Busstreik
Am Montag fahren in vielen Regionen Sachsen-Anhalts weder Bus noch Bahn. Bildrechte: picture alliance / dpa | Thomas Eisenhuth

Magdeburg, Halle, Dessau, Burgenlandkreis Warnstreik: Einschränkungen im Nahverkehr noch bis Montagnacht

19. Februar 2024, 20:07 Uhr

Bus- und Bahnreisende müssen am Montag noch bis in die Nacht mit Behinderungen rechnen. Die Gewerkschaft Verdi hat im Nahverkehr in Magdeburg, Halle, Dessau-Roßlau und im Burgenlandkreis zu ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Die Alternativen für Reisende und Pendler im Überblick.

Am Montag hat es in mehreren Regionen Sachsen-Anhalts erneut Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr gegeben. Die Gewerkschaft Verdi hatte im Tarifkonflikt mit den kommunalen Arbeitgebern zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.

In Dessau-Roßlau, Halle, Magdeburg und dem Burgenlandkreis wurde nach Angaben der Gewerkschaft der Nahverkehr lahmgelegt. In Magdeburg haben sich am Montagmorgen Beschäftigte des öffentlichen Nahverkehrs vor der Verdi-Zentrale am Hauptbahnhof versammelt. Auch in Halle gab es eine Kundgebung.

Verhandlungen werden im März fortgesetzt

Es ist bereits das zweite Mal innerhalb von rund zwei Wochen, dass der öffentliche Nahverkehr in einigen Städten des Landes bestreikt wird. Vergangene Woche Donnerstag hatte es nach Gewerkschaftsangaben erneut Gespräche gegeben. Dabei sei es nicht zu einer Annäherung zwischen Gewerkschaft und dem Kommunalen Arbeitgeberverband Sachsen-Anhalt (KAV) gekommen, hieß es in einer Mitteilung. Die Verhandlungen sollen am 20. März fortgesetzt werden.

Forderung: 550 Euro mehr pro Monat

Die Situation spitze sich dramatisch zu. "In vielen Städten fallen bereits heute jeden Tag geplante Fahrten aus. Der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) selbst schätzt, dass jährlich 4.000 bis 6.000 Beschäftigte aus den ÖPNV-Unternehmen ausscheiden und derzeit nur mit größter Mühe nachbesetzt werden können", so die Gewerkschaft weiter.

In der laufenden Tarifrunde fordert Verdi eine Erhöhung der Entgelte um 550 Euro pro Monat sowie 250 Euro mehr für Auszubildende. Weitere Forderungen betreffen die Arbeitsbedingungen, dabei geht es vor allem um Zulagen. In den vergangenen Wochen hatte es deswegen bereits Warnstreiks gegeben.

Kritik von Verdi an Arbeitgeber

Auch in der zweiten Verhandlungsrunde habe es zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern keine Einigung gegeben, so Verdi. Die Arbeitgeber seien weder bereit, die massiven Einkommensverluste in Folge der Inflation auszugleichen noch die Lohnlücke zu anderen Bundesländern zu schließen. "Stattdessen sollen sogar der Kündigungsschutz gelockert und der Krankengeldzuschuss gekürzt werden", so Gewerkschaftssprecher Paul Schmidt.

"Damit stellen die Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt die Zeichen auf Sturm." Die Mitarbeiter erhielten für ihre Arbeit jeden Monat bis zu 500 Euro weniger als in anderen Bundesländern. Das mit einer Entgelterhöhung von fünf Prozent innerhalb von drei Jahren zu beantworten, sei völlig weltfremd, so Schmidt weiter. Wie damit dem massiven Arbeits- und Fachkräftemangel begegnet werden soll, sei fraglich.

Arbeitgeberverband nennt Streiks "unangemessen"

Der Kommunale Arbeitgeberverband bezeichnete die Streiks am Montag als ein völlig unangemessenes Arbeitskampfmittel. Dies belaste die weiteren Tarifverhandlungen, heißt es in einer Mitteilung. Die Arbeitgeber hätten bei der zweiten Verhandlungsrunde eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.000 Euro vorgeschlagen, sowie eine Erhöhung der Löhne um fünf Prozent.

"Dieses Arbeitgeberangebot geht bereits an die Grenze dessen, was die kommunalen Nahverkehrsunternehmen finanziell leisten können", sagte die Verbandsgeschäftsführerin der KAV, Diana Häseler-Wallwitz. Die Gewerkschaft schade mit dem Streik der Attraktivität des ÖPNV und erschwere damit die Verkehrswende.  

Welche Alternativen Pendler und Reisende haben

Alle anderen Verkehrsunternehmen in Sachsen-Anhalt sind nicht vom Streik betroffen. Grundsätzlich sind beispielsweise überregionale Buslinien mit dreistelligen Liniennummern eine Alternative – ausgenommen im Burgenlandkreis. Hier ein Überblick. Aber auch der Zugverkehr kann mit Regional- und S-Bahnen einige Strecken überbrücken helfen.

In Gardelegen stehen an der zentralen Bushaltestelle mehrere Haltestellenschilder
Vor allem die überregionalen Buslinien können während des ÖPNV-Streiks eine Alternative sein. Bildrechte: MDR/André Plaul

In Magdeburg verweisen die Verkehrsbetriebe auf Regionalzüge, die S-Bahn S1 und Regionalbusse des Verkehrsbundes marego. Sie fahren zentrale Haltestellen an, beispielsweise den Hauptbahnhof, den Bahnhof Neustadt oder das Opernhaus.

Auch im Stadtverkehr von Halle sind überregionale Buslinien unterwegs – vom Omnibusbetrieb Saalekreis GmbH (OBS). Auch hier sind der Hauptbahnhof und der Bahnhof Neustadt Stationen im überregionalen Netz, aber auch der Franckeplatz sowie das Steintor. S-Bahn-Linien im Stadtgebiet Halle sind die S2, S3, S7 und S47. Jedoch gibt es laut der Deutschen Bahn aufgrund von Personalengpässen und aus betrieblichen Gründen Einschränkungen auf den Linien S2, S3 und S47.

Im Raum Dessau sind vor allem S-Bahnen und Regionalzüge eine Alternative – zwischen den Stationen Meinsdorf, Roßlau, Dessau Hbf, Dessau-Alten, Dessau-Mosigkau und Dessau Süd. Aber auch die überregionalen Plus-Bus-Linien 471 und 310 fahren.

Im Burgenlandkreis bleibt fast ausschließlich der Bahnverkehr eine Alternative, da hier auch die überregionalen Buslinien vom Warnstreik betroffen sind. Lediglich die Naumburger Straßenbahn, auch "Wilde Zicke" genannt, soll nach Plan fahren. Sie ist privat organisiert.

dpa; MDR (Mario Köhne, Susanne Liermann, André Plaul, Annekathrin Queck) | Zuerst veröffentlicht am 16.02.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Februar 2024 | 11:00 Uhr

12 Kommentare

Shantuma vor 10 Wochen

@hilflos:
Da sprechen Sie das richtige Thema an.

Eigentlich bräuchte man nicht soviele Verkehrverbände, das gleich Problem haben wir auch bei den Krankenkasse, da soll Deutschland um die 200 Stück haben. 10 würden dabei auch reichen. Selbst 5 wären genug.

Für die Mobilität der Zukunft muss aber auch was beim ÖPNV getan werden. Dutzende von Verkehrsverbände helfen dabei nicht. Denn es wird dann zu schwerfällig.
Ich gebe dabei gerne den Hinweis auf die Polizei, welche mit den 16 Landesverbänden Jahrzehnte brauchten um gut gemeinsam zusammen zu arbeiten.

hilflos vor 10 Wochen

Wieso benötigen wir X Verkehrsverbünde mit Vorständen, die sich die Taschen füllen und dem einfachen Busfahrer nicht das Schwarze unter dem Fingrrnagel gönnen. Vielleicht daran mal gedacht?

hilflos vor 10 Wochen

Nudel, ich spreche niemanden das Recht ab, allerdings sollte man nicht die anderen "einfachen Leute" damit immer und permanent treffen, sondern die tatsächlich Verantwortlichen

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