Eine Mitarbeiterin des Bodenpersonals winkt am Frankfurter Flughafen einer Lufthansa-Maschine auf dem Rollfeld zu
Verdi ruft Lufthansa-Bodenpersonal zum Streik auf. Bildrechte: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Flugverkehr Verdi ruft Bodenpersonal der Lufthansa zu Warnstreik auf

05. Februar 2024, 19:36 Uhr

Die Gewerkschaft Verdi hat das Bodenpersonal der Lufthansa für Mittwoch zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Wie die Gewerkschaft mitteilte, soll der Streik um vier Uhr morgens beginnen und bis Donnerstag andauern. Betroffen sind die Lufthansa-Standorte Frankfurt/Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Hintergrund des Streikaufrufs sind die konzernweit laufenden Tarifverhandlungen für die rund 25.000 Beschäftigten am Boden.

Wegen eines Warnstreiks des Bodenpersonals müssen sich Lufthansa-Reisende am Mittwoch auf größere Einschränkungen einstellen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rief das Bodenpersonal der Lufthansa auf, ihre Arbeit niederzulegen. Wie Verdi mitteilte, sind von Mittwoch um 04:00 Uhr bis Donnerstag um 07:10 Uhr die Lufthansa-Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf betroffen. Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 25.000 Beschäftigten am Boden in den Konzerngesellschaften wie Deutsche Lufthansa, Lufthansa Technik oder Lufthansa Cargo.

Lufthansa: 10 bis 20 Prozent der Flüge sollen stattfinden

Lufthansa rechnet damit, von rund 1.000 geplanten Flügen 100 bis 200 Verbindungen anbieten zu können. Das Unternehmen sprach von mehr als 100.000 betroffenen Passagieren, die ihre Pläne ändern müssen. Betroffen seien in der Hauptsache die Flüge der Lufthansa-Kernmarke, erklärte ein Sprecher. Stattfinden sollen 10 bis 20 Prozent dieser Flüge von und nach Frankfurt und München, sowohl interkontinentale Verbindungen als auch Europa-Flüge. Die Details würde in die Datenbank der Website der Lufthansa eingepflegt und die Passagiere entsprechend informiert.

Druck auf Arbeitgeber in Tarifverhandlung erhöhen

Verdi zufolge hat die Lufthansa in den Verhandlungen bisher ein "völlig unzureichendes Angebot" vorgelegt. Dieses Angebot sei "breit in den Betrieben diskutiert und dabei als unzureichend und spalterisch kritisiert" worden, erklärte die Gewerkschaft.

Ein Airbus A 350 der Lufthansa bei einem Trainingsflug auf der Nordbahn am Flughafen Leipzig - Halle.
Ein Airbus A 350 der Lufthansa auf der Nordbahn am Flughafen Leipzig/Halle. Bildrechte: IMAGO

Konkret bemängelt Verdi die acht Nullmonate ohne Vergütungsentwicklung zu Beginn, die niedrigen Erhöhungsschritte, die 36-monatige Laufzeit sowie gänzlich unbeantwortete Forderungen. Das Angebot sehe im ersten Jahr beispielsweise eine durchschnittliche Erhöhung von weniger als zwei Prozent vor, so Verdi. Darüber hinaus sollen Beschäftigte außerhalb der Lufthansa Technik eine geringere Inflationsausgleichsprämie erhalten.

Mit dem ganztägigen Warnstreik will Verdi den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, in der nächsten Verhandlungsrunde am 12. Februar in Frankfurt am Main ein deutlich verbessertes Angebot vorzulegen. Da das gesamte Bodenpersonal von der Wartung bis zur Passagier- und Flugzeugabfertigung zum Warnstreik aufgerufen ist, wird es laut Verdi voraussichtlich "zu größeren Flugausfällen und Verzögerungen kommen". Man gehe davon aus, dass 80 bis 90 Prozent des Lufthansaprogramms und das der Töchter eingestellt werde. Allein am Flughafen München seien für Mittwoch um die 400 Flüge der Lufthansa geplant.

Lufthansa kritisiert Gewerkschaft

Die Lufthansa kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft. Noch vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen sei der Streik auch in Länge und Ausmaß völlig unverständlich, hieß es. Personalvorstand Michael Niggemann sagte, dass der auf 27 Stunden geplante Warnstreik Gäste und Mitarbeitende unverhältnismäßig belaste. Die Arbeitgeberseite habe bereits ein konkretes Angebot vorgelegt.

Verdi fordert 12,5 Prozent mehr Gehalt

Verdi fordert mit Verweis auf Rekordgewinne der Lufthansa sowie der Arbeitsverdichtung für die Beschäftigten 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich. Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten wird zudem eine konzerneinheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro gefordert. Darüber hinaus soll die Schichtarbeit aufgewertet werden.

"Dieser Streik wäre unnötig, wenn Lufthansa den Bodenbeschäftigten die gleichen Erhöhungen zugestehen würde wie anderen Beschäftigtengruppen im Konzern. Dazu gab es am Verhandlungstisch jedoch keine Bereitschaft. Wir hoffen deshalb auf das Verständnis der Passagiere, denn auch sie wünschen sich, wie die Beschäftigten, ein Ende des Personalmangels und einen besseren Service", sagte Verdis Verhandlungsführer Marvin Reschinsky zum Verhandlungsstand.

Piloten bei Lufthansa-Tochter Discover setzen Streik am Montag fort

Für den Lufthansa-Konzern ist es bereits der zweite Ausstand in dieser Woche. Passagiere der Lufthansa-Tochter Discover Airlines müssen sich noch bis einschließlich Montagabend auf Ausfälle und Verspätungen einstellen. Wegen eines Pilotenstreiks sollen wie bereits am Sonntag auch am Montag etliche Verbindungen ausfallen, wie aus der online einsehbaren Abflugtafel des Frankfurter Flughafens hervorgeht – etwa Flüge auf die Kanaren oder in die USA. Die von München aus geplanten Discover-Flüge sollten von der Lufthansa durchgeführt werden.

Wie Discover Airlines mitteilte, sollten von Frankfurt aus während des zweitägigen Ausstandes voraussichtlich 90 Prozent der geplanten Kurz- und Mittelstreckenflüge stattfinden. Auf der Langstrecke sollten rund 30 Prozent der Verbindungen bedient werden. Insgesamt seien im Zeitfenster des Streiks von Frankfurt aus 27 Abflüge geplant. Passagiere sollten möglichst regelmäßig ihren Flugstatus überprüfen.

dpa/reuters/AFP (das)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. Februar 2024 | 10:05 Uhr

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