Ein Biber im Wasser.
Im Biosphärenreservat Mittelelbe gibt es immer weniger Biber. Bildrechte: imago images/Beautiful Sports

Biosphärenreservat Mittelelbe Trockenheit bedroht Biber in Sachsen-Anhalt

23. April 2023, 09:10 Uhr

In Sachsen-Anhalt gibt es immer weniger Biber. Bei der jüngsten Zählung wurden rund 3.200 Tiere landesweit festgestellt. Zwei Jahre zuvor waren es noch 300 Tiere mehr. Die Zahlen deuten darauf hin, dass die Elbe-Biber die Trockenheit zu spüren bekommen. Auch versteinte Flussufer bedrohen den Lebensraum der Biber. Deswegen soll ein Teil des Havelufers naturnah umgestaltet werden.

Das Biosphärenreservat Mittelelbe ist ein Biberparadies. Weit verzweigte Flüsschen, dicht bewachsene Ufer, uralte Bäume – hier fühlt er sich wohl: Castor fiber albicus. Der Elbebiber. Aber der Nager hat schon bessere Tage erlebt. "Die Trockenheit macht dem Biber zu schaffen", sagt Jörg Schuboth. Seit 2018, so beobachtet es der Leiter der Biberkompetenzstelle, trocknen immer mehr Gewässer aus. Landesweit. Etwa die Uchte bei Stendal. "Eigentlich ein schöner Bach, im vergangenen Jahr sah es aber eher aus wie ein trockener Feldweg", so Schuboth.

Das Wasser wird knapper. Auch im Biosphärenreservat Mittelelbe. Dabei gilt die einzigartige Auenlandschaft als Biberhochburg in Sachsen-Anhalt. Schuboth hält wie zum Beweis eine Karte in der Hand und zeigt auf blaue Punkte. Jeder Punkt steht für eine Biberburg. Und das Gebiet der weitgehend naturbelassenen Flusslandschaft wirkt wie ein blauer Strich in Sachsen-Anhalt.

Trockenheit macht Biber angreifbarer für Fressfeinde

Bei der jüngsten Zählung wurden rund 3.200 Tiere landesweit festgestellt. Zwei Jahre zuvor waren es noch 300 Tiere mehr. Schätzungsweise 1.400 Biber davon leben im Biosphärenreservat. So viele wie sonst nirgendwo im Land.

Biberburgen, wenn auch deutlich weniger, gibt es aber auch im Drömling, im Burgenlandkreis und im Kreis Mansfeld-Südharz. Aber wenn das Wasser fehlt, verliert das größte europäische Nagetier seine Lebensräume. Führen Gewässer zu wenig Wasser, werden Biberbaue trockengelegt. Das mache die Tiere angreifbarer für Fressfeinde. "Wir hatten schon den Fall, dass dann ein Mink in die Biberburg eingedrungen ist und die Jungen totgebissen hat", erzählt Schuboth.

Dabei ist das Land stolz auf seine Biberpopulation. Mit viel Aufwand sind die Bestände wieder aufgepäppelt worden, nachdem der Elbebiber Mitte des 19. Jahrhunderts in Sachsen-Anhalt fast ausgerottet war. Nun macht der Klimawandel den putzigen Nagern zu schaffen: "Biber brauchen auch ausreichend Nahrung", sagt Schuboth. Im Sommer ernähren sich die Tiere unter anderem von Wasserpflanzen, im Winter steht dann die Rinde von Bäumen auf dem Speisezettel. "1,5 Kilogramm pro Tag braucht ein ausgewachsener Biber schon", sagt der Leiter der Kompetenzstelle. Denn die Tiere mit den markanten Zähnen werden mehr als einen Meter groß und bis zu 35 Kilogramm schwer.

"Biberland" eröffnet diesen Sommer

Bei Trockenheit wandern Biber aus ihren Revieren ab, auch die Zahl der Nachkommen sinkt dann, erklärt Schuboth. Eine Gefahr für den Biberbestand in Sachsen-Anhalt sei der zunehmende Wassermangel noch nicht, glaubt der Experte. Dennoch soll und muss den streng geschützten Nagern geholfen werden. "Dort wo das Flussufer versteint ist, können sich Biber keinen Bau anlegen", so Jörg Schuboth. Daher soll nun die Havel auf 90 Flusskilometern naturnah umgestaltet werden. Bis 2033 investieren Bund und Länder insgesamt rund 70 Millionen Euro in die Renaturierung. Sachsen-Anhalt steuert knapp fünf Millionen Euro bei.

Mit der Havel vor der Haustür hat Garz eine Menge Natur. Die Flusslandschaft "Untere Havelniederung" ist das größte zusammenhängende Feuchtgebiet im Binnenland. Weit über 1000 Arten, wie Biber, Fischotter und Wildvögel lassen es sich hier gut gehen.
Mit der Havel vor der Haustür hat Garz eine Menge Natur. Die Flusslandschaft "Untere Havelniederung" ist das größte zusammenhängende Feuchtgebiet im Binnenland. Weit über 1000 Arten, wie Biber, Fischotter und Wildvögel lassen es sich hier gut gehen. Bildrechte: MDR/Mathias Schaefer

Auch im Biosphärenreservat Mittelelbe sollen sich Biber weiterhin wohl fühlen und auch naturinteressierte Touristen anlocken. Daher wird die in die Jahre gekommen Freianlage bei Oranienbaum seit geraumer Zeit umgestaltet. Für 300.000 Euro soll hier eine neue Erlebniswelt entstehen. Laut Schuboth werden neugierige Besucher hier die Nagetiere aus nächster Nähe in ihrem Lebensraum beobachten können. Eine Kamera überträgt zudem Bilder direkt aus dem Bau. Das "Biberland" soll in diesem Sommer eröffnet werden.

MDR (Martin Krause, Alisa Sonntag)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. April 2023 | 16:10 Uhr

1 Kommentar

W.Merseburger am 23.04.2023

Ich habe vor einiger Zeit eine "Elbe Kreuzfahrt" von Hitzacker etwa 60 Minuten elbabwärts und danach wieder zurück unternommen. Unsere Reisebegleiterin vom NaBu hat in sehr kompetenter Weise über dieses Naturschutzgebiet berichtet. Dabei spielte der Biber eine Rolle. Und nun weiss ich, dass ausser Niedrigwasser auch Hochwasser oder eben viel Wasser der Elbe den Biber stört, weil er seine Burg wegen Überflutung verlassen muss. Deswegen , so finde ich, kommt obiger Artikel zur falschen Zeit. Ich kann mir Gründe für obigen Artikel gut vorstellen, werde aber dazu wegen einer möglichen Nichtveröffentlichung meiner Meinung schweigen!

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