Ursula von der Leyen (CDU), Präsidentin der Europäischen Kommission
Ursula von der Leyen ist seit rund vier Jahren Präsidentin der Europäischen Kommission. Bildrechte: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth

EU-Kommission Automobil-Experten kritisieren geplante EU-Untersuchung von Chinas E-Auto-Subventionen

15. September 2023, 05:00 Uhr

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eine Untersuchung angekündigt: "Billigere chinesische Elektroautos überschwemmen derzeit die Weltmärkte. Und ihr Preis wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich niedrig gehalten. Das verzerrt unseren Markt. Wir akzeptieren ein solches Verhalten innerhalb der EU nicht und von Ländern außerhalb der EU ebenso wenig." Aber: Ist das tatsächlich so? Und wie sinnvoll ist es, sich mit China anzulegen?

Dass China den landeseigenen E-Auto-Herstellern durch unfaire Subventionen so große Vorteile verschafft, dass der Markt in Europa darunter leidet – das sehen deutsche Automobil-Experten nicht. Entsprechend verwundert haben viele auf die Anti-Subventionsuntersuchung reagiert: "Ich verstehe einfach die Aufregung der EU-Kommission in der Hinsicht nicht", sagt der auf Chinas Automarkt spezialisierte Analyst Jochen Siebert.

Automobil-Experten zweifeln an Vorwürfen gegenüber China

Und auch Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht keine unfairen Subventionen für chinesische Elektro-Auto-Produzenten: "Was die Chinesen gemacht haben, ist: über 30 Jahre die Batterietechnik aufgebaut. Das funktioniert dort genauso gut, wie es bei Tesla funktioniert. Also: Die Wettbewerbsvorteile, die man hat, sind ehrlich und fair und langfristig erarbeitet."

Dudenhöffer ist sich sicher, dass Frankreich von der Leyen zu dieser Untersuchung gedrängt hat. "Damit die Franzosen eine Mauer aufbauen und sich schützen können. Die Franzosen sind in China nicht präsent und wollen sich jetzt gegen ein paar Importe wehren."

E-Autos aus China spielen auf EU-Markt bisher kaum eine Rolle

Momentan spielen chinesische E-Autos auf dem europäischen Markt noch keine große Rolle. Nur acht Prozent der Elektro-Fahrzeuge auf Europas Straßen kommen aus China. Automobil-Forscher Stefan Bratzel prognostiziert aber, "dass sie in den nächsten Jahren doch erkleckliche Marktanteile gewinnen werden. Also, die chinesischen Autobauer sind gekommen um zu bleiben und sie wissen auch, dass es länger dauern wird, um eine starke Position zu besitzen."

Automobil-Experten befürchten Handelskonflikt mit schwerwiegenden Folgen

Noch sind die Auswirkungen auf die europäische Automobilindustrie also eher gering. Sollte die EU-Kommission aber ernst machen und infolge der Untersuchung zum Beispiel Strafzölle gegen China verhängen, könnte das einen Handelskonflikt mit viel schwerwiegenderen Folgen hervorrufen.

Analyst Jochen Siebert rechnet damit, dass China im Gegenzug zum Beispiel Auto-Importe aus Deutschland beschränken würde: "Zum Beispiel Porsche: Porsche stellt ja kein einziges Fahrzeug in China her, exportiert aber etwa 100.000 Fahrzeuge pro Jahr. Das wäre schon ein Schlag ins Kontor, wenn China da zurückschlagen würde."

Experten wünschen sich Kooperation statt Konfrontation mit China

Statt China zu verärgern und die Handelsbeziehungen aufs Spiel zu setzen, würde Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer eher die Kooperationen zwischen europäischen und chinesischen Elektro-Auto-Herstellern stärken: "Das ist genau der richtige Ansatz. Also, nicht aus dem Weg gehen und sich gegenseitig Mauern aufbauen, sondern die Chancen nutzen, die man in China hat."

Kritik am Vorgehen der EU-Kommission übt auch der Verband der Automobilindustrie. Die Subventionsuntersuchung allein trage nicht dazu bei, die Herausforderungen der Wettbewerbsfähigkeit zu lösen. Stattdessen fordert der VDA die Politik auf, bessere Rahmenbedingungen in Deutschland und im Rest von Europa zu schaffen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. September 2023 | 06:00 Uhr

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