Fälle im Harz Wenn Energiesparen zur Gefahr wird: Gesundheitsamt warnt vor Legionellen

01. November 2022, 18:09 Uhr

Wegen der Energiekrise sparen die Menschen an verschiedenen Stellen. Dass das nicht immer positive Folgen hat, zeigt jetzt eine Meldung des Gesundheitsamtes im Landkreis Harz. Dort werden vermehrt Legionellen im Trinkwasser gemeldet. Der Grund dafür soll die Absenkung der Wassertemperatur sein. Was Sie jetzt wissen sollten.

Das Gesundheitsamt des Landkreises Harz hat vor der Verbreitung von Legionellen im Trinkwasser gewarnt. Wie die Behörde mitteilte, suchen infolge der Energiekrise viele Menschen nach Möglichkeiten zu sparen – so auch bei der Warmwasser-Temperatur in Wohngebäuden.

Allerdings könnte die Maßnahme dazu führen, dass sich Legionellen besser verbreiten können. Aktuell gebe es vermehrt Meldungen über Nachweise von Legionellen in Warmwasser-Systemen, teilte der Landkreis mit.

Ähnliche Tendenz auch im Landkreis Wittenberg und Landkreis Mansfeld-Südharz

Auch im Landkreis Wittenberg und im Landkreis Mansfeld-Südharz ist das Problem bekannt. Der Leiter der Pressestelle im Landkreis Wittenberg erklärte MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstag, die Tendenz zur vermehrten Legionellen-Kontamination von Trinkwasser sei auch dort sichtbar. Das Gesundheitsamt erwarte im anstehenden Winter eine weitere Zunahme. Auch hier seien die möglichen Ursachen verstärkte Energie-Sparmaßnahmen wie beispielsweise niedrige Wassertemperaturen "in den Trinkwasser-Erwärmungs-Systemen und insbesondere die durch das geänderte Verbraucherverhalten verursachte Stagnation des Wassers", erklärte die Behörde.

Eine aktuelle Tendenz von Erkrankungen im Zusammenhang mit Legionellen lasse sich im Landkreis Mansfeld-Südharz derzeit nicht erkennen, teilte das Gesundheitsamt mit. Auch im Landkreis Wittenberg sind durch Legionellen verursachte Erkrankungen bisher nicht bekannt geworden.

Keine Zunahme in anderen Kreisen

Im Altmarkkreis Salzwedel, im Saalekreis und im Salzlandkreis wurden hingegen keine Anstiege der Legionellen-Konzentration im Trinkwasser festgestellt. Das ergab eine Umfrage von MDR SACHSEN-ANHALT unter den Gesundheitsämtern.

Die Untersuchung des Trinkwassers auf Legionellen ist laut Trinkwasserverordnung die Pflicht des Betreibers, teilte das Landratsamt in Salzwedel auf Anfrage mit. Das Gesundheitsamt überwache lediglich die Einhaltung der Betreiber-Pflichten.

Gefahr für die Gesundheit

Eine niedrigere Warmwasser-Temperatur und Wasser zu sparen, könnte schädlich für die Gesundheit sein, warnten Gesundheitsämter. Bei weniger als 60 Grad werde das Bakterien-Wachstum insbesondere von Legionellen in den Vorrats-Behältern, Leitungen und Armaturen begünstigt.

Bei 25 bis 50 Grad und fehlendem Wasser-Austausch kann es zu so hohen Konzentrationen kommen, dass durch die Legionellen Erkrankungen ausgelöst werden. Eine Gefährdung entsteht, wenn das legionellen-haltige Trinkwasser in Form von Aerosolen unter der Dusche oder beim Zähneputzen eingeatmet wird. Schwere Lungenentzündungen (Legionärskrankheit) oder grippe-ähnliche Infekte können die Folge sein.

Was sind Legionellen? Legionellen sind Bakterien, die in geringen Konzentrationen überall im Wasser vorkommen können. Optimale Vermehrungsbedingungen finden Legionellen
jedoch erst in Warmwassersystemen bei Temperaturen zwischen 25 und 50 °C. Schlecht gewartete Leitungssysteme mit ihren Ablagerungen und Biofilmen bieten Legionellen deshalb ideale Vermehrungsmöglichkeiten. Steht das Wasser in den Warmwasserleitungen, wird die Legionellenvermehrung zusätzlich begünstigt. (Quelle: Landesamt für Verbraucherschutz)

Tipp: Trinkwasser fließen lassen

Um die Ausbreitung von Legionellen zu verhindern, sei eine Warmwasser-Temperatur von 60 Grad vorgeschrieben, erklärte das Gesundheitsamt in Halberstadt. Zudem soll der Temperatur-Verlust aufgrund der Länge der Leitungen nicht mehr als fünf Grad betragen, ergänzt das Landesamt für Verbraucherschutz. Zudem müsse Trinkwasser fließen. Ein täglicher Wasser-Austausch des Kalt- und Warmwassers sei wichtig, rät die Behörde.

Denn wenn sich Legionellen erst einmal in hohen Konzentrationen angesiedelt haben, könnten sie nur noch mit großem Aufwand und erheblichen Kosten wieder beseitigt werden, mahnt das Gesundheitsamt.

Um die Ausbreitung von Legionellen zu verhindern, rät das Gesundheitsamt Zum Trinken und zur Zubereitung von Speisen und Getränken immer frisches, kaltes Trinkwasser verwenden.

Trinkwasser muss in Bewegung bleiben! Gewährleisten Sie einen täglichen Wasseraustausch in der gesamten Installation.

Sollte das Wasser länger als 72 Stunden in den Leitungen stehen, sollten diese mindestens so lange gespült werden, bis sich die Temperatur nicht mehr verändert.

Ein unsachgemäßer Betrieb der Trinkwasseranlagen kann zu einer Erhöhung der Legionellenkonzentration führen und die Gesundheit gefährden.

MDR (Moritz Arand, Max Hensch)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. November 2022 | 13:00 Uhr

23 Kommentare

Freies Moria am 02.11.2022

@Anni22: Nein, sind sie nicht. Der MDR berichtet ja bereits, der hat sich zuständig gemacht. Nur die einzelnen Umstände (wie lange war die Temperatur unter 60 Grad ist so ein wichtiger Umstand) werden allen vorenthalten...

Shantuma am 02.11.2022

Ich gebe mal eine Warnung aus.

Auf dem Niveau auf dem momentan unsere Nachrichten sind und unsere Politik, sollte man sich besser nicht begeben. Es ist schlicht zu niedrig.

SGDHarzer66 am 02.11.2022

Man darf nicht vergessen, das die Energiesparhysterie von Politikern in Berlin gefordert wird, welche teilweise nicht einmal einfache physikalische Zusammenhänge begreifen. Von daher ist es kein Wunder, das solche "Absenkungen" der Vorlauftemperatur gesundheitliche Risiken bergen. Man hat zwei Wege: entweder man glaubt den Nonsens von Habeck, Baerbock und Co. oder nutzt seinen gesunden Menschenverstand. Ich habe mich für das Letztere entschieden - nicht nur in dieser Sache!
Guten Abend im Land der Leichtgläubigen.

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