Pandemie-Aufarbeitung Magdeburg: Ex-OB Trümper kritisiert Corona-Maßnahmen
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28. März 2024, 09:25 Uhr
Vom früheren Oberbürgermeister von Magdeburg, Lutz Trümper, kommt rückblickend Kritik an den beschlossenen Maßnahmen während der Corona-Pandemie. Im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT sagt er heute, es seien viele Sachen entschieden worden, die falsch waren.
- Lutz Trümper, der frühere Oberbürgermeister von Magdeburg, kritisiert die Maßnahmen, die während der Corona-Pandemie angeordnet wurden.
- Die Entscheider von damals nimmt er aber in Schutz.
- Sachsen-Anhalts Landesregierung will die Maßnahmen von damals heute untersuchen lassen.
Magdeburgs ehemaliger Oberbürgermeister Lutz Trümper hat sich kritisch zu den Corona-Maßnahmen der vergangenen Jahre geäußert. Es seien viele Sachen entschieden worden, die "einfach falsch" waren, sagte Trümper MDR SACHSEN-ANHALT: "Für mich ging es zu weit, als beschlossen wurde, dass man nicht mehr aus dem Haus gehen durfte. Das fand ich wirklich absurd."
Für mich ging es zu weit, als beschlossen wurde, dass man nicht mehr aus dem Haus gehen durfte.
Massive Kritik übte Trümper an der Impfpflicht für Menschen im medizinischen Bereich: "Weil zu dem Zeitpunkt schon klar war, dass man trotz Impfung das Virus wiederbekommen kann. Als man das gewusst hat, hätte man umsteuern und anders agieren müssen." Dass man aber trotz dieses Wissens an dem Gesetz festgehalten habe "und dass jemand, der das nicht wollte, sogar seinen Job verlieren konnte, das war blanker Unfug."
Trümper: Verantwortliche "teilweise übers Ziel hinausgeschossen"
Trümper nimmt die Entscheider von damals aber auch in Schutz: "Ich unterstelle den Verantwortlichen, sie wollten Gefahr vermeiden, sind dann aber teilweise übers Ziel hinausgeschossen. Es wäre aber besser gewesen, mal etwas mehr nachzudenken." Man hätte auch mehr Diskussion und andere Meinungen zulassen müssen, sagte Trümper, der bis Sommer 2022 und damit große Teile der Pandemie im Amt war.
Sachsen-Anhalt will Corona-Maßnahmen untersuchen
Das Coronavirus hatte sich vor vier Jahren weltweit ausgebreitet. In Deutschland entschied sich die Politik damals unter anderem für Schulschließungen sowie Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Deren Ausmaß will Sachsen-Anhalts Landesregierung nun untersuchen.
Wie Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erklärte, beginnt eine 15-köpfige Expertenkommission der Landesregierung Anfang April mit ihrer Analyse, um daraus Empfehlungen für die Zukunft abzuleiten. Der Abschlussbericht der Kommission solle in einem Jahr vorliegen.
Die Kommission besteht nach Angaben der Staatskanzlei aus 15 Personen, die aus den Bereichen Medizin, Gesundheitsvorsorge, Recht, Verwaltung, Schule, Medien, Wirtschaft, Handwerk, Sport und Kultur kommen. Geleitet wird sie von dem früheren Richter am Landesverfassungsgericht und Professor an der Universität Halle, Winfried Kluth.
Diskussion um Untersuchungen auf Bundesebene
Auch auf Bundesebene wird der Umgang mit der Corona-Pandemie möglicherweise untersucht. Dafür haben sich am Mittwoch führende Vertreter der Ampel-Regierung ausgesprochen. Die Debatte um eine Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen war durch jüngst veröffentlichte Protokolle des Robert-Koch-Instituts befeuert worden.
Sie geben Einblicke in die Arbeit des Krisenstabs aus der Zeit von Januar 2020 bis April 2021. Juristisch durchgesetzt worden war die Herausgabe der Protokolle durch das Online-Magazin "Multipolar". Das Magazin berichtet nach eigenen Angaben vorrangig zu den Themen Politik, Gesellschaft und Medienkritik. Einige Berichte des Magazins und einzelner Autoren können unter anderem nach Einschätzung des "Stern" und der "taz" als Verschwörungserzählungen eingeordnet werden.
MDR (Christoph-Mathias Pischel, Susanne Liermann, Mario Köhne); dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 27. März 2024 | 19:00 Uhr
Britta.Weber vor 37 Wochen
Denkschnecke, die Ampelparteinen haben die Impfpflicht durchdrücken wollen, obwohl bereits klar war, dass die Impfung keinen Fremdschutz bietet. Zum Glück gab es knapp keine Mehrheit.
emlo vor 37 Wochen
@Guter Schwabe: Noch eine Frage: Welche Möglichkeiten, die Weiterverbreitung des Virus zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen, außer massiv die Kontakte zu anderen Menschen zu reduzieren, sehen Sie? Nur zur Erinnerung, 2020 und 2021 war die Sterblichkeit bei einer Infektion noch recht hoch. Das ist nicht mit der heutigen Situation vergleichbar.
emlo vor 37 Wochen
@Guter Schwabe: Und welchem Zweck soll all das gedient haben, wenn nicht der Eindämmung der Pandemie? Ich bin ja durchaus auch der Meinung, dass manche der Maßnahmen überzogen waren, zumindest aus heutiger Sicht. Aber böse Absicht zu unterstellen, geht entschieden zu weit!