Ein KFZ-Mechaniker wartet 2020 in einer Werkstatt ein E-Auto.
Ein Elektro-Auto in der Werkstatt – das kostet die Halter durchschnittlich mehr als die von Verbrennern. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marijan Murat

E-Mobilität Reparatur von E-Autos teurer als von Verbrennern

13. März 2024, 07:39 Uhr

Eine Studie deutscher Versicherungen hat ergeben, dass ein Elektroauto in der Reparatur teurer ist als ein Verbrenner. Anja Käfer-Rohrbach vom Gesamtverband der Versicherer sagte MDR AKTUELL, dass die Reparatur für E-Autos im Schnitt 30 Prozent höher sei. Dafür sind die Investitionen der Autohäuser und teurere Bauteile verantwortlich. Doch dafür haben E-Autos seltener Schäden und die Wartung ist günstiger. Die Versicherungsprämien könnten sich dennoch erhöhen.

Ein Mann naht, blickt direkt in die Kamera
Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur MDR AKTUELL Bildrechte: MDR

Im Autohaus Liebe in Leipzig steht ein Elektroauto auf der Hebebühne. Der Skoda zeigt einen Fehler in der Hochvolt-Komponente an. Nun suchen die Fachleute um Werkstattleiter Stefan Wellmann nach der Ursache.

Kosten für die neue Ausstattung zur Reparatur von E-Autos werden umgelegt

Um Elektroautos überhaupt reparieren zu können, habe man erstmal investieren müssen, sagt Wellmann: "Die Anschaffung von Spezialwerkzeugen, Hubtischen und so weiter, das hat sich alles geändert. Hebebühnen mussten umgebaut werden, da man an das Batteriemodul nicht mit einer normalen Hebebühne rankommt, sondern eine Scherenbühne benötigt. Der Personalschulungsaufwand war enorm auf die kurze Zeit, weil es ja doch recht schnell ging mit der E-Mobilität."

Solche zusätzlichen Investitionskosten legen die Werkstätten auf die Reparaturen um. Pro Arbeitsstunde werden bei Elektroautos oft höhere Preise angesetzt als bei Verbrennern. Um wieviel teurer die Reparaturen nach Unfällen sind, hat der Gesamtverband der Versicherer ausgerechnet.

Die Reparatur von E-Autos ist teurer, doch seltener notwendig

Vize-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach hat die Zahlen für MDR AKTUELL herausgesucht: "Also die Reparaturkosten bei Elektroautos sind im Schnitt 30 Prozent höher als bei Verbrenner-Motoren. Das liegt an unterschiedlichen Faktoren. Unter anderem an den Batterien, wenn die ausfallen. Aber man muss auch dazu sagen und das ist ganz wichtig: Dass die Unfallbilanz der Stromer viel besser ist."

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Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn | Christin Klose

Tatsächlich sind Elektroautos in der Reparatur zwar teurer, gehen aber deutlich seltener kaputt. Das bestätigt Thomas Peckruhn, Vizepräsident im Verband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Das liege allerdings weniger am Antrieb, sondern vor allem daran, dass Elektroautos neu sind. Neue Autos seien generell oft mit Assistenzsystemen ausgestattet, die Unfälle verhinderten.

Peckruhn fällt aber noch ein anderer Grund ein, warum so manches Elektroauto in der Reparatur so viel mehr kostet. Die Bauteile müssten einfach teurer eingekauft werden: "Ich nenne mal ein Beispiel: Bei einem amerikanischen Elektroauto-Hersteller, die haben eben große Module. Die Front ist eben nicht wie beim klassischen Auto: Kotflügel, Motorhaube, Motorschürze. Das ist eben alles ein Teil. Das ergibt eben einen höheren Reparaturbedarf, die Teile sind teurer. Das ist eben ein wesentlicher Punkt, den die Versicherungswirtschaft da hat bei Unfallinstandsetzung."

Versicherungen für E-Autos könnten teurer werden

Bleibt die Frage, was das für die Versicherungen bedeutet. Führen höhere Reparaturkosten zu höheren Versicherungsbeiträgen? "Ich rechne fest damit, dass die Versicherungsbeiträge für Elektroautos steigen werden. Weil der Aufwand der Reparatur viel höher ist.", sagt Peckruhn.

Beim Gesamtverband der Versicherer will Anja Käfer-Rohrbach das so klar nicht bestätigen. Jede Versicherung berechne ihre Prämien anders: "Aber man kann vielleicht generell sagen: gestiegene Preise für Ersatzteile und höhere Lohnkosten in den Kfz-Werkstätten sind natürlich relevante Faktoren für die Prämienentwicklung. Und dementsprechend kann man sich das, glaube ich, so ein bisschen ausrechnen."

Dass die Versicherung eines Elektroautos generell 30 Prozent mehr koste, verneint Käfer-Rohrbach deutlich. Je nach Modell wirkten sich die geringeren Unfallzahlen positiv auf die Beiträge aus.

Und ein Fakt gehört am Ende vielleicht auch noch dazu: Womöglich zahlen Elektroautobesitzer bei der Versicherung drauf. Dafür sparen sie bei der regulären Wartung. Denn Ölwechsel, Zündkerzentausch oder neue Kraftstofffilter entfallen bei Elektroautos generell.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 12. März 2024 | 06:47 Uhr

167 Kommentare

Britta.Weber vor 8 Wochen

Ich finde, die Diskussion ist müßig. Die technische und wirtschaftliche Realität wird in einigen Jahren das Urteil fällen und dieses wird sehr klar sein. Das Verbrenner-Aus gibt es momentan nur in der EU und ich bin sicher, dass dies bald fallen wird.
Nebenbei bemerkt: Die Dieseltechnologie ist m.E. die derzeit beste Technologie, leistungsstark, vielseitig einsetzbar (nicht nur in Autos), umweltfreundlich, mit guten Grenzwerten, ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst.

DER Beobachter vor 8 Wochen

"Sie können mit MP Kretschmer aus Sachsen konkurrieren. Immer eine starke Meinung, meist wenig Wissen." Sehr treffend. Wobei Kretschmer denn doch noch Gott sei Dank deutlich mehr Verstand hat ...

emlo vor 8 Wochen

"Tank bleibt voll. Mein Argument ist die Realität." - Naja, wenn Sie z.B. noch Sommerdiesel im Tank haben, dann bleibt der Tank zwar voll, wenn es kalt wird, fahren können Sie trotzdem nicht, wenn der Diesel versulzt. Den Akku kann man zwischendurch notfalls mal nachladen. Da braucht man nicht mal eine beheizte Garage dazu.

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