Organspenderegister Organspende: CSU-Politiker fordert Sanktionen für Verweigerer

29. Januar 2024, 10:25 Uhr

Noch immer gibt es zu wenige Organspender. Um dem entgegen zu wirken, soll noch in diesem Jahr ein Organspenderegister in Kraft treten. Der CSU-Politiker Stephan Pilsinger will nun noch mehr Anreiz zur Organspende schaffen. Sein Vorschlag ist allerdings umstritten.

  • Das Organspenderegister war bereits 2020 beschlossen worden.
  • Daniela Kuge, gesundheitspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Sachsen, fordert mehr Aufklärung zur Organspende.
  • Die Krankenkassen selbst kritisieren den Vorschlag des CSU-Politikers Pilsinger zu Sanktionen bei fehlender Organspende-Erklärung.

In Deutschland gibt es nach wie vor zu wenige Spenderinnen und Spender. Laut Deutscher Stiftung Organtransplantation warten derzeit etwa 8.400 Menschen auf ein Organ.

Der CSU-Politiker Stephan Pilsinger schlägt nun vor, dass jede Person, die sich nicht in das geplante Organspenderegister einträgt, zehn Euro mehr im Monat an Krankenkassenbeiträgen zahlen soll.

Organspenderegister soll noch 2024 kommen

Die Einrichtung eines Organspenderegisters war 2020 beschlossen worden. Die Idee: In dem Onlineregister soll die Entscheidung, ob man Organspender ist oder nicht, eingetragen werden und jederzeit abrufbar sein. Wann es soweit ist, dazu teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte MDR AKTUELL mit: Das Register starte im ersten Quartal 2024, also spätestens Ende März.

Stephan Pilsinger (CSU) spricht in der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag.
Stephan Pilsinger (CSU) möchte mehr Menschen zur Organspende bewegen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Kilian Genius

Stephan Pilsinger von der CSU will mit seinem Vorschlag jetzt den Druck auf die Bevölkerung erhöhen. Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion in Sachsen, Daniela Kuge, findet das etwas verwunderlich. "Der Vorschlag ist weder mit der Bundestagsfraktion, noch mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Länder abgesprochen. Also es handelt sich hier eindeutig um eine Einzelmeinung", sagt Kuge.

Als Lösung für den akuten Mangel an Spenderorganen sieht Kuge die Widerspruchslösung. Das bedeutet: Jeder ist automatisch Spender, bis er oder sie aktiv widerspricht. 2020 wollte das schon Jens Spahn einführen, im Bundestag scheiterte er aber damit.

Gesundheitspolitische Sprecherin Kuge: Mehr Aufklärung nötig

"Egal, mit welcher Lösung – es müsse mehr informiert werden", sagt Kuge. Die Spendenbereitschaft sei in Sachsen zwar nahezu konstant, aber auf einem ganz ganz niedrigen Niveau. "Über den Tod möchte niemand sprechen und so wird es auch bei der Organspende sein", sagt sie. Viele Menschen hätten auch Angst davor. "Man hört ja "Organhandel" oder es gibt ganz verrückte Filme darüber. Ich denke da ist es wichtig, in den Familien und im Freundeskreis darüber zu sprechen und die Krankenkassen nochmal in die Pflicht zu nehmen, ihre Versicherten aufzuklären."

Man hört ja Organhandel oder es gibt ganz verrückte Filme darüber. Ich denke da ist es wichtig, in den Familien und im Freundeskreis darüber zu sprechen und die Krankenkassen nochmal in die Pflicht zu nehmen, ihre Versicherten aufzuklären.

Daniela Kuge gesundheitspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion in Sachsen

Auch der CSU-Politiker Pilsinger hatte vorgeschlagen, dass alle Krankenkassen ihre Versicherten zwei Mal schriftlich auffordern sollen, ihren Willen zu dokumentieren.

Krankenkasse: Zu hoher Verwaltungsaufwand

Die Techniker Krankenkasse teilte dazu MDR AKTUELL mit, man verteile aktuell noch kein Infomaterial zum Register, da noch nicht klar sei, wann es genau komme. Zehn Euro mehr im Monat – das bedeute einen zu hohen Verwaltungsaufwand, meint die AOK Plus.

Der Sprecher des AOK-Bundesverbands, Kai Behrens, sagt: "Generell stehen wir positiv zum Thema Organspende bzw. halten es für sinnvoll, zu Lebzeiten eine Entscheidung darüber zu treffen." Man sehe es aber skeptisch, mit Sanktionen gegen Versicherte vorzugehen, die ihre Haltung zur Organspende nicht dokumentierten.

Mit Sanktionen jetzt gegen Versicherte vorzugehen, die ihre Haltung zur Organspende nicht dokumentieren, das sehen wir skeptisch.

Kai Behrens Sprecher des AOK-Bundesverbands

Bundesweit gab es im vergangenen Jahr 965 Spenderinnen und Spender. Davon kamen 126 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Zahlen sind damit wieder leicht angestiegen, trotzdem bleibt der Mangel an Spenderorganen groß.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 29. Januar 2024 | 06:15 Uhr

78 Kommentare

Matthi vor 12 Wochen

Was würde passieren wenn dieser Vorschlag Realität werden würde. Die Finanziell Sozial schwächeren würden der Organspende zustimmen ob sie wollen oder nicht weil sie die 100 € im Monat nicht haben, die Gutverdiener juckt es nicht ob sie 100 € weniger haben sie werden sich individuell entscheiden. Bedeutet wer Arm ist, ist Organspender. Wollen wir so einen Staat ?

Matthi vor 12 Wochen

Das Thema Organspende und die Mangel Debatten zeigt eigentlich nur eins, es wird auch langfristig zu wenig Organspenden geben. Bedeutet die Politik sollte massiv in Forschung für Künstliche oder gezüchtete Organ Entwicklung Investieren, Gelder zur Verfügung zu stellen. Vielleicht sollte man darüber nachdenken ob man Steuergelder in diesem Bereich einsetzt um langfristig Kranken Menschen helfen zu können, anstatt sie an fragwürdige UN Organisationen zu überweisen.

Maria A. vor 12 Wochen

astrodon, wenn ich extra erklären muss, dass ich im Falle meines Hirntodes, nicht "ausgeschlachtet" werden möchte, sehe ich das so, dass damit ein ureigenes Privatrecht seit dem Ende der Sklaverei ausgehebelt wird - das auf meinen Körper. Denn einem freien Menschen gehört sein Körper. Über den er allein verfügen kann. Er muss somit nicht erklären, meiner Meinung nach schon gar nicht in einer Demokratie, dass er keine Organentnahme will. Sondern er erklärt sich, wenn er das für richtig und wichtig hält, bereit zum Organspenden. Entweder mit dem Beantragen eines solchen Ausweises oder einer schriftlichen Hinterlegung bei der KK oder in persönlichen Unterlagen.

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