Jetzt im Fernsehen "Charité": Warum die neue Staffel so außergewöhnlich ist

10. April 2024, 17:10 Uhr

Die neue Staffel der beliebten Serie "Charité" ist in der ARD Mediathek gestartet und bricht mit dem bisherigen Erfolgsrezept. Während die ersten drei Staffeln Innovationen aus der Vergangenheit mit viel historischer Genauigkeit erzählten, wirft die vierte Staffel über das bekannteste Krankenhaus Deutschlands einen Blick in die Zukunft.

Die neue Staffel der Erfolgsserie "Charité" überrascht mit einem neuen Look. Während die ersten drei Staffeln in historischen Settings angesiedelt waren und eher dunkel wirkten, spielt die vierte Staffel 25 Jahre in der Zukunft. Dort wird das bekannte Berliner Krankenhaus von Licht durchflutet. Die Hauptrolle der neuen Staffel hat Sesede Terziyan übernommen. "Ich fand diese Entscheidung so mutig und spannend, in die nahe Zukunft zu springen", erzählt die Schauspielerin bei MDR KULTUR.

Eine Gruppe Menschen steht vor einer hohen weißen Wand.
Auch die neue Staffel "Charité" lebt von einem vielseitigen Personal. Bildrechte: ARD/MDR/ARD Degeto/Arte/Ufa Fiction/Armanda Claro

Forschung an der Charité

Trotz der radikalen Entscheidung, nun nicht mehr auf historische Ereignisse zurückzugreifen, spannt die Serie – eine Koproduktion von MDR, Arte und ARD Degeto – einen Bogen zur ersten Staffel. Die drehte sich unter anderem um Robert Koch und dessen Entdeckungen der Tuberkulose-Erreger. Die Hauptfigur der vierten Staffel ist die Mikrobiologin Maral Safadi, die als "Robert Koch der Zukunft" gefeiert wird, wie die Schauspielerin Sesede Terziyan erklärt. Sie kehrt mit ihrer Ehefrau aus Boston an die Charité zurück, um ihre Innovation weiterzuentwickeln.

Ich fand diese Entscheidung so mutig und spannend.

Wie auch in früheren Staffeln, wurde das Team der Serie von Mitarbeitenden des echten Charité-Krankenhauses beraten. Terziyan beispielsweise durfte in der dortigen Abteilung für Mikrobiologie hospitieren, berichtete sie MDR KULTUR: "Da durfte ich mir die Abläufe und die Handgriffe angucken. Die Mikrobiologie ist tatsächlich auf eine Sache stolz: Bei aller Technologie ist die Mikrobiologie etwas sehr Haptisches. Man kann Bakterien durch den Geruch und die unterschiedlichsten Sinne bestimmen. Da war ich auch sehr verwundert."

v.l.n.r.: Dr. Julia Kowalzcyk (Angelina Häntsch), Dr. Maral Safadi (Sesede Terziyan), Dr. Seda Safadi (Adriana Altaras), Dr. Ferhat Williamson (Timur Isik)
Alle sechs Folgen der neuen Staffel sind ab dem 5. April 2024 in der ARD Mediathek verfügbar. Bildrechte: ARD/MDR/BDA/Benno Kraehahn

Wichtige Fragen der Zukunft

Natürlich geht es in der Staffel, die im Jahr 2049 spielt, auch um die Medizin der Zukunft. Die Serie wurde daher zu großen Teilen nicht in Berlin, sondern in Lissabon gedreht, wo das modernste Krankenhaus Europas steht. Die dortige Architektur bestimmt auch die Serie: "Es ist ein unglaubliches Motiv", meint Schauspielerin Sesede Terziyan, "was auch wirklich der Zeit entsprechend ist, die wir erzählen, auch aus medizinischer Sicht: Inwiefern müssen sich Architektur und Krankenhäuser verändern?" Denn im Hintergrund spielen laut der Darstellerin in der Staffel auch der demografische und klimatische Wandel eine große Rolle.

Zwei Personen in weißer Medizin-Kleidung laufen durch ein verglastes Gebäude.
Das Lissaboner Pankreas-Zentrum ist das zentrale Bildmotiv der neuen "Charité"-Staffel. Bildrechte: ARD/MDR/ARD Degeto/Arte/Ufa Fiction/Armanda Claro

Vordergründig geht es um moderne Behandlungsmethoden mit Robotern und Chips, um Scorings für nötige Behandlungen. Somit beschäftigt sich die Serie mit Themen, die auch viele Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umtreibt. Laut einer Umfrage von MDRfragt sorgen sich 7 von 10 der Befragten um die medizinische Versorgung. Vor allem auf dem Land wird die künftige Verfügbarkeit angezweifelt. Während die Mehrheit Neuheiten wie das E-Rezept oder Video-Sprechstunden befürwortet, ist die Meinung über den Einsatz von KI geteilt. Vor allem Menschen, die auf dem Land leben oder im medizinischen Bereich arbeiten, sehen diese Entwicklung skeptisch.

Die vierte Staffel "Charité" zeigt jedoch keine Dystopie, betont die Schauspielerin Sesede Terziyan: "Wir wollten schon eine Utopie erzählen, auch mit all den Herausforderungen und Aufgaben, die wir haben. Denn die Zukunft ist jetzt. In den letzten Jahren sind wir immer mehr von der Zukunft überrollt worden und das betrifft auch dieses Projekt." Für Terziyan war es dabei wichtig, die Entwicklungen mit einer großen Selbstverständlichkeit und Offenheit zu spielen.

Quelle: MDR KULTUR (Knut Elstermann, Jörg Taszmann)
Redaktionelle Bearbeitung: tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Café | 01. April 2024 | 12:00 Uhr

6 Kommentare

pepe79 vor 3 Wochen

Muss mich korriegieren, sehe gerade die ersten Staffeln. Trifft unsere aktuelle Gesundheitspolitik doch ganz gut. Umstrittene Gesundheitsreform, KlimaErwärmung, neuer Erreger weswegen keiner mehr ins Wasser darf wogegen sich Widerstand regt weil es ja keine weiteren Toten gibt (erinnert mich an bestimmte Coronaleugner).

Keine Organtrasplantation wenn man sich nicht selber um die eigene Gesundheit bemüht....wer nicht mitmacht bekommt heute auch kein Organ....soweit in der Zukunft ist das Grundlegende gar nicht.

pepe79 vor 3 Wochen

Muss ich mur die Tage mal ansehen. Klingt schon gut und spannend! Bin auch gespannt wie die Klinik aussieht senn es im modernsten Krankenhaus Europas gedreht wurde....da ist die Original Charite ja leider weit von entfernt.

Kritische vor 3 Wochen

Es geht nicht per se um die "Zukunft". Es ist sehr geschickt gemacht, die Probleme von HEUTE in eine imaginäre Zukunft zu transferieren. Hier werden so viele Ebenen angesprochen, mit denen wir uns bereits jetzt und hier beschäftigen müssen. Es sind so viele spannende Themen verpackt, die "Zukunft" ist nur die Bühne, auf diese das wertfrei transferiert wird. Ethische Fragen im Zusammenhang mit KI, Seuchen, Gesundheitssysteme und soziale Gerechtigkeit, Gen-Veränderungen etc., all' das sind Themen, die in der Medizin hochaktuell sind. Es ist eine fiktionale Serie und keine Dokumentation, diese gibt es reichlich.

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