Vegane- und vegetarische Wurstersatzprodukte
Vegane und vegetarische Wurstersatzprodukte werden immer beliebter – auch bei Investoren. Bildrechte: IMAGO / epd

Ernährung Warum auch Bill Gates mit veggie Geld macht

23. August 2022, 13:04 Uhr

Fleischersatzprodukte boomen. Verbraucher freut die größer werdende Auswahl an Wurst und Fleisch ohne tierische Zutaten, die Branche freut der Umsatz. Und auch Bill Gates mischt auf dem Markt mit.

Große Player investieren in Fleischersatzprodukte – auch"Alt-Meat" genannt –

Was haben Microsoft Gründer Bill Gates, Amazon CEO Jeff Bezos undder ehemalige US-Präsidentschaftskandidat Al Gore gemeinsam? Die Antwort darauf lautet natürlich sehr viel Geld. Sie alle investieren aber auch in die Trendwende zur tierfreien Ernährung. 2021 steckten sie zusammen mit anderen Unternehmern 158 Millionen in "Nature’s Fynd", ein Unternehmen, das Fleischersatz aus Pilzen mit Hilfe eines Bioreaktors entwickelt. Auch an Marken wie "Beyond Meat", die wir schon in Deutschland kennen, ist der Microsoft-Gründer beteiligt. 

Microsoft-Mitbegründer Bill Gates kommt am Flughafen Patna in Bihal, Indien an. 3 min
Bildrechte: imago/Xinhua

Große Wall-Street-Unternehmen haben ebenso den Braten gerochen. Das berüchtigte Finanzhaus "Black Rock" hält Anteile an "Beyond Meat" im Wert von knapp zehn Millionen US-Dollar. Weltweit gelingt es Unternehmen der Branche große Summen einzufahren. Die israelische Firma "Redefine Meat" konnte erst Anfang des Jahres 134 Millionen Dollar von seinen Geldgebern einsammeln, was die Gesamtinvestitionen in das Unternehmen zu dem Zeitpunkt auf 180 Millionen anstiegen ließ.

Alt-Meat: Fleisch der Zukunft  "Alt-Meats" sind kein altes Fleisch. Im Gegenteil, denn es soll das Fleisch von morgen werden. Unter dem Begriff versteht man die gesamte Palette der Fleischersatzprodukte. Die Auswahl ist groß und wächst stetig. Sie reicht von rein pflanzlichen Alternativen wie Tofu bis hin zu Steaks, die nicht an der Kuh, sondern im Bioreaktor wachsen. Auch Fleisch aus dem 3D-Drucker ist schon Realität. In Deutschland haben es die ersten Restaurants schon auf der Karte. Die Firma "Aleph Farms" aus Israel ließ es sogar auf der ISS von Astronauten drucken und verkosten.

Die Branche boomt weltweit

Die Prognosen wirken ähnlich euphorisch wie die CEOs, also die bekannten Vorstandsköpfe der Umternehmen, und die Anteilshalter. Studien sagen teilweise eine Verdopplung des weltweiten "Alt-Meat"-Markts innerhalb der nächsten zehn Jahre voraus. Andere verkünden, dass "alternative Proteine" einen Anteil von elf Prozent am "Proteinmarkt" haben werden. Doch etwas scheint dran zu sein.

Laut Statista stiegen die Markteinnahmen der Branche im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 6,6 auf 7,74 Milliarden US-Dollar. Der globale Lauf auf die Ersatzprodukte bestätigt das ebenfalls: 470 Tonnen wurden weltweit im Jahr 2020 verbraucht. Das entspricht einem Wachstum von 23, 7 Prozent. Während das Gesamtvolumen anstieg, blieb der Pro-Kopfverbrauch aber ungefähr gleich. Das lässt darauf schließen, dass immer mehr Leute zu den nichttierischen Produkten griffen.

Große Zuwächse auch in Deutschland

Allein in den letzten zwei Jahren stieg die Anzahl der deutschen Unternehmen in der Branche auf 44.  Das trug sicherlich dazu bei, dass auch der Wert der Branche hierzulande anzog: um 22,2 Prozent auf 458 Millionen Euro. Das sind knapp 84 Millionen mehr als im Vorjahr. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2021 außerdem 17 Prozent mehr Fleischersatzprodukte produziert als im Vorjahr. Vergleicht man es mit 2019 ist der Unterschied sogar noch signifikanter mit 62,2 Prozent. 60.400 Tonnen "Alt-Meat" produzierte die Branche damals.

Aktuell beläuft sich das Gesamtvolumen schon auf 97.900 Tonnen – ein Wachstum von 22 Prozent. Im Vergleich zum klassischen Fleisch wirkt das erstmal ernüchternd, denn davon wurden im letzten Jahr 7,6 Millionen Tonnen produziert. Aber dennoch ist ein Trend weg vom tierischen Fleisch zu erkennen. Während der Wert der Ersatzprodukte steigt, sinkt der an klassischem Fleisch kontinuierlich. Dieser konnte 2019 mit 40 Milliarden Euro seinen 10-Jahres-Rekord verzeichnen. Jetzt liegt er bei 35 Milliarden.

Innovation am Esstisch

Ihren Hype verdankt die Branche nicht zuletzt innovativen Lösungen. Man ist weitgekommen seit dem Soja-Gehacktem. Inzwischen können ganze Steaks aus einer Stammzelle gezüchtet werden. Dabei muss nicht einmal ein Tier sein Leben lassen. Eine Probe reicht, um mithilfe eines Bioreaktors ein saftiges Steak oder ein eine Hänchenbrust zu züchten.

Wem das immer noch zu viel Tierleid ist, kann aber auch zum Fleisch aus dem 3D- Drucker greifen. Hier werden pflanzliche Fette und Proteine zusammen mit Bindemitteln durch eine patentierte Apparatur in ein täuschend echtes Stück Fleisch verwandelt. Ob das wirklich gesünder ist, ist fraglich, aber weniger Treibhausgase sind damit allerdings auf jeden Fall verbunden. Solche Produkte sind im Gegensatz zu Stammzellenfleisch auch schon in Deutschland zugelassen. Nicht zuletzt durch solche sensationsheischenden Technologien wird der Hype um die "Alt-Meats" beflügelt.

MDR Wirtschaftsredaktion

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 23. August 2022 | 20:15 Uhr

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