Reportage Wie die italienische Flugstaffel die Löscharbeiten am Brocken unterstützt

08. September 2022, 08:31 Uhr

Katastrophenalarm im Harz: Seit Samstag brennt am Brocken der Wald. Das europäische Hilfsprojekt RescEU-IT schickt über die Zentrale in Brüssel Hilfe aus Italien. Zwei schwere Löschflugzeuge haben sich auf den Weg nach Sachsen-Anhalt gemacht und sind seit Sonntag im Einsatz. Mit dabei sind Giulio Bernabei aus Rom und sein Team.

Es ist Sonntag am späten Nachmittag, als über dem Harz zum ersten Mal ein sonores Brummen im Gleichtakt zu hören ist: Zwei zitronengelbe Maschinen vom Typ Canadair CL-415 streifen den Horizont über dem brennenden Wald auf dem Brocken. Mit an Bord: Giulio Bernabei aus Rom, er koordiniert vom Boden aus die tonnenschweren Maschinen. Mit seinen Piloten von der italienischen Feuerwehr (vigili del fuoco) bekämpft er seit Sonntag die Flammen aus der Luft.

Es ist für den Römer, ohne Faible für den Fußballclub Lazio Rom – wie der Forstminister Sven Schulze im Gespräch mit dem Team herausbekam – das erste Mal in Deutschland. Seine Crew ist spezialisiert auf das Löschen von Waldbränden. Zuletzt waren die Piloten im eigenen Land, in der Toskana bei den Waldbränden im August in der Luft. Im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT schwärmt er über die gute Zusammenarbeit mit seinen deutschen Kollegen. "Wir hatten von Anfang null Schwierigkeiten unsere Technik in die Arbeit der Kollegen hier vor Ort zu integrieren", so Bernabei.

Knifflige Manöver im Harz

Trotz aller Routine ist es für die Italiener eine besondere Situation: Im Gebirge zwischen den Bäumen zu fliegen sei schon eine Herausforderung. Hinzu komme, dass sich die Flugzeuge den Luftraum mit den Hubschraubern teilen müssten und am Boden Feuerwehrleute im Einsatz seien. Aus diesem Grund habe man gleich zu Beginn ein Sicherheitsverfahren besprochen. "Es ist nämlich nicht ratsam, die Kollegen am Boden mit sechs Tonnen Wasser zu bombardieren", schmunzelt der Italiener.

Spektakulär ist dabei auch das Manöver, mit dem das über 12 Tonnen schwere Amphibienlöschflugzeug seine 6.000 Liter Wasser aufnimmt. Wie ein Wal auf Fischfang gleiten die Maschinen über den Concordiasee um in nicht mal einer Minute ihre Ladung aufzunehmen. "Wir haben hier ideale Bedingungen", erklärt Bernabei. Der See sei fast windstill, hätte eine perfekte Wasseroberfläche und eine sehr hohe Wasserqualität. "In Italien holen wir das Wasser zum Teil aus dem Meer. Hohe Wellen, viel Wind: Da haben es unsere Piloten deutlich schwerer", fügt er hinzu.

Noch ist keine Heimreise in Sicht

Seit Sonntag ist Giulio Bernabei mit seiner Crew unterwegs. Sie fühlen sich gut durch ihre Kollegen aus Deutschland aufgenommen, die Familie fehlt trotzdem. Am Sonntag wäre kaum Zeit gewesen, sich zu verabschieden. "Natürlich haben Sie Verständnis für meinen Job und verfolgen über die Medien was in Deutschland passiert, aber trotzdem versuche ich Kontakt zu halten", erzählt der technische Einsatzleiter.

Das Feuer wird am Ende entscheiden, wie lange wir bleiben.

Giulio Bernadei, Einsatzleiter der italienischen Kräfte

Klar sei es einfach über das Internet einen Videoanruf zu starten und dann die Kinder und die Familie zu sehen, aber aktuell bleibe dafür nur wenig Zeit. Die Luftunterstützung wurde gestern noch einmal für einige Tage verlängert. "Das Feuer wird am Ende entscheiden, wie lange wir bleiben", so Bernabei.

MDR (Lars Frohmüller, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 07. September 2022 | 18:00 Uhr

3 Kommentare

Steph_84 am 08.09.2022

Es war wirklich immer wieder beeindruckend euch zu sehen.
Ihr habt das wirklich sehr gut gemeistert.
(Ob ihr heute noch fliegen werdet weiß ich leider nich.)
Die letzten drei Tage waren auf jeden Fall etwas abwechslungsreich und etwas besonderes.

Danke für euren Einsatz. 😊🤜🏻🤛🏻

Harka2 am 07.09.2022

Vielen Dank an die Italiener, aber auch an alle anderen dort im Einsatz befindlichen Kräfte!

Anni22 am 07.09.2022

Danke an Italien für die Hilfe!

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