Magische Lichterwelten
Die Parabel vom Wolf, dem Fuchs und dem Löwen. Szenenentwurf für die Magischen Lichterwelten im Bergzoo Halle. Bildrechte: Bergzoo Halle

Thema "Tausendundeine Nacht" Lichterwelten im Bergzoo: Hunderte Figuren werden gebaut

15. September 2023, 18:13 Uhr

In Halle werden derzeit die Figuren für die Magischen Lichterwelten im Dezember vorbereitet. Die Figuren und Szenen aus "Tausendundeine Nacht" werden in Halle entworfen. In China stellen Laternenkünstlern aus den Vorlagen die rund 500 Einzelstücke her. Etwa 40 Prozent der Installationen für die Magischen Lichterwelten sind bisher schon gefertigt worden. Die restlichen 60 Prozent sollen noch im September fertiggestellt werden.

Ein kleiner Büroraum im Verwaltungsgebäude des Halleschen Bergzoos. Vor dem Rechner sitzt der Veranstaltungsmanager der Magischen Lichterwelten Tom Bernheim. An seinem Schreibtisch entstehen schon seit Monaten sämtliche Ideen und Entwürfe für die rund 500 Figuren, die ab Dezember auf dem Reilsberg die Menschen in der dunklen Jahreszeit mit ihrem magischen Leuchten verzaubern sollen.

Ein Mann sieht auf zwei Bildschirme.
Veranstaltungsmanager Tom Bernheim entwirft in seinem Büro die Szenen aus "Tausendundeiner Nacht" für die Magischen Lichterwelten im Bergzoo Halle. Bildrechte: Andreas Manke/MDR

Alle Figuren und Szenen stammen in diesem Jahr aus den Sammlungen der orientalischen Märchen von Tausendundeiner Nacht. Für die Figuren- und Gebäude-Entwürfe hat sich Tom Bernheim die originale Erstübersetzung mit den Illustrationen beschafft, die zur Orientierung dienen soll. Dann folge die Recherche nach Personen und originalen Gebäuden. Wenn zum Beispiel eine Geschichte in Bagdad spiele, dann schaue er, was für Architektur in dieser Stadt zu finden sei. Aus Fotos und Collagen seinen dann daraus die Vorlagen entstanden.

Figurenentwürfe aus Halle werden in China gebaut

Die Vorlagen werden dann zu den Designern nach China geschickt, die daraus das finale Bild entwerfen. Nachdem die Designer die finalen Entwürfe erstellt haben, müssen Statiker die Machbarkeit prüfen. Es werden je nach Bedarf zusätzliche Stützen, Abspannungen oder Verstrebungen eingefügt. In China arbeiten deshalb zehn Designer und vier Statiker zusammen, damit aus den Entwürfen am Ende lebensgroßen Figuren gebaut werden können.

Bis zu 300 Laternenkünstler aus der chinesischen Provinz Sichuan arbeiten gleichzeitig an den Figuren und fertigen aus Stahldraht und Ballonseide die Kunstwerke. Sobald die Entwürfe finalisiert sind, wird sofort mit dem Bauen begonnen. Auf diese Weise arbeite man sich Stück für Stück durch die Geschichten durch, sagt Tom Bernheim. Zum Beispiel habe man die sieben Abenteuer von Sindbad dem Seefahrer so umgesetzt. Sobald die erste Szene geplant war, sei sofort mit der Herstellung begonnen worden, um dann das nächste der Abenteuer für die Umsetzung zu entwerfen.

Aufwendig konstruierte Märchenwelten

Gleich am Zooeingang laufen die Gäste während der Magischen Lichterwelten durch eine Galerie aus Laternen. Ringsherum Sand und Palmen. Der Weg führt zum orientalischen Palast. Allein die Größe der Palast-Konstruktion ist beeindruckend: zehn Meter bis zur Spitze des Daches. Hinzu kommt die aufwendige Bemalung der Stoffe, die in den Abendstunden in vielen Farben leuchten werden. Ein besonderer Effekt soll die Illusion des Eintauchens in eine Märchenwelt perfekt machen: Während die Gäste durch eine Art transparenten Tunnel durch den Palast hindurch laufen, sind sie umgeben von Tausenden von Federn, die im Raum durch die Luft gewirbelt werden.

Magische Lichterwelten
Der Orientalische Palast, hier als Entwurf, soll zu den Lichterwelten am Zooeingang aufgebaut werden. Bildrechte: Bergzoo Halle

Neben beeindruckenden Gebäudekonstruktionen sind auch die lebensgroßen Figuren aufwendig gestaltet. Man sehe zum Beispiel den Faltenwurf der Gewänder oder wie der Turban gewickelt ist. Die Figuren seien so dargestellt, als würden sie lebend vor einem stehen oder sitzen, mit jedem Detail, sagt Tom Bernheim. Solche nahezu lebensecht gestalteten Figuren wird es zum Beispiel bei der Szene aus Alibaba und den vierzig Räubern geben.

Neben fünf Meter hohen Palmen und Gebäuden wird es auch Räuber geben, die sich in Ölkrügen "verstecken". Die Figuren werden sich durch eine Hydraulik bewegen lassen. Tritt der Gast auf eine leuchtende Platte, dann werden die Räuber aus den Ölkrügen herauskommen. Diese Szene soll auf der Reilsalm aufgebaut werden.

Magische Lichterwelten
Die Szene mit Ali Baba und den vierzig Räubern, hier als Entwurf, soll mit hydraulisch bewegten Figuren realisiert werden. Bildrechte: Bergzoo Halle

Straffer Zeitplan

Bisher seien etwa 40 Prozent der Ausstellung fertig gebaut. An der Realisierung der verbleibenden 60 Prozent der Figuren werde derzeit fieberhaft gearbeitet. Bis Ende September sollen alle Figuren fertig sein, da die Logistik bis zu eineinhalb Monate in Anspruch nehme. Wegen des Krieges in der Ukraine wird der schnellste, effizienteste und umweltfreundlichste Transportweg, die Transsibirische Eisenbahn, dieses Mal nicht zur Verfügung stehen. Stattdessen müssen alle Figuren, mit einem Gesamtgewicht von etwa 200 Tonnen, mit dem Schiff von China nach Europa transportiert werden. Insgesamt müssen 25 Großcontainer verschifft und anschließend mit "Mega Linern" nach Halle transportiert werden. Das sei ein erheblicher logistischer Aufwand, der viel Zeit koste, sagt Tom Bernheim.

Ein Mann sitzt auf einem Stein.
Veranstaltungsmanager Tom Bernheim vor Ort auf der Reilsalm: Hier soll die Szene mit Ali Baba und den vierzig Räubern aufgebaut werden. Bildrechte: Andreas Manke/MDR

Aufgebaut werden die Laternen von einem Team aus 24 chinesischen Laternenkünstlern und einem Manager. Hinzu kommt noch ein eigenes Team aus Elektrikern und das Deko-Team, das dafür sorgt, dass zum Beispiel der orientalische Palast nicht auf Erde, sondern auf Tonnen von Sand steht. Außerdem werden die Gestelle der Laternen beim Aufbau so dekoriert, dass sie später nicht mehr sichtbar sind. Wenn am 19. Dezember zum ersten Mal die Magischen Lichterwelten aus den morgenländischen Erzählungen von "Tausendundeiner Nacht" ihre Tore öffnen, dann wird diese Ausstellung eine Weltpremiere sein. Denn alle Figuren und Szenen werden exklusiv in China gefertigt, nach den Ideen und Vorlagen des Bergzoos in Halle.

MDR (Andreas Manke)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 07. September 2023 | 06:30 Uhr

1 Kommentar

Hallebewohner vor 34 Wochen

Viele denken, dass diese Geschichten aus Arabien stammen. Das ist aber ein Trugschluss. Sie stammen aus Frankreich und stammen vom Literaten Antoine Galland. Aus seiner Feder und seiner Fantasie stammen Ali Baba, Sindbad und Aladin. Er verbindet sehr frei mündlich Überlieferungen aus Indien, die über den arabischen Bereich mündlich tradiert zu ihm gelangten. Alles schmückte er erotisierend aus, um in Frankreich mit diesen Kunstmärchen Geld zu verdienen. Es gibt also keinen großen arabischen/orientalischen Schriftenkomplex der ``Märchen aus 1000 und einer Nacht´´. Es ist alles das Werk des Franzosen und Europäers Antoine Galland, der damit vergleichbar ist mit Wilhelm Hauff ( Kleiner Muck, Kalif Storch ), den Gebrüdern Grimm oder Hans-Christian Andersen.

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