Baustahl für die Armierung von Stahlbeton liegt auf der Baustelle der künftigen UPM Bioraffinerie
EU-Richtlinien geben vor, wie viel und welche Gebäude in Deutschland an CO2 einsparen müssen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Klimaschutz und Energiesparen Energiesparpläne der Regierung: Gefahr für den sozialen Wohnungsbau?

24. Oktober 2022, 08:37 Uhr

Die EU gibt vor, wie viel CO2-Emissionen Wohnungen ausstoßen dürfen. Das Bundeswirtschaftsministerium will die Vorgaben um noch schärfere Einsparungsziele erweitern. Das könnte jedoch den Bau von Sozialwohnungen betreffen. Daran gibt es Kritik, auch vom Präsidenten des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.

EU-Richtlinien geben vor, wie viel und welche Gebäude in Deutschland an CO2 einsparen müssen. Diese Vorgaben könnten jetzt noch um weitere Einsparungsziele erweitert werden, wenn es nach dem Bundeswirtschaftsministerium geht. Ziel ist es, die Einsparungen zu verdreifachen. Das träfe im Gebäudebereich vor allem Sozialwohnungen. Deswegen gibt es auch Kritik.

Bau der Sozialwohnungen hinkt hinterher

In diesem Jahr hätten 100.000 Sozialwohnungen gebaut werden sollen, nur 23.000 haben es bislang auf den Mietmarkt geschafft. Für die wohnungspolitische Sprecherin der Linken, Caren Lay, liegen die Gründe dafür auf der Hand: Es gebe zu wenig Förderung bei steigenden Baupreisen.

Die Ansprüche an die Energieeffizienz der Gebäude jetzt zu erhöhen, würde nicht helfen. "Es ist sicherlich einfacher für die Bundesregierung beim sozialen Wohnungsbau die Vorgaben für Energieeffizienz zu machen, weil sie diese Forderungen auch an Bedingungen knüpfen kann", erklärte Lay. "Aber es wäre unsozial und ich finde, dass man dann auf den allgemeinen Neubau gehen muss."

Der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko, wird in diesem Punkt noch deutlicher. "Die Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums, ausgerechnet sozial gebundenen Wohnraum für exorbitante Energieeinsparziele ins Visier zu nehmen, sind sozialer Sprengstoff", teilte er am Freitag per Pressestatement mit. "Die zur Finanzierung eines solchen immensen Vorhabens notwendigen Mietanhebungen sind bei Sozialwohnungen logischerweise so gut wie unmöglich."

Skalierungseffekte beim Wohnungsbau nutzen

Klimaschutz dürfe nicht zulasten des sozialen Wohnungsneubaus gehen. Doch wie kann es gelingen, mehr Sozialwohnungen zu bauen und dabei auch noch CO2 zu sparen? Tim Oliver Müller vom Verband Deutscher Bauindustrie sieht eine Lösung im seriellen beziehungsweise modularen Bauen. "Das Vorfertigen von einzelnen Bauteilen oder auch ganzen Wohnmodulen, die dann auf der Baustelle zusammengesetzt werden, funktioniert heute schon wunderbar", so Müller. "Wenn die Stückzahl auch noch stimmt, Stichwort: Skalierungseffekte, wären wir auch in der Lage Baukosten, beziehungsweise Herstellungskosten entsprechend zu senken."

Lay: Umbauprogramme in den Fokus rücken

Der Schlüssel liegt für Caren Lay vor allem darin, Bestandsgebäude stärker in den Fokus zu rücken. "Was wir tatsächlich brauchen, das sind Umbauprogramme beispielsweise von Büroräumen in Wohnungen. Wir brauchen eine behutsame und sozialabgefederte Sanierung beispielsweise von Nachkriegsbauten", betont Lay. Also dort, wo auch Menschen mit wenig Einkommen wohnen. "Wo man aber Energie einsparen könnte, also wenn man dort mit öffentlicher Förderung ran gehen würde. Dann könnte man sehr schnell und sehr effektiv CO2 einsparen."

In den nächsten Wochen wird entschieden, ob und wann die Energieeinsparungsrichtlinien für sozialen Wohnungsbau verschärft werden. Das Bundesbauministerium und das Finanzministerium sollen bereits ihr Veto eingelegt haben.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 24. Oktober 2022 | 06:53 Uhr

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