Der Schriftzug "Jugendamt" ist auf einem Schild zu lesen.
Die Jugendämter in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr 1.700 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Arno Burgi

Unter anderem wegen Kriminalität Jugendamt: Deutlich mehr Kinder in Sachsen-Anhalt in Obhut genommen

26. Juni 2023, 19:00 Uhr

Wenn das Wohl von Kindern und Jugendlichen gefährdet ist, greift das Jugendamt ein. Zum Schutz der jungen Menschen können sie in Obhut genommen werden. Die Zahl dieser Fälle ist in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr um fast ein Viertel gestiegen. Betroffen sind vor allem unbegleitete Geflüchtete.

In Sachsen-Anhalt haben die Jugendämter im vergangenen deutlich mehr Kinder und Jugendliche in Obhut genommen als im Jahr davor. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Landesamt am Montag veröffentlicht hat. Demnach wurden im vergangenen Jahr 1.700 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen, 338 – oder fast ein Viertel (24,8 Prozent) – mehr als noch 2021.

Viele Kinder ohne Eltern aus dem Ausland eingereist

In vielen Fällen wurde das Jugendamt demnach aktiv, weil Kinder und Jugendliche ohne Begleitung aus dem Ausland eingereist waren. Die Statistiker zählten in dieser Kategorie 503 Fälle und damit mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Weitere Gründe, die das Jugendamt auf den Plan riefen, waren Anzeichen von Kindesmisshandlung (349 Fälle), dass Jugendliche straffällig geworden (102 Fälle) sind oder ihre Suchtprobleme (68 Fälle).

Der MDR-Podcast "Kind im Blick" beleuchtet die Frage, wo Gewalt gegen Kinder anfängt. Autorin Lisa Hentschel versucht herauszufinden, welchen Beitrag jede und jeder leisten kann, um Kinder besser zu schützen.

Kind im Blick

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Jungen häufiger betroffen als Mädchen

Wie schon in den Vorjahren, waren in den meisten Fällen 14- bis 18-Jährige betroffen – fast jedes zweite Mal. Kurz danach folgten laut der Behörde Kindern unter drei Jahren (240 Fälle). In fast zwei Drittel aller Fälle wurden Jungen in Obhut genommen.

Bei den Kindern bis 14 Jahren (864 Fälle) ging es am häufigsten um Überforderung der Eltern oder eines Elternteils (485 Fälle), Anzeichen von Vernachlässigung (276 Fälle) oder Probleme mit der Wohnung (126 Fälle). Bei den 14- bis 18-Jährigen waren die unbegleitete Einreise aus dem Ausland, Überforderung der Eltern sowie die Straffälligkeit der Jugendlichen und Beziehungsprobleme der Eltern Hauptgründe, dass sich das Jugendamt eingeschaltet hat.

Viele straffällige Jugendliche in Halle in Obhut genommen

Die 102 Inobhutnahmen aufgrund von Straffälligkeit von Jugendlichen aller Altersgruppen haben sich im Vergleich zu 2021 (56 Fälle) fast verdoppelt. Besonders auffällig war die Entwicklung in Halle (Saale), auf die die Hälfte der Maßnahmen wegen Straffälligkeit in Sachsen-Anhalt entfielen (49 Fälle). Die Landeshauptstadt Magdeburg hatte 2022 die zweithöchste Anzahl (15 Fälle) erfasst.

Über Jugendgewalt und kriminelle Jugendliche in Halle wurde im Januar 2023 auch bei FAKT IST! aus Magdeburg diskutiert.

Mehr zum Thema: Jugendämter und Schutz von Kindern

dpa, MDR (Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Juni 2023 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

MDR-Team vor 46 Wochen

Mittlerweile finden sich unter diesem Artikel mehrere Kommentare. Wenn ein Kommentarbereich nicht kommentierbar ist, machen wir das genauso deutlich. Das ist nur sehr selten der Fall, weil wir allen die Möglichkeit geben wollen, sich zu den Artikelthemen auszutauschen. Auch der Artikel zu Frauenhäusern ist kommentierbar. Wenn es noch keine Kommentare gab, steht auch das genauso da. Wenn Kommentare nicht unseren Kommentarrichtlinien entsprechen, lassen wir sie nicht zu. Die Richtlinien können Sie hier nachlesen: https://www.mdr.de/service/kommentarrichtlinien100.html

hilflos vor 46 Wochen

Ich bin davon überzeugt, dass die unbegleiteten jungen Menschen sozial und auch familiär entwurzelt sind und oft, auf Grund ihrer Herkunft, mit "softer oder westlicher" Erziehung nicht zurecht kommen. Nur eine "harte" Erziehungsmassnahme wird in diesen patriachalen Kulturen akzeptiert.

schwarzinger vor 46 Wochen

Komisch, immer, wenn ich lese
"0 Kommentare" kommen mir berechtigte Zweifel.
Denn auch beim Artikel
"Frauenhäuser: Rund 1.000 Menschen finden 2022 Schutz" war dann zu lesen: "Dieser Artikel ist nicht mehr kommentierbar" und "Es gab zu diesem Artikel keine Kommentare"
Das war natürlich gelogen, denn ich schrieb ja schon 2 fast identische Kommentare, nachdem der 1. der Moderation zum Opfer fiel.
Damit wurde ich ein weiteres Mal vom mdr, den ich ansonsten schätze, enttäuscht.

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