Übung Wie Sachsen-Anhalt sich auf neue Hochwasser-Katastrophen vorbereitet
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von Justin Andreae, MDR SACHSEN-ANHALT
24. November 2023, 07:00 Uhr
Überschwemmungen an Elbe und Mulde: Mit diesem Szenario wurde jetzt in Halle für den Ernstfall geübt. Besonders im Fokus: Die Kommunikation zwischen Land, Kommunen und anderen Helfern wie der Bundeswehr. Die Übung weckt Erinnerungen an das Hochwasser von 2013.
- An der Hochwasserübung sind viele Akteure beteiligt – koordiniert werden sie vom Landesverwaltungsamt.
- Die Übung weckt Erinnerungen an das Hochwasser 2013.
- Im Landesverwaltungsamt zieht man am Ende der Übung ein positives Fazit.
Elbe und Mulde drohen über die Ufer zu treten. Ministerpräsident Haseloff hat den Krisenstab der Landesregierung aktiviert. THW, Polizei und Bundeswehr bereiten sich auf ihren Einsatz vor. Die Hochwasserübung hat gerade erst begonnen und schon wird deutlich: Im Katastrophenfall müssen viele Akteure Hand in Hand arbeiten – obwohl sie übers ganze Land verstreut sitzen.
Hochwasser: Beim Landesverwaltungsamt laufen die Fäden zusammen
Daran, dass die Zusammenarbeit gelingt, arbeitet der Katastrophenschutzstab im Landesverwaltungsamt in Halle. In einem großen Konferenzraum sitzen rund 30 Experten zusammen, telefonieren, brüten über Lageplänen.
Leiterin des Stabes ist Annekatrin Preuße. Gerade bereiten sie und ihr Team die mögliche Evakuierung eines Altenheims in Aken an der Elbe vor: "Die Frage ist jetzt: Wie transportieren wir die Bewohner? Wir brauchen da möglicherweise Intensivtransportwagen, Rettungswagen, um die Bewohner in andere Pflegeheime zu bringen", erzählt Preuße.
Ein Drehbuch für den Katastrophenfall
Das Katastrophenszenario hat ein eigenes Referat im Landesverwaltungsamt entwickelt. Die Mitglieder sind zum Beispiel erfahrene Feuerwehrleute, erzählt Amtssprecherin Denise Vopel: "Die haben ein komplettes Drehbuch geschrieben, von dem wir vorher nichts erfahren. Die wissen genau: Um 12 Uhr bricht der Deich. Am Ende werten sie auch gemeinsam mit uns aus, ob wir die richtigen Schritte unternommen haben."
Die haben ein komplettes Drehbuch geschrieben, von dem wir vorher nichts erfahren. Die wissen genau: Um 12 Uhr bricht der Deich.
Vopel ist selbst Teil der Übung. Sie muss als Sprecherin gestellte Journalisten-Anrufe entgegennehmen. Stress zu erzeugen ist Teil des Konzepts. Sogar ein Ausfall der Telefon- und Computersysteme ist in der Übung möglich. "Ich hoffe aber nicht, dass das heute unsere Herausforderung wird. Wir haben so schon genug zu tun", erzählt Vopel lachend.
Viele Deiche sind nach dem Hochwasser 2013 verbessert worden
Die Übung weckt schlimme Erinnerungen an das Elbe-Hochwasser 2013. Mehrere Deiche brachen, zehntausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Auslöser des damaligen Hochwassers war dasselbe wie in der heutigen Übung: starke Regenfälle. Ein Wetterphänomen, das in Zeiten des Klimawandels weiter zunehmen dürfte.
Hat das Land aus den Erfahrungen von 2013 gelernt? "In den letzten zehn Jahren ist durch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz extrem viel an der Ertüchtigung der Deiche getan worden. Das hilft uns sehr", sagt Stabsleiterin Preuße. Aber noch immer seien nicht alle Reparaturen abgeschlossen.
Als Beispiel für weiterhin gefährdete Orte nennt Preuße Aken an der Elbe – der Ort also, dessen Altenheim in der Übung die Evakuierung droht. "Auch in Aken ist viel passiert, aber wir haben dort noch immer Schwachstellen bei den Deichen", erzählt Preuße.
Plötzlich ein Deichbruch in Magdeburg
Fünf Stunden später: Die Übung ist in den letzten Zügen. An der Mulde hat sich die Lage entspannt, doch in Magdeburg sind inzwischen erste Deiche gebrochen. Die Stadt fordert Helfer des THW und der Bundeswehr an, doch die sind rar.
Im echten Leben würde den Katastrophenhelfern eine schlaflose Nacht drohen – doch die Übung geht pünktlich um 18 Uhr zu Ende. Für ein Fazit sei es noch zu früh, sagt Stabschefin Preuße. Nur eines kann sie jetzt schon sagen: "Wir müssen üben, üben, üben. Damit wir im Ernstfall Handlungssicherheit haben."
MDR (Justin Andreae)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 23. November 2023 | 18:10 Uhr
Basstian am 24.11.2023
Wie Sachsen-Anhalt sich auf Hochwasser vorbereitet? Indem man sich freut, wieder einige hunderttausend m² Betonfläche (sprich: 15 Kilometer A 14 zwischen Lüderitz und Tangerhütte ) freigeben zu können.
Da kann man nur Mark Twain zitieren: "Als Gott am sechsten Tag den Menschen schuf, war er schon etwas müde."
steka am 24.11.2023
Solche Übungen sind schon wichtig. Die Häufigkeit solcher Extemereignisse steigen. Nur welche Schlußfolgerungen werden in den Verwaltungen gezogen ? Nach wie vor wird in möglichen Überschwemmungsgebieten lustig weitergebaut, Baugenehmigungen erteilt, Boden großflächig durch neue Industrieparks versiegelt,riesige Betonflächen als Wärmespeicher, das Regenwasser auf kürzestem Wege in die Flüsse abgeleitet.