Umweltschutz So nachhaltig ist der Weihnachtsmarkt in Halle

09. Dezember 2022, 05:14 Uhr

Halle achtet beim Weihnachtsmarkt auf Nachhaltigkeit. LED-Beleuchtung spart Strom, Mehrweggeschirr und ein Pfandsystem sorgen für weniger Müll. Der Weihnachtsbaum stammt direkt aus Halle. Mit diesen Maßnahmen ist die Stadt auf einem guten Weg, sagt eine Expertin von der Universität Magdeburg. Sogenanntes "Greenwashing" sollte jedoch vermieden werden. Sie empfiehlt, Besucherinnen und Besucher in Sachen Nachhaltigkeit aktiv miteinzubeziehen.

Menschen, die sich an Glühweinständen drängen, Weihnachtsmusik und der Geruch von gebrannten Mandeln und Bratwurst – nach zwei Jahren Coronapause gibt es endlich wieder Weihnachtsmärkte. Allerdings verbrauchen sie viel Strom und produzieren jede Menge Müll. Immer mehr Städte rüsten deshalb um und zeigen, dass das auch nachhaltiger geht. Dazu gehört auch Halle.

Nachhaltigkeit kurz erklärt

"Nachhaltigkeit ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht (mehr) befriedigen können." Auf diese Definition können sich nach Aussage der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Juliana Hilf die meisten einigen. Hilf arbeitet an der Universität Magdeburg zum Thema "Nachhaltige Entwicklung". Nachhaltigkeit hat viele Aspekte, erklärt Hilf. Dazu gehörten zum Beispiel erneuerbare Energien, Abfallvermeidung, Kreislaufwirtschaft, Bildungskonzepte, Ernährung und Landwirtschaft.

LED-Beleuchtung und Ökostrom

Nach Aussage eines Sprechers berücksichtigt die Stadt Umweltbelange bei der Planung und Durchführung des Weihnachtsmarktes schon seit vielen Jahren. Mit dem Wechsel auf LED-Beleuchtung spare man im Vergleich zur herkömmlichen Beleuchtung rund 95 Prozent Energie.

Durch weniger Lichter kämen im Vergleich zu den Vorjahren in diesem Jahr noch einmal etwa 42.000 Kilowattstunden Stromersparnis dazu. Außerdem werde der Weihnachtsmarkt mit 100 Prozent Ökostrom betrieben, teilte die Stadt auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mit.

Müllvermeidung durch Mehrweggeschirr

Eine weitere Maßnahme sei, dass alle Essens- und Getränkestände nur eine Standgenehmigung erhielten, wenn sie Mehrweggeschirr oder biologisch abbaubare Materialien nutzten. So steht es in der aktuellen Marktsatzung.

Sie basiert auf einem Stadtratsbeschluss vom September 2018 zur Vermeidung und Reduzierung von Plastik- und Einweggeschirr auf städtischen Märkten und Veranstaltungen. Der Stadt zufolge wird regelmäßig kontrolliert, ob die Händler diese Vorgabe einhalten.

Hinzu kommt die Getränkeausgabe über ein Mehrwegtassensystem. Pro Tasse zahlen die Besucherinnen und Besucher 2,50 Euro Pfand und können sie anschließend an jedem Getränkestand auf dem Markt wieder abgeben.

Weihnachtsbaum aus der Rosengartensiedlung

Außerdem kommt der Weihnachtsbaum auf dem Markt nach Angaben der Stadt nicht wie häufig üblich von weither, sondern stammt direkt aus Halle. In diesem Jahr handelt es sich dabei um eine 25 Meter hohe Douglasie, die 50 Jahre lang in der Rosengartensiedlung stand und Anfang November gefällt wurde. Der Baum werde nach Ende des Weihnachtsmarktes fachgerecht zerkleinert und kompostiert, erklärte die Stadt.

Expertin: Halle ist auf einem guten Weg

"Meines Erachtens ist man in Halle schon auf einem guten Weg", sagt Juliana Hilf von der Universität Magdeburg. Sie arbeitet dort als wissenschaftliche Mitabeiterin mit dem Schwerpunkt "Nachhaltige Entwicklung".

In Halle habe man sich zunächst den Maßnahmen gewidmet, die am einfachsten umzusetzen seien, so Hilf. In ihren Augen völlig in Ordnung. Jeder noch so kleine Schritt sei wichtig.

"Greenwashing" vermeiden

Allerdings müsse man die getroffenen Maßnahmen auch einordnen, um sogenanntes "Greenwashing" zu vermeiden. "Greenwashing bedeutet, mit etwas Nachhaltigem zu werben, um mehr Umsatz zu machen und/oder einen guten Ruf zu erzeugen, aber die eigentlichen Motive von Nachhaltigkeit zu vernachlässigen", erklärt Hilf.  

Als Beispiel nennt sie die Pfandtassen. Die seien an sich eine gute Sache, allerdings spiele es auch eine Rolle, wo der Glühwein herkommt. Es mache in Sachen Nachhaltigkeit einen Unterschied, ob er aus einer Weinwirtschaft stammt, die Pestizide einsetzt oder aus biologischer Landwirtschaft.

Weitere Fragen, die laut Hilf gestellt werden könnten, sind: "Achten die Essensanbieter auf die Vermeidung von Massentierhaltung? Welchen Transportweg hat das Mehrweggeschirr hinter sich? Wurde für den Weihnachtsbaum eine Ausgleichspflanzung veranlasst?"

Mit den Besuchern über Nachhaltigkeit sprechen

Darüber hinaus ist es laut Hilf möglich, die Besucherinnen und Besucher des Weihnachtsmarktes mit einer gezielten Aufklärungskampagne für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Dafür schlägt Hilf spielerische Quizze oder energieerzeugende Fahrräder vor, "auf denen man strampeln muss, um einen Baum zum Leuchten zu bringen". Auch eine Zettelbox, in der jeder eine Idee hinterlassen kann, sei eine gute Möglichkeit.

Genau dieses aktive Miteinbeziehen der Besucherinnen und Besucher ist Hilf zufolge ein entscheidender Punkt, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Das sei auch ein möglicher nächster Schritt für die Stadt Halle.

MDR (Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 07. Dezember 2022 | 09:30 Uhr

15 Kommentare

Germinator aus dem schoenen Erzgebirge am 09.12.2022

"Erst lesen UND verstehen, dann kommentieren!!"

Danke, das ist mir tatsächlich entgangen, da ist mir anscheinend ein kleiner Fehler unterlaufen.

☝️🍀

AlexLeipzig am 09.12.2022

2. Advent, Schloß-Weihnachtsmarkt Merseburg, einmal Kinderpunsch beim Lions-Club, und noch ein Glühwein an einem anderen Stand (es gab nur ein oder zwei). Sehen Sie es mir nach, daß ich Stand-Nr. und Verkäufername nicht protokolliere. Viel Spaß.

AlexLeipzig am 09.12.2022

Oh, da haben Sie sich ja was vorgenommen: halb Leipzig, Bad Düben, Potsdam, Berlin, Dessau, Merseburg, aber auch außerhalb Deutschlands, zB. Bratislava, Bologna - das sind die Orte, die mir spontan einfallen. Wo wollen Sie anfangen?

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