Trabis Omma
Einige der Exemplare des PKW "Trabant" beim diesjährigen Ost-Oldtimertreffen in Magdeburg. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Zehn-Jahres-Bilanz Marktwert von Ost-Oldtimern hat sich durchschnittlich verdoppelt

10. Oktober 2023, 05:00 Uhr

Nach 1990 wurden Trabant, Wartburg und Co. als wertlos angesehen und zum größten Teil verschrottet. Gut drei Jahrzehnte später sieht es anders aus: Mittlerweile haben die übrig gebliebenen Fahrzeuge Oldtimer-Status – und der Marktwert steigt. Im Schnitt hat er sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Das ergab eine Auswertung des MDR-Magazins "Umschau". Grundlage waren Daten der Oldtimer-Sachverständigen von "Classic Data".

Der Marktwert von Ost-Oldtimern hat sich in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt verdoppelt. Das ergab die Auswertung einer Stichprobe der Daten der Oldtimer-Sachverständigen von "Classic Data" durch das MDR-Magazin "Umschau". Die Auswahl der Kfz-Experten besteht aus 28 der wichtigsten Modelle, die zwischen 1945 und 1990 im Ostblock gebaut wurden, in drei Zustandsklassen. Darunter sind unter anderem die Modelle der Marken Trabant, Wartburg, Lada, Wolga, Moskwitsch, Saporoshez, Skoda und Tatra.

Reparaturbedürftige PKW mit hohen prozentualen Zugewinnen

Überdurchschnittliche Wertzuwächse hatten vor allem Fahrzeuge mit Mängeln und deutlichen Verschleißerscheinungen (Zustandsklasse 4). Das Plus lag durchschnittlich bei rund 150 Prozent.

EMW 340 Retro Garage
Der EMW 340 aus dem Automobilwerk Eisenach wird restauriert und erfährt damit eine Wertsteigerung. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Bei Wagen im gebrauchten Zustand (Klasse 3) waren es im Mittel gut 90 Prozent und bei PKW mit einem guten Befund (Klasse 2) im Durchschnitt gut 70 Prozent. "Das ist ein allgemeines Phänomen, aber bei den Ost-Fahrzeugen besonders stark ausgeprägt", erklärt Marius Brune von "Classic Data". Hier wirken sich einige hundert Euro Wertzuwachs bei einem Taxwert von einigen hundert Euro prozentual sehr stark aus. Auf der anderen Seite fallen bei gut erhaltenen und wertvollen PKW die prozentualen Zuwächse zwar geringer aus, aber in absoluten Zahlen gemessen, sind sie sehr hoch – und höher als bei reparaturbedürftigen Modellen. Das zeige, dass hierbei die Kosten einer Restaurierung berücksichtig werden, so Brune.

Größte prozentuale Wertsteigerung bei Luxuslimousine "Tatra" aus der ČSSR

Spitzenreiter bei den prozentualen Wertzuwächsen ist mit einem Plus von gut 350 Prozent die tschechoslowakische Oberklasselimousine "Tatra T613" (kantige Karosserie, Baujahr ab 1975) in einem reparaturbedürftigen Zustand. Den aktuellen Wert für diese taxiert "Classic Data" auf 14.000 Euro.

Der Wartburg 311 – formschön und zweckmäßig. Wie kein anderer PKW der DDR bekam er internationale Anerkennung.
Der Wartburg 311 hat auch eine sehr hohe Wertsteigerung erfahren. Bildrechte: MDR/Melanie Kahl

Eine ähnlich hohe Wertsteigerung von rund 340 Prozent hatten die ostdeutsche Limousine "Wartburg 311", der sowjetische Geländewagen "Lada Niva" und die Kombi-Variante ("Universal") des DDR-Autos "Trabant 601" – alle ebenfalls in einem reparaturbedürftigen Zustand. Einen Wertzuwachs von 250 bis 300 Prozent erzielten die Limousine "Trabant 601", der Oberklassewagen "Tatra 2-603", der bis Mitte der 1970er-Jahre gebaut wurde, und die viertürige Limousine "Wartburg 312" (Karosserie wie das Modell 311). Den höchsten Wertverlust hat in der Stichprobe die sowjetische Luxuslimousine "GAZ-13 Tschaika". In allen drei Zustandsklassen sank der Wert um 30 bis rund 40 Prozent.

Nachkriegs-Coupé und -Cabriolet aus Eisenach am wertvollsten

Trotz des Wertverlustes bei den Tschaika-Modellen gehören sie im guten Zustand immer noch zu den wertvollsten Ostoldtimern der Stichprobe: "Classic Data" bewertet das Modell "GAZ-13" mit 51.000 Euro und den Nachfolger "GAZ-14" mit 42.000 Euro.

Noch höher eingeschätzt sind die ältesten Fahrzeuge der Stichprobe: das Coupé und das Cabriolet vom Thüringer BMW-Nachfolger Eisenacher Motorenwerke (EMW) mit der Modellnummer "327-3" aus den 1950er-Jahren. "Classic Data" taxiert mängelfreie Modelle mit leichten Gebrauchsspuren auf 105.000 Euro. Wagen in der nächst schlechteren Zustandsklasse haben immer noch einen Wert von 80.000 Euro. In der Spitzengruppe der wertvollsten Ost-Oldtimer sind mit einem Taxwert von 39.000 Euro die Funktionärslimousine "Tatra 2-603" aus der ČSSR und ihr Nachfolgemodell T 613 mit 33.000 Euro sowie mit 34.500 Euro das zweitürige DDR-Coupé "Wartburg 311/1000". Das wertvollste "Trabant"-Modell ist der Typ "500 / P50", der bis 1962 gebaut wurde. In einem guten Zustand ist der Wagen in der "Classic Data"-Tabelle mit 8.700 Euro ausgewiesen.

Bestandszahlen für einzelne Modelle wegen Daten ungenau

Wie viele Exemplare der wertvollsten Ost-Oldtimer existieren, lässt sich nach Auskunft der Oldtimer-Experten von "Classic Data" mit den veröffentlichten Statistiken des Kraftfahrbundesamtes (KBA) nicht genau ermitteln. Das sei bei vielen Oldtimern wegen fehlender Hersteller- und Typenschlüssel nicht möglich.

Saporoshez 968 Omma2
Modelle der sowjetischen Marke "Saporoshez" sind heute sehr selten. Bildrechte: IMAGO

Nach Angaben der aktuellen KBA-Statistik "FZ 6", in der nur Fahrzeuge mit in den Fahrzeugpapieren eingetragenem Typenschlüssel aufgeführt sind, gab es Anfang 2023 vom Spitzenreiter beim Wertzuwachs – der tschechoslowakischen Funktionärslimousine "Tatra" – mindestens 66 Stück. Es könnten auch weitere Fahrzeuge (ohne Typennummerneintrag) unterwegs sein. Gleiches gilt für folgende Bestandszahlen: Es sind 129 Fahrzeuge der Marke "Saporoshez" registriert, 249 Vorwende-"Dacia", 408 sowjetische PKW "Moskwitsch", 585 Wolgas, 760 "Polski Fiat", rund 1.000 Vorwende-"Skodas" und rund 3.000 "Lada"-PKW aus Sowjetzeiten.

Bestand an Ex-DDR-PKW wächst

Mit großem Abstand folgen in der Bestandstatistik "FZ 6" PKW aus der DDR-Produktion: 5.974 aus dem "Automobilwerk Eisenach" (vor allem "Wartburg"-Modelle) und 29.543 PKW von "Sachsenring" (vor allem "Trabant"-Modelle).

Für diese beiden Hersteller veröffentlicht das KBA auch Zahlen in der Bestandsstatistik "FZ 2" (nach Hersteller auch ohne Typennummerneintrag). Demnach waren zu Jahresbeginn 40.138 Fahrzeuge aus Zwickau (Herstellernummer 0845) und 8.861 aus Eisenach (Herstellernummer 0043 und 0873) registriert. Im Vergleich zu vor zehn Jahren sind das bei den "Sachsenring"-PKW 24 Prozent mehr und bei denen aus dem "Automobilwerk Eisenach" 23 Prozent. Offensichtlich wurden stillgelegte Fahrzeuge wieder angemeldet. Die ostdeutschen PKW haben nicht nur Fans im Osten: 19 Prozent des Bestandes aus Zwickau sind in westdeutschen Bundesländern registriert. Bei den Eisenacher PKW sind es neun Prozent.

Mehr zum Thema Oldtimer

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 10. Oktober 2023 | 20:15 Uhr

Mehr aus Panorama

Mehr aus Deutschland