Archäologischer Fund Halberstadt: 5.000 Jahre alte Totenhütte ist Grab einer Großfamilie
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24. Mai 2023, 05:00 Uhr
Auf dem künftigen Gewerbegebiet Halberstadt-Ost hatten Archäologinnen und Archäologen eine rund 5.000 Jahre alte Grabungsstätte entdeckt. Nun soll die sogenannte Totenhütte in Halle untersucht werden. Die Forschenden gehen davon aus, dass es sich um ein Familiengrab handelt.
Eine rund 5.000 Jahre alte Totenhütte, die bei Halberstadt entdeckt wurde, ist ein Familiengrab. "Das ist eine Kollektivbestattung der Bernburger Kultur, hier wurde die ganze Siedlungsgemeinschaft niedergelegt", sagte die Archäologin und Projektleiterin Susanne Friedrich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. "Bereits jetzt ist erkennbar, dass die Gesamtzahl der Toten auf jeden Fall im zweistelligen Bereich liegt." Die Ausgrabungen fanden im Vorfeld des Baus eines Logistikzentrums von Daimler Truck statt.
Bereits vor der Öffnung wurden kleine Sichtfenster im Bereich der Totenhütte angelegt. Erkennbar sei, dass die Toten nicht mehr alle im natürlichen Verband liegen. "Sie wurden im Verlauf späterer Bestattungs-Zeremonien weiter an den Rand der Totenhütte geschoben", sagte Friedrich.
DNA-Analyse soll bei Erforschung helfen
Für die Archäologen stellt sich nun die Frage: Wie sind diese Menschen miteinander verwandt? Dank der Fortschritte in der DNA-Analyse sei es möglich, die einzelnen Generationen genau zu bestimmen. Biochemische Untersuchungen könnten Aufschluss über Ernährung, sozialen Status und Herkunft geben. "Damit erhält die Archäologie eine Momentaufnahme, wie damals gelebt und bestattet wurde", sagt die Archäologin.
Die Totenhütte ist laut Friedrich drei Meter breit, elf Meter lang und etwa 70 Zentimeter hoch. Sie wurde in einem rund 80 Tonnen schweren Block geborgen und soll in den nächsten Monaten in einer Werkstatt in Halle geöffnet und untersucht werden. "Ich kenne keine Totenhütte der Bernburger Kultur, die komplett als Block geborgen wurde", sagte Friedrich.
dpa, MDR (Moritz Arand)