Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg mit Altem Rathaus & Stadtkirche
Die Wittenberger Stadtverwaltung will auch Tagesgäste zahlen lassen. Bildrechte: IMAGO/Steffen Schellhorn

Abgabe für Stadtbesuch Wittenberg entscheidet über Gästebeitrag für Tagestouristen

23. Januar 2024, 10:38 Uhr

Wer in der Lutherstadt Wittenberg ein Museum besucht, könnte dafür künftig neben dem Eintritt noch eine Extra-Abgabe zahlen müssen. Die Stadt hegt entsprechende Pläne für Tages-Gästebeiträge schon länger. Im Februar entscheidet der Stadtrat.

In Wittenberg sollen künftig auch Tagesgäste, die touristische Einrichtungen besuchen, eine Pauschale zahlen. Diese Pläne werden aktuell im Finanz- und Kulturausschuss der Stadt beraten. Das letzte Wort hat dann Mitte Februar der Stadtrat. Stimmt er zu, gilt die Gebühr bereits ab April. Mit der zusätzlichen Abgabe für Tagestouristen will die Stadt ihre Einnahmen erhöhen.

Zwei Euro extra für einen Museumsbesuch

Neben einem Durchgang in einen Innenhof ist ein Hinweisschild zu sehen.
Das Lutherhaus: Hereinspaziert und zwei Euro, bitte! Bildrechte: MDR/Michael Rosebrock

Seit April 2023 müssen in Wittenberg nur Übernachtungsgäste eine zusätzliche Gebühr von zwei Euro pro Nacht zahlen. Der gleiche Beitrag soll den Plänen zufolge künftig auch für Tagestouristen fällig werden, die sich beispielsweise das Melanchthonhaus oder das Asisi-Panorama ansehen.

Der ursprüngliche Plan, dass Besucher die zwei Euro direkt bei den touristischen Einrichtungen bezahlen, erwies sich unter anderem wegen unterschiedlicher Kassensysteme als nicht realisierbar. Daher sollen Tagestouristen den Betrag selbstständig bei der Touristinformation oder im Lutherhaus entrichten, heißt es in der Beschlussvorlage. 

Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör hatte in der Vergangenheit betont, Gäste, die "nur eine Bockwurst auf dem Marktplatz" essen wollten, müssten nichts zahlen. Auch für Arztbesuche, Einkäufe oder das Arbeiten in der Stadt wird demnach kein Gästebeitrag fällig.

Gästebeiträge sind wichtige Einnahmen

Bereits mehrere Städte Sachsen-Anhalts generieren über Gästebeiträge zusätzliche Einnahmen – und zwar in Millionenhöhe. Spitzenreiter waren 2022 laut Wirtschaftsministerium Quedlinburg mit rund 1,1 Millionen Euro, Oberharz am Brocken mit 650.000 Euro und Bad Schmiedeberg mit 420.000 Euro. Diese Einnahmen werden aber ausschließlich über Übernachtungen generiert. Häufig wird der Beitrag daher auch Bettensteuer genannt.

Gästebeiträge für Tagestouristen werden in Sachsen-Anhalt bislang nicht erhoben. Sie müssen beispielsweise in Binz auf Rügen oder Sankt Peter-Ording in Schleswig-Holstein entrichtet werden. Die Kosten liegen in der Hauptsaison bei 2,80 Euro beziehungsweise 3,00 Euro – dafür werden beispielsweise die Strände sauber gehalten oder Sanitäranlagen angeboten.

MDR (Grit Lichtblau, André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Januar 2024 | 07:00 Uhr

9 Kommentare

Pfiffig vor 16 Wochen

Nun, grundsätzlich ist es nachvollziehbar, dass eine Kommune Einnahmen generieren will. Es gibt Destinationen, die sich in Bezug auf das Gästeaufkommen keinerlei Gedanken machen müssen. In Bezug auf die Lutherstadt Wittenberg habe ich da eher meine Bedenken. Die Vermarktung der Stadt lässt stark zu wünschen übrig. Schaut man sich z. B. die Internetseite der städtischen Marketinggesellschaft an (https://wittenberg-marketing.de/) muss man leider feststellen, dass diese restlos veraltet ist. Unter "Aktuelles" sind noch die Programme von 2023 zu finden, bei den Pressemeldungen (Stand 23.01.2024) wird angekündigt: "Februar 2023: Wittenberg wird zur Dino-City" und "Ankündigung Das Wittenberger Fest »Luthers Hochzeit«", hier allerdings noch das Fest vom 09. bis 11.06.2023! In Bezug auf die Vermarktung findet die Lutherstadt Wittenberg überregional nicht wahrnehmbar statt. Woher also sollen die Gäste kommen, die die Beiträge auf Sicht entrichten? Der Wettbewerb der Destinationen wird härter!

Hobby-Viruloge007 vor 16 Wochen

Obwohl ich das letzte mal vor über zehn Jahren in Wittenberg war, erinnere ich mich noch heute daran, dass man dort selbst für die Kirchen Eintritt zahlen soll.

ich kann in solchen Fällen dann auch verzichten ......

emlo vor 16 Wochen

Diese Pläne halte ich für wenig realistisch. Wie will man das denn praktisch umsetzen? Muss ich dann nachweisen, dass ich in der Stadt "nur" einkaufen oder einen Arzt aufsuchen will. Bin ich schon "Tagestourist", wenn ich an einem historischen Gebäude den Fotoapparat in die Hand nehme? Was an einem Nord- oder Ostseestrand vielleicht noch nachvollziehbar und praktikabel ist, funktioniert in einer Stadt noch lange nicht. Zwei Euro Aufschlag für einen ohnehin schon nicht billigen Museumsbesuch tragen außerdem bestimmt nicht zur Steigerung der Besucherzahlen bei!

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