Wasserstofftank
Bei der Verbrennung von Wasserstoff entsteht jede Menge Wasserdampf. Bildrechte: IMAGO/Rupert Oberhäuser

Mehr Wasserdampf Beeinflusst die Verbrennung von Wasserstoff das Klima?

15. November 2023, 06:46 Uhr

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden und setzt dabei vor allem auch auf Wasserstoff. Bei der Verbrennung von Wasserstoff entsteht gasförmiges Wasser, das in die Atmosphäre aufsteigt und als Niederschlag wieder herunterkommt. MDR AKTUELL-Hörer Stefan Foitzik fragt sich, ob das in Klimamodellen mit einberechnet wird und wie das mit der prognostizierten zunehmenden Trockenheit in Einklang zu bringen ist.

Um treibhausgasneutral zu werden, werde Deutschland in Zukunft tatsächlich unter anderem auf Wasserstoff setzen, sagt Mike Blicker vom Norddeutschen Reallabor – eine Einrichtung, die Wasserstoff als Energieträger erforscht und von verschiedenen Ministerien und Behörden gefördert wird.

Allerdings: Der Wasserstoff wird vorwiegend in der Industrie eingesetzt werden. Es sei nicht realistisch, dass jeder Haushalt einen Wasserstoffanschluss bekomme, sagt Blicker. Die Versorgung der Haushalte werde nach wie vor über Strom stattfinden: "Es ergibt wenig Sinn, aus dem Strom erst Wasserstoff zu machen und den dann zu verbrennen. Das ist einfach energetisch nicht sinnvoll. In der Wärmepumpe bekomme ich für einen Teil Strom drei- bis viermal so viel Wärme. Wenn ich den Wasserstoff umwandle, ist es deutlich weniger Energie."

Theorien zum Einfluss von Wasserdampf

Beim Verbrennen von grünem Wasserstoff – also solchem aus Wind- oder Solarenergie – entsteht gasförmiges Wasser. Theoretisch könnte das die Klimamodelle beeinflussen.

Es gibt mehrere Theorien: Zum einen könnte sich der Treibhauseffekt verstärken, weil der Wasserdampf mehr Infrarotstrahlung zurückhält, die nicht ins Weltall entweichen würde. Zum anderen könnten sich aber auch mehr Wolken bilden, die Sonnenlicht ins All reflektieren. Dadurch würde die mittlere Erdtemperatur sinken. Welcher Effekt vorherrschen wird, ist derzeit noch unklar.

Blicker zufolge muss man bedenken, dass auch heute große Mengen Wasserdampf aus der Industrie abgeben werden. Es sei nicht davon auszugehen, dass das über die Nutzung von Wasserstoff mehr werde. Und: "Ein zweiter Punkt ist, dass gerade, wenn man aus dem Wasserstoff wieder Strom macht, das mit sogenannten Brennstoffzellen gemacht wird. Diese Brennstoffzellen verbrennen den Wasserstoff nicht, sondern sie führen kontrolliert Wasserstoff und Luft oder Sauerstoff zusammen und dann bildet sich direkt flüssiges Wasser."

Extremeres Wetter durch Wasserdampf

Eine Veränderung des Klimas werde das wahrscheinlich nicht bewirken, sagt Meteorologin Michaela Koschak aus dem MDR-Wetterstudio: "Wasserdampf entsteht natürlich in der Atmosphäre, allerdings nicht durch diese regenerativen Energiequellen, sondern dadurch, dass es auch besonders in Ostdeutschland immer wärmer wird. Dadurch verdunstet mehr Wasser, zum Beispiel über der Ostsee, aber auch aus Seen."

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Dieser Wasserdampf komme in die Atmosphäre und sei Futter für Tiefdruckgebiete, die Regengüsse und Gewitter mit sich brächten, sagt Koschak. "Und je mehr Wasserdampf in der Atmosphäre ist, desto extremer wird das Wetter. Wir müssen uns auf extremeres Wetter einstellen, durch mehr Wasserdampf in der Atmosphäre. Das entsteht aber nicht durch den Wasserstoff, der als grüne Energiequelle wirklich gut ist, aber in Deutschland einfach zu wenig vorhanden ist."

Es wird also wärmer in Mitteldeutschland werden. Das wiederum sorgt für trockenere Böden, die Extremregengüsse nicht mehr aufnehmen können. Dadurch wird es auch trockener bei uns. Der Einsatz von Wasserstoff hat damit aber nicht viel zu tun.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. November 2023 | 06:21 Uhr

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