Eva von Angern zur Spitzenkandidatin gewählt Bekannte Gesichter für Politikwechsel: Linke zieht mit Fraktionsspitze in den Wahlkampf
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31. Januar 2021, 13:48 Uhr
Die Linke bringt sich in Stimmung für den anstehenden Landtagswahlkampf: Erklärtes Ziel der Partei ist ein Politikwechsel in Sachsen-Anhalt – den die Linke weitestgehend mit bekannten Gesichtern erreichen will. Auf einem Listenparteitag wählten die Delegierten Landtagsfraktionschefin Eva von Angern zu ihrer Spitzenkandidatin. Dass die Partei sich inmitten der Pandemie in Präsenz trifft, ist einem Passus in der Satzung geschuldet.
Sachsen-Anhalts Linke zieht mit den Spitzen ihrer Landtagsfraktion in den Landtagswahlkampf. Mitglieder der Partei wählten die 44 Jahre alte Rechtsanwältin Eva von Angern am Sonnabend auf den ersten Platz der Landesliste. Der Landesvorstand der Partei hatte die Rechtsanwältin schon vorigen Sommer als Spitzenkandidatin empfohlen, 118 Delegierte bestätigten die Wahl bei einer Vertreterversammlung in Plötzky: Von Angern kam auf 101 Stimmen, 13 Delegierte stimmten gegen sie.
Auf den aussichtsreichen zweiten Platz der Landesliste wählten die Delegierten mit gut 90 Prozent Thomas Lippmann. Der Bildungspolitiker führt die Landtagsfraktion gemeinsam mit von Angern und ist politischer Quereinsteiger: Bevor Lippmann 2016 ins Parlament eingezogen war, war er viele Jahre Chef der Lehrergewerkschaft GEW in Sachsen-Anhalt. Der 59-Jährige warb bei den Delegierten dafür, die erfolgreiche Parlamentsarbeit fortzusetzen. In den vergangenen Jahren habe die Landesregierung kein zentrales Problem gelöst.
Spitzenkandidatin erwartet "besonderen Wahlkampf"
Spitzenkandidatin von Angern sagte, ihre Partei stehe vor einem besonderen Wahlkampf. Die Pandemie werde alles überschatten – und mit ihr die politischen Fragen und Schlüsse, die es zu ziehen gilt. "Es wird Diskussionen geben, es wird harte Verteilungskämpfe geben. Dann wird es darauf ankommen, wer Sachsen-Anhalt regiert", rief von Angern. Der Koalition von CDU, SPD und Grünen warf die Spitzenkandidatin vor, sich um parteipolitische Interessen und nicht um die Menschen im Land zu kümmern.
Sachsen-Anhalt wird derzeit schlecht regiert. Die Kenia-Koalition war keine Liebesheirat, eine Scheidung ist überfällig.
Der Landesvorsitzende der Partei, Stefan Gebhardt, lobte von Angern als Kämpferin ihrer politischen Interessen: "Eva steht wie ein Fels für unsere sozialen Themen", sagte Gebhardt. Von Angerns leidenschaftlicher Kampf gegen Kinderarmut und für faire Löhne sei beispielhaft.
Linke will bewährtes Personal ins Rennen schicken
Auf den vorderen Listenplätzen bewarben sich in erster Linie bewährte Politikerinnen und Politiker der Partei für den Wiedereinzug in die Landtagsfraktion, darunter der Stendaler Abgeordnete und frühere Fraktionschef Wulf Gallert und Henriette Quade aus Halle. Nach vielen Jahren als Oberbürgermeister von Halberstadt will auch Andreas Henke für die Linke in den Landtag einziehen. Henke hatte die Stichwahl um das Oberbürgermeister-Amt voriges Jahr den CDU-Kandidaten Daniel Szarata verloren. Am Sonnabend wählten die Delegierten Henke auf den achten Platz der Landesliste.
Besonders umkämpft war dagegen Listenplatz 15, für den der Landesvorstand die Finanzexpertin der Landtagsfraktion, Kristin Heiß, vorgesehen hatte. Heiß musste sich gegen drei Kontrahentinnen durchsetzen, entschied eine Stichwahl gegen ihre Fraktionskollegin Katja Bahlmann am Ende aber deutlich für sich. Die Wahl der Landesliste soll noch bis zum späten Abend andauern.
Nicht mehr für die Landesliste kandidierten dagegen die Abgeordneten Doreen Hildebrand, Ex-Parteichef Andreas Höppner, Dagmar Zoschke und der frühere Landtagsfraktionschef Swen Knöchel. Der Finanzpolitiker will einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung zufolge am 6. Juni Landrat im Landkreis Anhalt-Bitterfeld werden. Knöchel hatte das zuletzt weder bestätigt, noch dementiert.
Trotz Corona: Warum die Linke ihre Landesliste ausgerechnet jetzt beschließt
Parteiversammlungen in Corona-Zeiten? Eigentlich hatte Sachsen-Anhalts Landesregierung das mit der aktuell geltenden Corona-Eindämmungsverordnung untersagt. Ausnahme: Die Veranstaltungen sind "zeitlich unaufschiebbar". Bei der Linken ist das nach Einschätzung der Partei der Fall. Das habe die Landeswahlleiterin bestätigt, sagte Linken-Chef Stefan Gebhardt diese Woche MDR SACHSEN-ANHALT. Grund: Die Satzung der Partei sieht eine bestimmte Einberufungsfrist vor. "Niemand von uns macht gerade gern eine solche Versammlung", sagte Gebhardt. Sie sei aber zwingend nötig – zumal das Gesetz vorsehe, dass Listen für Wahlen in Präsenz aufgestellt werden müssen. Die Linke hatte zuvor ein Hygienekonzept aufgestellt. Es hatte unter anderem vorgesehen, dass auch am Platz Masken getragen werden müssen. Sämtliche freiwillige Schnelltests waren laut Partei im Vorfeld negativ ausgefallen.
Bei der Landtagswahl im Juni strebt die Partei ein besseres Ergebnis an als noch 2016. Damals war die Linke mit ihrem Spitzenkandidaten Wulf Gallert auf gut 16 Prozent gekommen und weit hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Verglichen mit der Landtagswahl 2011 hatte die Partei gut sieben Prozentpunkte eingebüßt. Bei der Wahl diesen Juni will die Partei mit dem Motto "Solidarität statt Ellenbogen" punkten.
Hintergründe und Aktuelles zur Landtagswahl – unser Briefing
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Recherche/Redaktion: MDR/Luca Deutschländer, Katja Luniak
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 30. Januar 2021 | 19:00 Uhr
SusiB. am 31.01.2021
So sehe ich das auch. Es gibt keine Partei die es lohnt zu wählen. Die kümmern doch sowieso nur um sich selbst. Für den normalen Menschen hat doch keine auch nur einen Gedanken übrig.
Erichs Rache am 31.01.2021
@Frank1
Wow! Sie haben ja ganz schön Dampf auf dem Kessel ..
Leider vergessen Sie bei alles Rhetorik eines: "Kompetenz und politischen Mut" finden sie in KEINER Partei mehr. Die sind heute doch alle nur noch froh, dass sie wiedergewählt werden ...
Fragen Sie sich deshalb warum grad die LINKE mit "Bekannte Gesichter" in den Wahlkampf zieht. Das ist genau die Riege, die 30 Jahre in Sachsen-Anhalt so richtig alles verbockt hat. Und nein, das hat wenig mit regierungsverantwortung zu tun, sondern eher mit richtige parlamentarischer Arbeit. Die kann man nämlich genau so gut auch in der Opposition machen, wenn man das wollte.
Steffen 1978 am 30.01.2021
Der Wahlkampf ist damit offiziell eröffnet, möge die Zeit der leeren Versprechungen und Forderungen beginnen.Bürgernah oder gar die Interessen der breiten Mehrheit vertritt keiner der regierenden Fraktionen