Betroffene Fläche Waldbrand am Brocken: Streit um Größe des Feuers

19. September 2022, 18:28 Uhr

Mehrere Tage hatten bis zu 500 Feuerwehrleute gebraucht, um das Feuer am Brocken im Nationalpark Harz zu löschen. Inzwischen wird über das Ausmaß des Brandes gestritten. Die Angaben schwanken zwischen zwölf und 320 Hektar.

Der Streit um die betroffene Fläche beim Waldbrand am Brocken geht in eine weitere Runde. Der Einsatzleiter der Feuerwehr, der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse, teilte MDR SACHSEN-ANHALT am Montag mit, nach neuesten Erkenntnissen sei sogar eine Fläche von 320 Hektar betroffen gewesen.

Zur Begründung beruft sich Lohse auf ausgewertete Satellitenbilder. Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes stellt zugleich klar: Man unterscheide grundsätzlich zwischen betroffen und verbrannt. Wenn ein Zimmer brenne, seien vielleicht die Gardine, das Bett und der Teppich verbrannt. Betroffen sei jedoch das Zimmer.

Feuerwehrmann Kai-Uwe Lohse mit Warnweste steht vor einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr und schaut in die Kamera.
Feuerwehrmann Kai-Uwe Lohse: Nach neuesten Erkenntnissen sogar eine Fläche von 320 Hektar betroffen. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Lars Frohmüller

Streit über Größe des Feuers

Lohse verwies in diesem Zusammenhang auf eine Animation, die den Brand im Nationalpark Harz zeigt: Dort seien die einzelnen Feuerpunkte zu sehen. Dazwischen gebe es natürlich auch Flächen, die nicht gebrannt hätten. Das ändere aber nichts am Umfang des Einsatzes. Man könne am Ende jede schwarze Stelle zusammenrechnen und auf eine kleinere Zahl kommen, das führe jedoch zu nichts.

Der Landrat des Landkreises Harz, Thomas Balcerowski (CDU), sprach in einer Pressemitteilung am Montagnachmittag von einer 329 Hektar großen betroffenen Fläche "mit hohen Temperaturunterschieden".

Bis vergangene Woche war die vom Waldbrand betroffene Fläche offiziell mit 160 Hektar angegeben worden. Die Nationalparkverwaltung hatte diesen Angaben am Freitag deutlich widersprochen. Nationalpark-Leiter Roland Pietsch sagte laut Pressemitteilung, Luftbilder mit einer Drohne hätten eine Fläche von maximal zwölf Hektar ergeben.

Löscharbeiten hatten Tage gedauert

Pietsch erklärte die mehr als zehnmal so hohen Werte der Feuerwehr damit, dass während des Einsatzes nur eine grobe Schätzung des Ausmaßes möglich sei. "Umso wichtiger ist es, transparent, offen und faktenbasiert über die abschließend betroffene Fläche zu informieren", teilte Pietsch mit.

Der Feuerwehr-Einsatzleiter hatte bereits am Freitag auf MDR-Nachfrage an seiner Darstellung festgehalten. Man habe mit den Kollegen der Katastrophenschutzorganisation @fire mittels Geodaten über Google Maps das Einsatzgebiet vermessen und eine Fläche von 160 Hektar ermittelt.

Auch Landrat Balcerowski krisierte die Nationalparkverwaltung: Die ermittelte Brandfläche von lediglich zwölf Hektar sei definitiv falsch und entspreche zudem nicht der Normalabweichung von Satelliten.

Hintergrund des Streits ist unter anderem die Diskussion um Totholz als möglichen Brandbeschleuniger vor Ort. In Kernzonen des Nationalparks Harz bleiben umgefallene Bäume und Äste liegen. Umweltschützer sehen in Totholz einen wichtigen Bestandteil im Ökosystem Wald. Viele Politiker sehen darin hingegen einen Risikofaktor. Die Löscharbeiten hatten rund eine Woche gedauert. Zur Unterstützung waren auch Löschflugzeuge aus Italien im Einsatz.

MDR (Lars Frohmüller, Christoph Dziedo, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. September 2022 | 18:00 Uhr

4 Kommentare

Basil Disco am 20.09.2022

Es geht doch hier nur noch darum, den Nationalpark "sturmreif zu schießen". Und, lieber Ralf Richter, von daher könnte es durchaus sein, dass es eben doch eine Rolle für den Brandstifter spielt, welchen Schutzstatus der Wald hat. Andererseit: solange dieses funkensprühende Monstrum Brockenbahn durch die Kernzone fahren darf muss man doch nicht noch einen anderen Brandstifter bemühen.

Ralf Richter am 19.09.2022

Wäre es nicht am sinnvollsten zuerst die Brandursachenermittlung abzuschließen? Es wurde hier doch auch von möglicher Brandstiftung gesprochen und einem solchen Brandstifer dürfte es egal sein, welchen Schutzstatus ein Wald hat.
Diese Diskussion bzw. Streit pro / contra Nationalpark bringt zu diesem Zeit niemandem etwas.
Der NP Bay. Wald hat nach den gravierenden Sturm- u. Borkenkäferschäden der 1990er Jahre bewiesen, daß ohne menschl. Eingreifen eine nachhaltige Regeneration der Natur möglich ist bei sanftem Tourismus.
Ob dieser Begriff im Harz und auch im Elbsandstein Geb. so gegeben ist, darf / sollte hinterfragt werden. Ob dann eine Kulturlandschaft besser als Naturpark zu händeln ist, darf durchaus diskutiert werden.

Moewe1 am 19.09.2022

Können wir nicht mal mehr die Fläche ausrechnen

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