Herzdruckmassage an einer Simulationspuppe
Die Herzdruckmassage ist Teil der Ersthilfe und wird von zwei Schülern an der Pestalozzi-Schule in Eisleben untterichtet. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/Matthias Balk

Hilfe im Ernstfall Förderschüler aus Eisleben sind Profis in Erster Hilfe – und geben ihr Wissen weiter

27. Februar 2024, 15:35 Uhr

Weil Erste Hilfe über Leben und Tod entscheiden kann, sollte jeder mit dem Thema vertraut sein. Der Meinung sind zumindest Leon Barthel und Leon Herd aus Eisleben. Die beiden bieten für ihre Mitschüler der Pestalozzi-Schule Erste-Hilfe-Kurse an.

Es kann alles sehr schnell gehen: Ein Autounfall, jemand bricht auf der Straße plötzlich zusammen, ein Kollege erleidet am Arbeitsplatz einen Herzinfarkt. Jetzt ist schnelles und richtiges Handeln gefragt. Das wissen auch Leon Bartel und Leon Herd. Die beiden 15-Jährigen lernen an der Pestalozzi-Schule in Eisleben nicht nur Mathe, Bio und Deutsch, sondern unterrichten ihre Mitschüler in Sachen Erste Hilfe sozusagen auch selbst.

Schüler in einem Klassenraum
An der Pestalozzi-Schule in Eisleben wird neben Deutsch, Mathe und den anderen klassischen Fächern auch Erste Hilfe unterrichtet. Bildrechte: MDR/Stefan Bringezu

Erste Hilfe: Das Einmaleins

Von der 2. bis zur 9. Klassenstufe halten sie regelmäßig Vorträge. Nach der Theorie kommt in den höheren Klassenstufen dann auch gleich die Praxis: von der Herzdruckmassage über die stabile Seitenlage bis hin zur Reanimation: Die Mitschüler lernen das Einmaleins der Ersthilfe: Wie lege ich einen Verband richtig an? Was gehört in einen Notfallkasten?

Aufklärung ist wichtig

Leon Barthel steht auf einem Flur der Pestalozzi-Schule in Eisleben
Leon Barthel hat schon früh gelernt, wie man Erste Hilfe leistet. Bildrechte: MDR/Stefan Bringezu

Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt hatte Leon Barthel. Der Förderschüler ist seit fünf Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr in Hettstedt und seit vergangenem Jahr bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Da hat er seinen Rettungsschimmer gemacht und ist jetzt auch ausgebildeter Ersthelfer. Ein echter Checker in Sachen Erste Hilfe. Es macht ihm Spaß, sagt er.

Sehr viele Menschen sterben, weil keine Erste Hilfe geleistet wird.

Leon Barthel
Leon Herd steht auf einem Flur der Pestalozzi-Schule in Eisleben
Auch Leon Herd unterrichtet seine Mitschüler in Erste Hilfe. Bildrechte: MDR/Stefan Bringezu

Erst hat er sein Wissen mit seinem besten Freund Leon Herd geteilt. Und jetzt geben die beiden es an ihre Mitschüler weiter. Aufklärung ist das A und O in Sachen Erste Hilfe. "Ich bin so einer der sagt, von der ersten Klasse an gehört das dazu. Denn sehr viele Menschen sterben, weil keine Erste Hilfe geleistet wird", erzählt Leon Barthel.

Große Unsicherheit bei Ersthilfe

Die ersten Minuten sind entscheidend. Bis der Notarzt eintrifft, muss der Verletzte versorgt werden. Und gerade da hapert es bei vielen – nicht nur bei den Mitschülern von Leon Bartel und Leon Herd. Nach einer aktuellen Umfrage geben 60 Prozent an, sich auf dem Terrain Erste Hilfe nicht sicher zu fühlen und nicht ganz genau zu wissen, was zu tun ist.

Pflicht zur Ersten Hilfe In Deutschland ist laut Strafgesetzbuch jeder dazu verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Wer bei Unfällen oder Notfällen nicht tätig wird, obwohl es erforderlich und den Umständen nach zumutbar ist, muss mit einer Geldstrafe oder sogar mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr rechnen.

Ersthelfer sollen sich dabei allerdings nicht selbst in Gefahr bringen, verletzten oder andere wichtige Pflichten vernachlässigen.

Deshalb ist Aufklärung ganz wichtig, sagen die beiden Leons und geben ihr Wissen gerne an die Mitschüler weiter. 200 Kinder und Jugendliche mit Lernbehinderung besuchen die Pestalozzi-Schule in Eisleben. Die beiden Erste-Hilfe-Lehrer haben also jede Menge zu tun. Ihre Kurse finden nicht nur einmalig statt, sondern sollen künftig auch in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Denn so wird das Gelernte besser gespeichert.

Vorbild Skandinavien: Erste Hilfe bereits im Kindergarten

Früh über Erste Hilfe Bescheid zu wissen, ist wichtig. In Deutschland besuchen viele ihren ersten Kurs, wenn sie den Führerschein machen und damit vergleichsweise spät. In Skandinavien zum Beispiel beginnt die Erste-Hilfe-Ausbildung bereits im Kindergarten. Das zieht sich durch die Schule bis in die Arbeitswelt. Genauso so stellen sich die beiden Eisleber Jungs das auch in Deutschland vor.

Tatsächlich waren Leon Barthel und Leon Herd auch schon mal wirkliche Ersthelfer: Ihre Biologie-Lehrerin hatte sich vor Kurzem einen Finger in einem Mixer verletzt. Die beiden konnten ihr sofort helfen und einen vorbildlichen Verband anlegen.

(In einer früheren Version des Textes hieß es, Leon Barthel sei bei der freiwilligen Feuerwehr in Eisleben. Tatsächlich ist er aber bei der freiwilligen Feuerwehr in Hettstedt. Wir haben den Fehler korrigiert.)

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MDR (Stefan Bringezu, Fabienne von der Eltz)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Februar 2024 | 06:45 Uhr

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