Notfallnummer Neuer Anlauf für einheitliche Notrufnummer

02. Februar 2023, 05:00 Uhr

In der Ampel-Koalition wird darüber nachgedacht, das System der Notruf-Nummern zu reformieren. Bislang gibt es für medizinische Notfälle zwei verschiedene Nummern, die 112 und die 116117. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullmann, sagte MDR AKTUELL, das System sei zu undurchsichtig und verwirrend. Deshalb sei eine zentrale Nummer eine richtige Idee.

Die Belastung steige, sagt Patrick Swoboda. Er arbeitet in der Notaufnahme des Leipziger St. Georg-Klinikums. Täglich kommen rund 140 Patienten in die Notaufnahme, so der Oberarzt. 20 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Ein Grund: zu viele Bagatellfälle.

Auch Patrick Swoboda musste schon verknackste Füße behandeln: "Und wenn man dann nicht geschlafen hat und zwei Stunden später wirklich einen Notfall hat und vielleicht wegen dem verknacksten Fuß schlechter arbeitet, weil man einfach müder ist, das ist für uns Ärzte frustrierend."

Reform soll Notaufnahmen entlasten

Ein Patient mit verknackstem Fuß sei kein Notfall, sagt Patrick Swoboda. Er solle daher zum Hausarzt und nicht in die Notaufnahme: "Der eigentliche Zweck, lebensgefährdende Erkrankungen dort zu behandeln, wird zum Teil ad absurdum geführt, dadurch, dass wir sehr viele Bagatellfälle haben und die natürlich auch behandeln. Aber wir kommen als Notaufnahme oftmals an unsere Grenzen." 

Nicht nur Ärzte, auch die Johanniter wollen die Notaufnahmen durch eine Reform entlasten. Ihr Vorschlag: Die 112 und die Nummer des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes 116117 sollten zusammengelegt werden. Und zwar zu einer zentralen Gesundheitsleitstelle, sagt Kevin Grigorian von den Johannitern MDR AKTUELL.

Neues System soll mehr Transparenz schaffen

Die Versorgungsqualität werde dadurch nicht verschlechtert, im Gegenteil: "Es geht darum, bei den Einsätzen, wo es eben nicht um Leben und Tod geht, die dann auf die entsprechende Struktur zu verweisen, oftmals sind es dann der Hausarzt, kassenärztliche Vereinigung, Bereitschaftsapotheken."

Wer die 112 wählt, der soll dem Vorschlag zufolge bei einer speziell geschulten medizinischen Fachkraft landen. Die schickt im Notfall den Rettungswagen los. Und beim verknacksten Fuß stellt sie auch am Wochenende den Kontakt zu einem Hausarzt her.

Die gesundheitspolitischen Sprecher von Grünen und FDP befürworten die Idee. Auch weil das momentane System zu undurchsichtig sei, so Andrew Ullmann von den Liberalen. Keiner wisse ganz genau, wenn man die 112 und wann die 116117 anrufe. Diese Verwirrung existiere und deswegen halte er das für eine sehr gute und richtige Idee in diese Richtung.

Rettungsleitstellen kritisieren zu hohen Aufwand

Skepsis kommt dagegen von den Rettungsleitstellen selbst, also von denen, die die 112-Anrufe entgegennehmen. Die neue zusammengelegte Leitstelle wäre riesig, befürchtet der Leiter der Leipziger Leitstelle Mario Keil, da man ja tatsächlich schon als Leitstelle zusammenarbeiten würde. Man schicke sich gegenseitig die Aufträge in die verschiedenen Systeme. Keil glaubt, dass der Aufwand zu groß sei, hier eine so große Anzahl von Mitarbeitern in einem Gebäude arbeiten zu lassen.

Der Vorschlag soll nun diskutiert werden, in der Ampelkoalition scheint er eine Mehrheit zu finden. Andrew Ullman von der FDP hofft, noch in diesem Jahr erste Weichen für die Reform stellen zu können.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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