Tänzer bei der Probe 5 min
Am Donnerstag hat in Hellerau das Stück "Join" Premiere. Rico Stehfest berichtet im Audio. Bildrechte: De-Da Productions

Tanz-Premiere Palucca-Studierende messen sich in Hellerau mit Profis

19. September 2024, 04:00 Uhr

Im Festspielhaus Hellerau feiert am Donnerstag eine Tanzperformance Premiere. Die Uraufführung der Dresden Frankfurt Dance Company ist ein Großprojekt in Sachen Zusammenarbeit. Die steckt schon im Titel "Join", der übersetzt "verbinden" oder "teilnehmen" heißt. Damit laden die Initiatoren des Projekts mehr als 50 Studierende der Dresdner Palucca Hochschule für Tanz ein, sich mit den Profis zu messen. Ihre Zusammenarbeit soll zeigen, was es braucht, damit Menschen zueinanderfinden.

Von einer Spaltung der Gesellschaft wird in letzter Zeit gefühlt öfter gesprochen als darüber, wie wir eigentlich gemeinsam Gegenwart und Zukunft gestalten können. Für einen optimistischen Ausblick sorgt die Dresden Frankfurt Dance Company mit ihrer neuen Arbeit "Join" ab Donnerstag im Festspielhaus Hellerau. Dort stürmen mehr als 50 Studierende des Bachelor-Studiengangs der Palucca Hochschule für Tanz die Bühne.

Ein Mann mit Zopf und Bart, weißem Shirt und heller Hose sitzt in einem Raum und gestikuliert; im Hintergrund sind weitere Personen zu erkennen
Hatte die Idee für das tänzerische Experiment: Ioannes Mandafounis von der Dresden Frankfurt Dance Company Bildrechte: De-Da Productions

Studierende und Profis auf der Bühne in Hellerau

Der künstlerische Leiter der Dresden Frankfurt Dance Company, Ioannes Mandafounis, hatte die Idee zu dem Experiment – nämlich Tänzerinnen und Tänzer unterschiedlicher Entwicklungsniveaus zusammenzubringen. Die jüngsten unter den Studierenden sind gerade einmal 16 Jahre alt. Auf der anderen Seite stehen mit ihnen unter anderem Profis von Mandafounis' Tanztruppe auf der Bühne.

Zusammen wollen sie herausfinden, wie es gelingen kann, zusammenzuarbeiten und Gemeinsamkeiten zu entwickeln. "Join" ist der Versuch, sich anzuschließen, Teil einer Sache zu sein und gemeinsam etwas auszuprobieren.

Tanzen wie bissige Hunde

Wie unmöglich das in einer aufgeheizten, gereizten Atmosphäre ist, wird deutlich, wenn die Studierenden in einer Szene wie eine wilde Horde aufeinander losgehen und sich in ohrenbetäubendem Lärm wie aggressive Hunde anbellen.

Drei Tänzerinnen in Trainingsanzügen stehen lachend auf einer Bühne.
Die Dresden Frankfurt Dance Company ist ein international gefragtes Ensemble für zeitgenössischen Tanz und als solches regelmäßig auf Gastspielreisen. Bildrechte: Sitara Thalia Ambrosio

Diese tänzerischen Versuche sind in einzelnen, mal längeren, mal kürzeren Szenen gestaltet. Manche sind so kurz, dass sie nur Bilder sind. Es gibt darin keine Geschichte, sondern einfach Momente, Solos und Duos, bis hin zu überwältigenden Gruppenszenen. Gegliedert wird ihre Abfolge durch abrupte "Blacks", also komplette Dunkelheit. Trotz dieser Brüche wird mitunter einfach weitergetanzt.

Upcycling als Teil des Konzepts

Die Musik – ein sensibler, entspannter Klangteppich – läuft immer weiter und schafft so den dramaturgischen Rhythmus. Geliefert hat den Soundtrack Emanuele Piras. Er ist ein Tänzer der Dresden Frankfurt Dance Company und nicht der Einzige, der hier mehr als "nur" tanzt. So hat Thomas Bradley, ebenfalls Mitglied der Tanztruppe, die Kostüme entworfen. Sein Ansatz ist die Idee des Upcyclings, also aus alten Materialien Neues zu machen. Als Grundlage hat er sich einfache Herrenhemden genommen.

Zwei in einander verschlungene Tänzer stehen in einem Probenraum
Emanuele Piras (im blauen Oberteil) lieferte die Musik für das gemeinsame Tanzprojekt von Dresden Frankfurt Dance Company und Palucca Hochschule Dresden. Bildrechte: De-Da Productions

Um die große Zahl an Tänzerinnen und Tänzern koordiniert zu bekommen, haben beide Seiten im Vorfeld getrennt voneinander geprobt. Die Company war dazu in Frankfurt, während zwei ihrer Tänzer, Nastia Ivanova und Thomas Bradley, als Probenleiter in der Palucca Schule unterwegs waren. Dort haben sie den mehr als 50 Beteiligten erst einmal die Improvisationstechnik beigebracht, die Mandafounis eigens für das Ensemble entwickelt hat.

Intensivkurs in Tanz-Improvisation

Das sei ein Crashkurs und Knochenjob gewesen, berichten die Studierenden. Zwar sei Improvisation Teil der Ausbildung an der Hochschule, aber jede Technik sei anders. Das müsse man erst mal in den Körper bekommen. Vor allem von intensivem Muskelkater war bei den Nachwuchstänzerinnen und -tänzern die Rede.

Sechs Tänzerinnen und Tänzer stehen gemeinsam auf einer Bühne
"Join" bringt im Festspielhaus Hellerau mehr als 50 Bachelor-Studierende der Palucca Hochschule für Tanz und 15 Profis der Dresden Frankfurt Dance Company zusammen. Bildrechte: De-Da Productions

Zusammengekommen sind dann alle erst vor wenigen Tagen. Noch am Montag konnte man bei einem Probenbesuch in Hellerau sehen, dass noch an allen Ecken und Enden gebastelt wird, damit zur Premiere am Donnerstag auch alles klappt.

Mehr Informationen

"Join"
mit Tänzerinnen und Tänzern der Dresden Frankfurt Dance Company und der Palucca Hochschule für Tanz Dresden

Adresse:
Festspielhaus Hellerau
Karl-Liebknecht-Str. 56
01109 Dresden

Mehr Informationen zu den Aufführungsterminen, dem Begleitprogramm und zum Ticketkauf finden Sie auf der Website des Festspielhauses Hellerau.

Redaktionelle Bearbeitung: tis, tmk

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 19. September 2024 | 10:15 Uhr

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