Filmstart Neue Doku portraitiert ostdeutsche Politikerinnen

13. September 2023, 11:25 Uhr

Die in Dresden geborene Regisseurin Sabine Michel will mit ihrer neuen Dokumentation Biografien ostdeutscher Frauen erzählen. In dem Film "Frauen in Landschaften" portraitiert sie vier Politikerinnen: Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die Linken-Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg, Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU) und die frühere AfD-Politikerin Frauke Petry. Im Interview mit MDR KULTUR erklärt Michel die Beweggründe ihrer Doku.

MDR KULTUR: Was steckt hinter dieser Idee mit den Landschaften?

Sabine Michel: "Landschaften" ist ja ein herrliches deutsches Wort, hinter dem auch die blühenden Landschaften, die Seelenlandschaften, die politischen Landschaften zu entdecken sind. Insofern stehen sie natürlich dafür, wo man herkommt, wo man sich verortet. Aber sie können genauso eben in der Vorstellung für alles andere stehen.

Ich hatte den Eindruck, Sie kommen den vier Frauen sehr nah.

Ja, es ist eine Wegstrecke, die wir miteinander gegangen sind. Es ist immer auch ein bisschen eine Reise. Ein Grundprinzip meiner Arbeit ist, dass ich mit sehr viel Wissen – ich bereite mich sehr, sehr intensiv auf diese Arbeiten vor – aber mit möglichst wenig vorgefertigter Meinung reingehe und mich zusammen mit ihnen auf die Reise mache und schaue, was uns begegnet und was mit uns passiert. Die Nähe, die jetzt vielfach beschrieben wird, die ist das Ergebnis so eines Weges, den man auf Augenhöhe miteinander gemacht hat.

Das ist also eine Nähe, die Sie suchen. Auf der anderen Seite ist die Nähe natürlich als Autorin auch ein Risiko, wenn es um die Distanz geht zu Ihren Protagonistinnen, um den journalistischen Abstand oder den analytischen Blick.

Unbedingt. Wenn man sich den Film anschaut, wird man merken, dass es ein ständiges Spiel aus Nähe und Distanz ist. Ich nähere mich ihnen, aber wir sind nicht Freundinnen. Ich mache mich nicht gemein mit ihnen. Insofern: Ja, es ist immer diese Ambivalenz, die ja aber dann auch genau das Spannende ist.

Wie sind Sie auf diese vier Frauen gekommen? Sie wären ja nicht die einzigen Kandidatinnen für so einen Film über Politikerinnen aus Ostdeutschland gewesen.

2017, in der Berliner Runde nach der Bundestagswahl, saßen Männer da und drei Frauen - drei Spitzenkandidatinnen, alle drei Ostdeutsche. Das war eigentlich für mich der Startpunkt, mich damit zu beschäftigen.

Ich habe mich eigentlich weniger für die Parteien entschieden, sondern mehr für Menschen - für vier Frauen mit den Geschichten ihrer Familien und ihrer eigenen. Ich wollte die Vielfalt von ostdeutschen Biografien erzählen.

Regisseurin Sabine Michel

Dann habe ich in den folgenden anderthalb Jahren sehr, sehr viele verschiedene Frauen, Politikerinnen mit einer ostdeutschen Biografie getroffen und habe mich dann für möglichst sehr vielfältige, unterschiedliche Biografien entschieden. Ich habe mich eigentlich weniger für die Parteien entschieden, sondern mehr für Menschen, für vier Frauen mit den Geschichten ihrer Familien und ihrer eigenen und wollte da die Vielfalt von ostdeutschen Biografien erzählen.

Was halten Sie von diesem Hörensagen, die Frauen wären mit den Möglichkeiten und Zumutungen nach 1989, nach dem Ende der DDR, besser klargekommen? Was denken Sie, woran das liegt?

Wenn ich sozusagen in meinen kleinen Kreis, meinen persönlichen, schaue, dann hat das schon was damit zu tun, dass es dann am Ende eben doch auch die Frauen sind, die sich schneller umstellen können – vielleicht. Da gibt es auch immer ganz viele Ausnahmen. Ich schrecke immer – als Dokumentar-Regisseurin natürlich erst recht – vor diesen Absolutheiten zurück.

Aber es sind eben schon oft die Frauen mit ihren berufstätigen Müttern, die ja auch in der DDR schon doppelt, dreifach Belastung geschultert haben. Sie sind zwar auch in der DDR nicht in die Führungspositionen gekommen, aber es haben sich mit dieser Situation in der DDR Selbstbewusstheiten entwickelt. Und das haben die Töchter meiner Ansicht nach durch ihre Mütter mitbekommen.

Und sie sind dann diejenigen, die eben auch mit so einer Stärke losziehen, sich auf Neues einstellen können und bereit sind, zu lernen und umzudenken. Das ist vielleicht doch etwas, was eher frauenspezifisch ist.

Informationen zum Film (zum Ausklappen)

Dokumentation "Frauen in Landschaften"
Regie und Drehbuch: Sabine Michel
ab 14. September 2023 im Kino

Ausgewählte Filmvorführungen mit Sabine Michel:
13. September 2023, Hoyerswerda, Blow Up Programmkino
14. September 2023, Leipzig, Passage Kinos
15. September 2023, Jena, Kino am Markt
16. und 18. September 2023, Gera, Metropol
17. September 2023, Magdeburg, Moritzhof

Quelle: MDR KULTUR (Carsten Tesch), Redaktionelle Bearbeitung: hk, vp

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 13. September 2023 | 07:10 Uhr

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