt Strunz berichten für WDR, NDR und SZ von einem Portal, das zwei freie Journalisten von Manager-Magazin, Zeit und Spiegel sich ausgedacht haben, das aber möglicherweise zu ihrem eigenen Glück nie umgesetzt wurde.

+++ Wie man mit Fehlern umgeht, zeigt Götz Aly in der Berliner Zeitung. Er hat eine Kolumne geschrieben. Ihm ist ein Irrtum unterlaufen. Er erklärt seinen Fehler. Auch Stefan Niggemeier, der bei Übermedien über die Kolumne geschrieben hat, hat die Korrekturmeldungen unten angefügt. Wenn alle Medien so auf Fehler reagieren würden, wären wir schon ein ganzes Stück weiter.

+++ Claus Gennrich, ehemalige Bonner Büroleiter der FAZ, ist gestorben. Stephan-Andreas Casdorff schreibt in seinem Nachruf für den Tagesspiegel: "Wenn Gennrich dann kam, war es, als habe er sich seinen Mantel nur übergeworfen, um schnell zu bemänteln, dass er die ganze Zeit in den Sitzungen der Politiker hinter geschlossenen Türen gesessen habe. In der FDP haben sie seine Artikel über ihre Präsidiumsgespräche archiviert. Genauer war keiner.“

+++ Jad Salfiti macht der Deutschen Welle im Guardian schwere Vorwürfe. Es geht um Rassismus, Mobbing und den Versuch, Mitarbeiter zum Schweigen zu bringen. Timo Niemeier schreibt für DWDL über den Fall, der wohl nicht so ganz eindeutig ist. Der Sender weist alles zurück, wirft dem Guardian "schlechte journalistische Arbeit" vor (niemand habe nachgefragt) und äußert sich verwundert darüber, "dass der 'Guardian' einen Journalisten den Artikel hat schreiben lassen, der die DW 'nach kurzer Zeit als Freier Mitarbeiter im Unfrieden verlassen musste'."

+++ Die New York Times hat wieder einen Rekord gebrochen, und nicht nur das, in diesem Fall gleich einen "Allzeitrekord" und das sogar früher als erwartet, wie Franz Scheele für die Werben und Verkaufen schreibt: "Die New York Times hat im vergangenen Jahr bei den Digitalerlösen die Marke von 800 Millionen Dollar überschritten – ein Jahr früher als ursprünglich vorgesehen. Als der Verlag 2015 die Marke von rund 400 Millionen Dollar erreicht hatte, wurde eine Verdoppelung für Ende 2020 angestrebt.“

+++ Matthias Daniel, Chefredakteur des DJV-Magazins Journalist, will das Heft in Zukunft in Eigenregie herausbringen, berichtet Ulrike Simon für Horizont.

+++ Die gestern hier schon erwähnte, weil mit dem Bert-Donnepp-Preis ausgezeichnete Übermedien-Kolumnnistin Samira El Ouassil (Sehr verdient! Herzlichen Glückwunsch noch mal!) analysiert in ihrer aktuellen Kolumne, auf welche Muster Medien zurückgreifen, um die Geschichte von Harrys und Meghans Loslösung zu erzählen. Und, Spoiler: Es sind die seit Adam und Eva üblichen.

+++ Holger Stark und Heinrich Wefing haben für die Zeit mit Hans Leyendecker über dessen Titelgeschichten-Debakel im Jahr 1993 zur vermeintlichen Hinrichtung des RAF-Terroristen Wolfgang Gramsgesprochen. Es geht unter anderem um die Frage, ob es eine Quelle, ob die Leyendecker sich damals bezog, überhaupt gab. Leyendecker sagt nun, der damalige Spiegel-Chefredakteur Hans Werner Kilz habe mit dieser Quelle sogar selbst gesprochen.

+++ Und zum Abschluss eine zumindest auf den ersten Blick gut klingende Nachricht: Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (Freunde sagen "NetzDG") soll nachgebessert werden, schreibt Robert Roßmann für die SZ. "Der Entwurf sieht vor, dass Nutzer in Zukunft leichter gegen Entscheidungen der Netzwerkanbieter vorgehen können - etwa gegen die Löschung eines eigenen Beitrags oder wenn sie mit der Nichtlöschung eines fremden Beitrags unzufrieden sind. Außerdem sollen Betroffene von strafbaren Beiträgen - also etwa von Beleidigungen oder Drohungen - ihre Auskunftsansprüche gegenüber den Netzwerken künftig besser durchsetzen können." Am Montag hatte Dietmar Neuerer für das Handelsblatt berichtet, dass bislang 1300 Bußgeldverfahren gegen Plattformbetreiber eingeleitet wurden.

Neues Altpapier gibt es am Freitag.

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