Streit um Kosten Landkreis Harz will Brockengipfel kaufen: Entscheidung am Mittwoch geplant
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06. Dezember 2024, 16:28 Uhr
Der Landkreis Harz plant, den Gipfel des höchsten Berges in Sachsen-Anhalt zu kaufen – trotz Kritik des Landesrechnungshofes. Landrat Thomas Balcerowski zufolge geht es um die Brockenkuppe, das Hotel und die technischen Gebäude der Telekom. Am kommenden Mittwoch soll der Kreistag entscheiden.
- Der Landkreis Harz will den Brockengipfel kaufen. Kritik gegen die Pläne kommt vom Landesrechnungshof, der hohe Kosten auf den Kreis zukommen sieht.
- Harz-Landrat Balcerowski hatte das Vorhaben zuvor bereits verteidigt.
- Brockenwirt und Harzer Schmalspurbahnen begrüßen den geplanten Kauf. Die Entscheidung liegt am Ende beim Kreistag. Am kommenden Mittwoch soll über den Kauf des Brockenplateaus entschieden werden.
Der Landkreis Harz will den Brockengipfel kaufen. Gegen diese Pläne gibt es allerdings Widerstand vom Landesrechnungshof. Ein Sprecher sagte MDR SACHSEN-ANHALT, der Kreis sei bereits hoch verschuldet. Demnach lasten auf dem Harzkreis derzeit 331 Millionen Euro Kredite. Der Kreis habe aus finanziellen Gründen erst kürzlich Pläne verworfen, eine weiterführende Schule in Halberstadt zu kaufen.
Landesrechnungshof: Folgekosten könnten den Kreis stark belasten
Zudem würden auf den Kreis aktuell horrende Baukosten zukommen, würde er den Veranstaltungssaal im Brockenhotel umbauen. Auch für Baufahrzeuge sei es aufwendig, die Brockenkuppe zu erreichen. "Die veranschlagten drei Millionen Euro für den Erwerb und die geplanten Bauarbeiten erscheinen uns äußert unrealistisch", hieß es vom Landesrechnungshof.
Die veranschlagten drei Millionen Euro für den Erwerb und die geplanten Bauarbeiten erscheinen uns äußert unrealistisch.
Hinzu kämen Folgekosten, etwa für Betriebsausgaben und Personal. Dazu "haben wir bislang noch nichts gehört", sagte der Sprecher. Gerade diese Kosten würden kommunale Haushalte jedoch stark und dauerhaft belasten. Der Landesrechnungshof verwies dabei auf seine jüngste Kritik wegen der Schierker Feuerstein-Arena: Für deren Betrieb musste die Stadt Wernigerode demnach im vergangenen Jahr rund 700.000 Euro zuschießen, deutlich mehr als veranschlagt.
Daher müssten für das Brockenplateau zunächst seriöse Kalkulationen auf den Tisch. Es sei zu prüfen, ob das Vorhaben wirtschaftlich ist. Sollte es scheitern oder deutlich teurer werden als geplant, würden die Kosten auf die Bürgerinnen und Bürger zurückfallen.
Landrat: Kreis will Brockengipfel kaufen und in Schulen investieren
Landrat Thomas Balcerowski (CDU) hatte die Pläne zuvor bereits verteidigt: Die Investitionen seien mit drei Millionen Euro überschaubar, da 60 Prozent Förderung in Aussicht gestellt sind, sagte Balcerowski in der vergangenen Woche im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.
Ich sage: Das eine tun und das andere nicht lassen.
Angesichts der geplanten Ausgaben war bereits Kritik laut geworden, dass das Geld besser in Schulen investiert werden sollte. "Ich sage: Das eine tun und das andere nicht lassen", so Balcerowski. "Der Landkreis Harz hat in den letzten Jahren 21 Millionen Euro in die Schulsubstanz investiert. Es ist nicht so, dass wir nichts getan haben. Aber natürlich sind wir noch nicht am Ende."
Ende November war bekannt geworden, dass der Landkreis die rund 13.000 Quadratmeter große Kuppe des Brockengipfels samt Hotel und technischen Gebäuden der Telekom kaufen will. Dadurch wolle man das bei Touristen beliebte Ausflugsziel weiter verbessern und noch attraktiver machen. Jetzige Besitzer sind die Harzsparkasse und die Norddeutsche Landesbank. Zuerst hatte die "Volksstimme" über das Vorhaben berichtet.
Gebäude auf dem Gipfel stehen unter Denkmalschutz
Balcerowski zufolge soll in dem früheren Technikgebäude der Telekom ein großer Veranstaltungssaal entstehen, der etwa 500 Besuchern Platz bieten würde. "Wir können keine Bausünden begehen, da wir uns in einem Denkmal bewegen, was wir nicht verändern dürfen", sagte der Landrat.
Nach Angaben von Balcerowski soll durch den Kauf verhindert werden, dass ein privater Investor den Gipfel kauft und man eventuell deutlich mehr Geld für einen Rückkauf in die Hand nehmen müsste. Als Beispiel nannte er die Bunkeranlage auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge und den Streit zwischen Land und Investor.
Brockenwirt und HSB sehen Pläne positiv
Brockenwirt Daniel Steinhoff begrüßt die Pläne des Landkreises zum Kauf. Steinhoff sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Kuppe des Berges müsse in öffentlicher Hand bleiben. Das wäre mit dem Landkreis der Fall. Man wolle auf jeden Fall mit den Behörden gut zusammenarbeiten.
Auch die Harzer Schmalspurbahnen bewerten das Vorhaben des Landkreises positiv, so Sprecher Dirk Bahnsen. Man habe bislang gut kooperiert, das werde auch in Zukunft so sein.
Kreistag muss dem Kauf zustimmen
Der Kreistag muss dem Vorhaben noch zustimmen. Wie eine Sprecherin MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, soll das am kommenden Mittwoch (11.12) passieren. Demnach wird das Thema im nichtöffentlichen Teil der Kreistagssitzung verhandelt. Grund dafür, dass die Öffentlichkeit an diesem Punkt nicht teilnehmen kann, ist den Angaben zufolge der Kaufpreis für das Gelände. Im öffentlichen Teil der Kreistagssitzung geht es demnach um die geplanten Um- und Neubauten auf dem Brockengipfel. In dieser Woche hatte bereits der Harzer Kreisausschuss für den Kauf gestimmt.
Das Gipfelareal des Brockens umfasst rund 13.000 Quadratmeter. Die Kuppe ist mit 1.141 Metern Norddeutschlands höchster Berg. Der Gipfel befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Wernigerode. Er wird umringt vom Nationalpark Harz. Jedes Jahr besuchen schätzungsweise rund zwei Millionen Menschen die Kuppe. Der Brocken gilt als eines der beliebtesten Ausflugziele in Deutschland.
So denken die Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter über den Gipfelkauf
Im Netz und auf den Social-Media-Plattformen von MDR SACHSEN-ANHALT wird rege über das Thema diskutiert – so zum Beispiel auf Instagram:
- Userin "_dezemberliebe" kann den Verkauf nicht nachvollziehen: "Was für ein Blödsinn.. Muss doch nicht immer alles neu-modern daherkommen… wir lieben unseren Brocken so wie er ist."
- Auch Userin "reniloewenherz“ ist skeptisch: "Am Ende wird’s wie in auf dem Hexentanzplatz, sehr touristisch und man denkt sich dann "joa vorher wars irgendwie schöner' gerade diese Ruhe oben auf dem Brocken, das wäre dann vorbei.“
In der öffentlichen Facebook-Gruppe "Der Harz" äußern sich Userinnen und User z.B. so:
- User Karl-Heinz Tenneberg: "Der Brockengipfel ist z. Zt. schon in privater Hand, er gehört zwei Banken. Diese Eigentümer könnten jederzeit an einen privaten Investor verkaufen. Damit wäre dann die Einflussnahme des Landkreises auf die 'Verwertung' der Brockenkuppe ziemlich dahin."
- User Jürgen H Aus Lüneburg sieht den Verkauf auch positiv und ergänzt: "Bloß keine privaten Investoren, die dort oben Rummel veranstalten. Mimositäten über Essen und zu teuer usw. hat es und wirds immer geben. Allerdings macht die HSB reichlich Miese - einen erträglichen Rummel, der zu vllcht günstigeren Preisen aber deutlich mehr Bahnreisenden/Vergnügungssüchtigen führt, wäre aus finanzieller Sicht eine Option."
- User Marcus Leuthäußer ist anderer Meinung: "Gehört eigentlich überhaupt nicht verkauft. Es ist Natur die für alle ohne Geld zur Verfügung stehen muss zum allgemeinen Wohl."
Was ist Ihre Meinung zum Thema? Kommentieren Sie gern unter diesem Online-Artikel oder auf den entsprechenden Social-Media-Plattformen.
MDR (Michel Holzberger, Martin Nass, Jörg Wunram, Kalina Bunk, Hannes Leonard, Maren Wilczek, Anja Höhne) | Zuerst veröffentlicht am 29. November 2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. Dezember 2024 | 07:00 Uhr
Seniorin erinnert sich vor 1 Wochen
das Russen die ersten Besucher nach Grenzöffnung mit LKW hoch kutschirten
was haben die 40 Jahre auf dem Brocken gemacht, wieviele waren dort stationiert und wie wurden die Leute ´durch wen versorgt?
nilux vor 1 Wochen
Vielleicht sollte man eher mal hinterfragen warum ein Landrat als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Harzsparkasse die Brockenkuppe an seinen Landkreis verkaufen will.
nilux vor 1 Wochen
Na dann "kooperiert" mal schön auf dem Brocken. Hat ja in den letzten Jahren auch super geklappt. Einfach so weitermachen.
Dass so eine geschichtlich und kulturell wichtige "Bergkuppe" ohne größeres Interesse z.B. vom Land überhaupt zum Verkauf steht ist schon echt krass, insbesondere bei ja angeblich 60% Förderung. In unserer Landeshauptstadt scheinen da wohl auch alle zu pennen. Traurig.