Arbeitszeit Wer im Homeoffice produktiver arbeitet – und wer nicht
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12. April 2024, 11:59 Uhr
MDR-AKTUELL-Hörerin Magdalena Jahn arbeitet manchmal im Homeoffice. Dazu hat sie folgende Frage: "Wird man durch Homeoffice nicht vielleicht doch ein bisschen faul, weil man auch viel abgelenkt wird?" Die Antwort hängt jedoch von vielen Faktoren ab.
- Homeoffice kann die Produktivität steigern
- Bei Menschen, die Vollzeit im Homeoffice arbeiten, ist eher das Gegenteil der Fall
- Die Produktivität hängt jedoch auch von Faktoren ab wie Wohnsituation, Gewissenhaftigkeit, Grad der Selbstorganisation und Unterstützung durch den Arbeitgeber
Wenn man Menschen auf der Straße fragt, ob Homeoffice sie produktiver oder weniger produktiv macht, sagen sie: "Ich würde sagen weniger. Leute, die jetzt ein eigenes Büro richtig zuhause haben, da ist es dann nochmal einfacher, aber wenn man sich jetzt einfach auf die Couch setzt und dann losarbeitet, ich glaub das ist sehr schwierig, da die Konzentration zu behalten." – "50 Prozent mach' ich Homeoffice. Ich bin selbständig, ich bin da gleichermaßen produktiv." – "Also im Homeoffice, haben wir alle festgestellt, sind wir definitiv effektiver. Im Büro, sag' ich mal, wechselt man doch das ein oder andere Wort direkt über den Schreibtisch, daheim versucht man es erst mal selber zu lösen." – "Ja, ich mach' sehr viel Homeoffice. Und da ist mir aufgefallen, dass es sehr schwierig sein kann, sich selber zu organisieren mit Zeiten und wirklich einen klaren Plan drin zu haben auf der einen Seite und auf der anderen Seite [merke ich] auch sehr stark, dass man nicht mehr wirklich aufhören kann zu arbeiten, wenn man einmal drin ist."
Homeoffice kann die Produktivität steigern
Die Erfahrungen mit Homeoffice sind vielfältig. Prinzipiell kann die Produktivität im Homeoffice steigen, sagt Martin Zeschke, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: "Da gibt es relativ viele Studien dazu, dass über alle Menschen hinweg die Tendenz zu einer höheren Produktivität im Homeoffice der Fall ist. Vor allem wenn man nur an einigen wenigen Tagen im Homeoffice arbeitet."
Bei Vollzeit-Homeoffice dagegen leidet die Produktivität, wie immer mehr Studien zeigen, berichtet Jean-Victor Alipour, Experte für Homeoffice beim Ifo-Institut. Das zeige sich "vor allem bei den jüngeren Leuten, die ihre Fähigkeiten erst noch entwickeln müssen. Also man sieht, dass insbesondere der Aufbau der eigenen Fähigkeiten leidet, wenn man sich schlechter austauschen kann mit Leuten, die erfahrener sind. Auf der anderen Seite ist es interessant, dass Leute, die bereits sozusagen 'more senior' sind im Unternehmen, die konnten ihre Produktivität zuhause noch steigern, weil die einfach mehr Zeit hatten, sich auf ihre eigene Arbeit zu konzentrieren."
Produktivität im Homeoffice hängt von vielen Faktoren ab
Abgesehen von diesen übergreifenden Trends wirken sich unterschiedliche Faktoren darauf aus, wie gut der oder die Einzelne im Homeoffice arbeiten kann. Zum Beispiel die Umgebung: Habe ich ein eigenes Zimmer oder arbeite ich am Küchentisch? Lenken mich Haustiere, Kinder, Mitbewohner ab? Auch Personenmerkmale spielen eine Rolle, sagt Martin Zeschke: Wie viel Vermischung von Arbeit und Privatleben tut mir gut?
Zeschke erklärt: "Also es gibt zum Beispiel diejenigen, die morgens direkt im Bett schon anfangen zu arbeiten. Das ist eine ganz andere mentale Einstellung darauf, dass ich jetzt arbeite, als wenn ich zum Beispiel mich morgens fertigmache, zurechtmache, frühstücke und mich dann zum Beispiel aufs Fahrrad setze oder in die Straßenbahn setze, um zur Arbeit zu fahren. Und da wirklich so eine klare Routine hab, die mir signalisiert, jetzt geht es zur Arbeit, und jetzt bin ich produktiv."
Faktor Gewissenhaftigkeit
Die Forschung zeige auch, dass gewissenhafte Menschen besser zuhause arbeiten können, während weniger gewissenhafte eher die soziale Kontrolle durch Kollegen brauchen. Auch die Frage, wie gut das Unternehmen mich im Homeoffice unterstützt – durch kurze Kommunikationswege oder technische Ausstattung – hat Auswirkungen.
Fest steht für beide Experten: Verschwinden wird das Homeoffice nicht. 25 Prozent der Beschäftigten arbeiten heute teils oder ganz von zuhause – vor Corona waren es fünf bis zehn Prozent. Voraussichtlich werden sich Hybrid-Modelle durchsetzen: ein paar Tage Homeoffice, ein paar Tage Büro. Und sogar das Vollzeit-Homeoffice kann sich für Firmen lohnen, auch wenn es eher schlecht für die Produktivität ist, sagt Alipour vom ifo-Institut: Denn was die Firmen bei der Produktivität einbüßen, sparen sie zum Beispiel bei der Miete der Büros.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 12. April 2024 | 06:22 Uhr
Tom0815 vor 34 Wochen
Das Bild wurde geändert.
Aber "gut", dass wir scheinbar keine anderen Probleme habe, als uns über sowas "Gedanken" zu machen. Geht es uns doch echt gut.
Anni22 vor 34 Wochen
Also ich seh auf dem Bild einen Opi der den Topf umrührt, während Omi nochmal das Rezept im Video anschaut und das Enkelkind wartet am Tisch aufs Essen. Also mit Home Office hat das echt nichts zu tun ;-)!
Home Office sollte bedeuten, dass Leute zuhause arbeiten ohne Ablenkung, sinnvoller Weise in einem eingenem Raum....
Bummi vor 34 Wochen
Wer sich nicht organisieren kann, kriegt das im Büro und im homeoffice nicht hin. Ansonsten geht es in (fast) jedem Job darum, eine gewisse Menge an Leistung abzuliefern. Wann und wie man die bewältigt, sollte egal sein, solange Endtermine eingehalten werden/ die Arbeit geschafft wird. Da kann man als Arbeitnehmer im homeoffice gewinnen und verlieren. Auf jedenfall Fall spart man den Arbeitsweg. Das ist gut fürs Klima und die Freizeit.