Fotomontage -  Schild an einer Eingangstür mit Aufschrift "Heute Arzt-Streik"
Zwischen Weihnachten und Neujahr wird bundesweit in zehntausenden Arztpraxen gestreikt. Bildrechte: IMAGO/Christian Ohde

Beginn des Ärztestreiks Tausende Arztpraxen zwischen den Feiertagen geschlossen

27. Dezember 2023, 15:03 Uhr

Wer zwischen den Feiertagen zum Arzt muss, könnte es diesmal noch schwerer haben als sonst. Denn niedergelassene Praxen sind zum Streik aufgerufen, der Virchowbund klagt über zu viel Bürokratie und mangelnde Kostenerstattung. Patientenschützer und Kassen haben wenig Verständnis für die Aktion.

Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik von Minister Karl Lauterbach (SPD) sind am Mittwoch tausende Arztpraxen in Deutschland geschlossen geblieben. Der Bundesvorsitzende des Virchowbunds, Dirk Heinrich, rechtfertigte die Praxisschließungen damit, dass Lauterbach "auf bisherige Protestmaßnahmen nicht reagiert hat".

Protest gegen "überbordende Bürokratie"

Heinrich beklagte am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin" überbordende Bürokratie. "Hier muss endlich mal der Gordische Knoten durchschlagen werden, damit die Praxen entlastet werden von Dingen, die uns von den Patienten abhalten", sagte Heinrich. "Denn unsere vordringlichste Aufgabe ist natürlich, sich um die Menschen zu kümmern. Und dafür brauchen wir mehr Zeit und weniger Zeit für Papier."

Kritik an der Aktion kam von der Stiftung Patientenschutz und dem GKV-Spitzenverband. Ärzteverbände haben dazu aufgerufen, Hausarzt- und Facharztpraxen bundesweit zwischen den Jahren geschlossen zu halten.

Zehntausende Praxen bundesweit beteiligt

Die für Mittwoch bis Freitag geplante Aktion ist Teil der Kampagne "Praxis in Not", die von mehr als 20 Verbänden unterstützt wird. Der Virchowbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte konnte am Mittwoch keine Angaben zur Zahl der beteiligten Praxen machen, weil der Streik dezentral organisiert werde. Man rechne aber mit bundesweit mehreren Zehntausend geschlossenen Praxen, erklärte eine Sprecherin.

Gestreikt wurde am Mittwoch unter anderem in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg und Bremen, aber auch in kleineren Städten und auf dem Land. Da nach dem Protest das Wochenende und der Neujahrstag folgen, dürften die Praxen erst am 2. Januar wieder öffnen.

Die Praxen waren dazu aufgerufen worden, ihre Patienten über die Schließung zu informieren, auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu verweisen und für Vertretung für dringende Notfälle zu sorgen. In vielen Praxen gebe es einen Aufnahmestopp, weil das Geld zur Behandlung fehle, erklärte Heinrich. Viele Ärzte gingen deswegen früher als geplant in Rente.

Kritik von der Stiftung Patientenschutz und Lauterbach

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, warnte vor Belastungen für Betroffene. Der ärztliche Bereitschaftsdienst sei in diesen Wochen stark eingeschränkt, da die Kassenärztlichen Vereinigungen die Verträge mit den Poolärzten gekündigt hätten.

Lauterbach hatte vor Weihnachten die Praxisschließungen kritisiert. Er habe Verständnis für die Proteste, aber nicht dafür, dass über die Feiertage gestreikt werde, sagte er dem RBB. Der Minister verwies darauf, dass derzeit jeder Zehnte krank sei und die Menschen die Versorgung bräuchten. Er will sich mit den Hausärzten im Januar zu einem Krisengipfel treffen, um über die beklagte Überlastung und die viele Bürokratie in den Praxen zu beraten.

dpa/AFP (yvo)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Dezember 2023 | 12:00 Uhr

Mehr aus Deutschland

Mehr aus Deutschland

Sattelzug aus Vofelperspektive 1 min
Unfall auf A38 bei Berga Bildrechte: MDR
1 min 21.05.2024 | 13:56 Uhr

Auf der A38 bei Berga in Sachsen-Anhalt ist ein Lkw umgekippt, der Fahrer wurde schwer verletzt. Die Autobahn wurde teilweise gesperrt, die Autobahnanschluss Berga musste komplett gesperrt werden.

Di 21.05.2024 13:23Uhr 00:33 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/video-Berga-Unfall-Sattelzug-Sperrung100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Teilnehmer einer Demonstration hebt die geballte Faust. 4 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Willnow
Zelt außen, Menschen davor 1 min
Prozeßbeginn gegen Reichsbürger Bildrechte: MDR
1 min 21.05.2024 | 12:13 Uhr

Heinrich XIII. Prinz Reuß soll Rädelsführer einer Gruppe sein, die die staatliche Ordnung gewaltsam beseitigen wollte. Nun stehen sie vor Gericht. Für den Pozess wurde eine Halle am Stadtrand aufgebaut.

Di 21.05.2024 11:28Uhr 00:40 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/video-Reichsbuerger-Gericht-Frankfurt-Reuss100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video