Deutschland-Ticket
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fahren seit Einführung des Deutschlandtickets mehr Menschen mit Bus und Bahn. Bildrechte: IMAGO/Panama Pictures

Deutlicher Zuwachs Deutschlandticket sorgt für mehr Fahrgäste in Mitteldeutschland

12. August 2023, 16:58 Uhr

Die Einführung des 49-Euro-Tickets hat den Verkehrsbetrieben in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen deutlich mehr Fahrgäste beschert. Auf einigen Strecken ist die Auslastung besonders hoch. Ein Überblick.

Seit Einführung des Deutschlandtickets nutzen mehr Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Busse und Bahnen. Wie der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) nach Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, sind die Fahrgastzahlen auf vielen Strecken in Mitteldeutschland gewachsen. Im gesamten Netz, das sich vor allem um die Städte Leipzig und Halle verteilt, sei es ein Anstieg von rund zehn Prozent.

Einige der Bahnunternehmen innerhalb des MDV hätten seit Mai zwischen 20 und 25 Prozent mehr Fahrgäste angelockt. Die Deutsche Bahn verzeichnete nach eigenen Angaben einen ähnlich hohen Anstieg.

Sachsen: Mehr Fahrgäste als vor der Pandemie

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) verzeichnete auf einigen Strecken deutlich mehr Fahrgäste. So habe es im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 im Mai auf der Bahnstrecke zwischen Dresden und Leipzig einen Zuwachs von mehr als 39 Prozent gegeben. Auch die Dresdner S-Bahn habe im Mai rund 23 Prozent mehr Fahrgäste gehabt.

Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) meldet ähnliche Zahlen. Einige Bahnunternehmen hätten seit Mai einen Fahrgastzuwachs von bis zu 25 Prozent erlebt.

Dem Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) zufolge ist besonders in den Zügen der Länderbahnen und der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) ein Anstieg der Fahrgastzahlen spürbar. Der Verkehrsverbund schätzt diesen auf etwa 20 Prozent, wobei der Anteil im ländlichen Raum, wo nur wenige Busse fahren, geringer sei als im Bahnverkehr oder in den größeren Städten.

Auch der Verkehrsverbund Vogtland (VVV) sieht die Nachfrage seitens der Fahrgäste durchaus positiv. Sie wachse seit Einführung des Deutschlandtickets kontinuierlich. So wurden allein über den VVV monatlich rund 2.000 digitale Deutschlandtickets vertrieben.

Etwas konkretere Zahlen nannte der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS). Auch hier sei eine stetige Zunahme des Fahrgastaufkommens zu verzeichnen. Bis Ende Juli hat der VMS nach eigener Aussage rund 18.000 Deutschlandtickets verkauft. Insgesamt habe man 2.260 Neukunden gewonnen.

Sachsen-Anhalt: Zuwachs von 50 Prozent in Halle

Die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) teilten mit, derzeit rund 15 Prozent mehr Fahrgäste zu haben als im gleichen Zeitraum Mai bis Juli 2019, also vor der Corona-Pandemie. Trotz der aktuell noch laufenden Sommerferien seien die Fahrgastzahlen hoch, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Im vergangenen Jahr, bei der Einführung des sogenannten 9-Euro-Tickets, seien es jedoch noch mehr Fahrgäste gewesen.

Nach Aussage des Magdeburger Regionalverkehrsverbundes (Marego) hat knapp jeder zweite Pendler sein bisheriges Monatsabo auf das Deutschlandticket umgestellt. Von den rund 15.000 vertriebenen Tickets seien 10.000 in Magdeburg verkauft worden. Die restlichen 5.000 verteilten sich auf die Landkreise Börde, Salzlandkreis und Jerichower Land.

Auch in Halle ist die Havag mit dem Deutschlandticket zufrieden. Es entwickele sich positiver als ursprünglich angenommen, sagte eine Sprecherin. Zwar lägen keine konkreten Fahrgastzahlen vor, aber allein von Mai, dem Monat der Einführung des Tickets, bis August habe es einen Anstieg um rund 52 Prozent bei den Deutschlandtickets gegeben. Derzeit nutzten es 34.500 Kunden.

Thüringen: So viele Abonnenten wie noch nie

Das Deutschlandticket hat dem Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT) – einem Zusammenschluss von 15 thüringischen Verkehrsunternehmen – eine Rekordzahl an Abonnenten beschert. Mit dem Deutschlandticket sei die Zahl der Abos im Juni auf 70.000 angestiegen. Im April, Mai und frühen Juni habe es die meisten Verkäufe gegeben.

Rund 45.000 Menschen seien aus alten Aboverträgen auf das Deutschlandticket umgestiegen. Die Auslastung der Busse und Bahnen im Tarifgebiet habe deutlich zugelegt, allerdings nicht so stark wie nach der Einführung des 9-Euro-Tickets.

Im Ausflugsverkehr und im Eisenbahn-Regionalverkehr sei es deutlich voller geworden und zwar so sehr, dass Leute teils nicht mehr in die Züge kämen. Züge zwischen Erfurt und Jena seien schon vor Einführung des Tickets stark frequentiert gewesen. Das habe sich nun nochmal verschärft. Auch in den Städten seien die Bahnen zu Hauptverkehrszeiten komplett voll.

In ländlichen Regionen hingegen seien die Busse nach wie vor nicht komplett ausgelastet. Hier sei das Angebot einfach so gering, dass es kaum Umstiegseffekte durch das Deutschlandticket gegeben habe.

dpa (kk, akq)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. August 2023 | 06:00 Uhr

9 Kommentare

Mensch vor 39 Wochen

Wer 49 EUR zahlt wird auch alles tun, soviel wie möglich rauszuholen, egal wie sinnlos die Fahrt. Macht es kostenlos und passt die Kapazitäten dem Bedarf an! Steuerzahler sind genug da, und die wollen was sinnvolles für Ihr Geld - keine Panzer und Spritzen!

Reuter4774 vor 39 Wochen

Kein Wunder, von 49€ hat das Unternehmen keinen Gewinn und kann weder erneuern noch anderweitig investieren. Das 49€ Ticket ist betriebswirtschaftlich gesehen eine Katastrophe und führt nur dazu, daß der Staat immer stärker dieses Unternehmen subventionieren muss.( siehe DDR)

Ilse vor 39 Wochen

Vermutlich haben sich Leute die früher mit normaler ÖPNV-Fahrkarte gefahren sind, lediglich ein Abo gekauft u. gondeln damit etwas mehr darum, das ist der ganze Zuwachs.

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